70 Jahre Kriegsende

Russland feierte “Tag des Sieges” mit Mega-Parade

Ausland
09.05.2015 15:21
Mit einer riesigen Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau hat Russland den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland vor 70 Jahren gefeiert. Präsident Wladimir Putin dankte am Samstag zu Beginn der Feiern den Alliierten für ihren "Beitrag" zum Sieg über die Wehrmacht. Rund 16.000 Soldaten nahmen an der Parade teil, bei der Russland auch neue Waffen wie den Kampfpanzer T-14 vorführte.

Einen Tag nach den Gedenkfeiern zum Kriegsende in ganz Europa verfolgten in Moskau Hunderttausende Zuschauer die Militärparade auf dem Roten Platz. Putin nahm die bisher größte Parade zum "Tag des Sieges" zusammen mit Verteidigungsminister Sergej Schogui ab. Unter den ausländischen Staatsgästen waren UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, Chinas Staatschef Xi Jinping, Indiens Präsident Pranab Mukherjee sowie dessen kubanischer Kollege Raul Castro.

Auch Spitzenpolitiker aus Ägypten, Nordkorea, Südafrika und mehreren ehemaligen Sowjetrepubliken nahmen teil. Namhafte Vertreter der ehemaligen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich blieben den Feierlichkeiten dagegen wegen der russischen Politik im Ukraine-Konflikt fern. Auch Bundespräsident Heinz Fischer erteilte der Einladung zur Teilnahme eine Absage. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft erst am Sonntag in Moskau ein, um dort mit Putin am Grabmal des Unbekannten Soldaten einen Kranz niederzulegen. Außenminister Sebastian Kurz legte bereits vergangenen Dienstag einen Kranz in der russischen Hauptstadt nieder.

"Sowjetunion hat an blutigsten Schlachten teilgenommen"
In seiner Ansprache hob Putin die Rolle der Sowjettruppen hervor. "Man muss daran erinnern, dass es die Rote Armee war, die nach einer verlustreichen Offensive auf Berlin den Endpunkt unter den Krieg gegen Hitler-Deutschland setzte", sagte Putin. "Die Sowjetunion hat an den blutigsten Schlachten teilgenommen. Hier haben die Nazis ihre militärische Macht konzentriert", sagte Putin vor einer Schweigeminute. Die Sowjetunion hatte mit geschätzten 27 Millionen Toten die meisten Opfer während des Zweiten Weltkriegs zu beklagen.

Putin dankte aber auch den westlichen Alliierten. "Ich danke den Bevölkerungen Großbritanniens, Frankreichs und der Vereinigten Staaten für ihre Teilnahme am Sieg. Ich danke den unterschiedlichen antifaschistischen Ländern, die sich in den Reihen des Widerstands und im Untergrund an den Kämpfen gegen die Nazis beteiligt haben."

Der Präsident zeigte sich eher versöhnlich in seiner Ansprache und verzichtete auf eine Warnung vor der Gefahr des neuen "Faschismus" in der Ukraine. Auf die schwerste Krise zwischen Ost und West seit Ende des Kalten Krieges nahm der Kremlchef aber indirekt Bezug. Die Prinzipien der Nachkriegsordnung würden immer häufiger verletzt, kritisierte Putin. Versuche, eine "monopolare" Welt zu schaffen, würden zunehmen. Nötig sei aber ein System, das gleiche Sicherheit für alle Staaten garantiere. "Nur dann werden wir Frieden und Ruhe auf dem Planeten gewährleisten."

Russland präsentierte neue Waffensysteme
Russland nutzte die 90-minütige Militärparade am Samstag auch dazu, mehrere neue Waffensysteme vorzuführen. Neben gepanzerten Truppentransportern, Artilleriesystemen und einem Panzerabwehrsystem war darunter auch der Kampfpanzer T-14, der als Flaggschiff einer neuen Generation von Panzern gilt. Berichten zufolge soll die Armee langfristig 2.300 Panzer dieses Typs erhalten, doch gibt es Zweifel, dass das Geld dafür reicht.

Nach der Parade nahmen Hundertausende Menschen an einem Umzug durch das Zentrum von Moskau teil, bei denen sie Bilder ihrer Väter oder Großväter trugen, die an dem "großen Vaterländischen Krieg" teilnahmen. Putin führte überraschend persönlich den Marsch im Gedenken an die Kriegsopfer an. Mit einem Porträt seines Vaters Wladimir, der im Zweiten Weltkrieg gegen die deutschen Truppen kämpfte, stellte sich Putin an die Spitze der rund 250.000 Menschen, die durch die russische Hauptstadt marschierten.

Der 62-Jährige sagte, der Marsch sei eine Würdigung der Millionen russischen Kriegstoten, aber auch ein Zeichen der Stärke Russlands. "Es spricht auch von unserem Selbstbewusstsein, dem Vertrauen in unsere Stärke und die glückliche Zukunft unserer Kinder", sagte Putin auf dem Roten Platz. "Ich denke, dass mein Vater wie Millionen einfacher Soldaten, und er war ein einfacher Soldat, jedes Recht hatte, über diesen Platz zu gehen."

Auch Separatisten in Ukraine hielten Militärparade ab
Außer in Moskau fand auch im ostukrainischen Donezk eine Militärparade der prorussischen Separatisten statt. Knapp 1.500 Rebellenkämpfer marschierten begleitet von sechs Panzern sowie Raketenwerfern und Luftabwehrgeschützen die Hauptstraße der Großstadt hinunter. Viele trugen die rote sowjetische Fahne oder Bilder des Diktators Josef Stalin.

In Berlin gedachten Tausende Menschen der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Vor den Sowjetischen Ehrenmalen in Treptow und in der Nähe des Brandenburger Tors legten sie am Samstag Blumen und Kränze nieder. Darunter waren Botschafter verschiedener Länder, unter ihnen der russische Botschafter in Deutschland, Wladimir Grinin. Er sagte, es sei wichtig an das Kriegsende zu erinnern - "für uns und für alle". Zum größten Ehrenmal in der deutschen Hauptstadt, wo tausende sowjetische Soldaten begraben sind, kamen nach Schätzungen der Polizei fast 10.000 Menschen.

In Russland und den meisten Nachfolgestaaten der Sowjetunion wird am 9. Mai an die Kapitulation Hitler-Deutschlands erinnert. Der Beginn des Waffenstillstands am Ende des Zweiten Weltkriegs war nach der Unterzeichnung der Kapitulation vor den Westalliierten auf den 8. Mai 1945 um 23.00 Uhr MEZ festgelegt worden. Der deutsche Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Befehlshaber der Wehrmacht unterzeichnete die Kapitulation vor den Sowjets erst am 9. Mai - kurz nach Mitternacht.

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