Vorsichtiger sind heimische Forscher, das Wifo erwartet heuer 1,5 Prozent (siehe Grafik). Die Tendenz ist aber überall erfreulich gleich: Haben uns die USA seit 2012 mit ihrem Wirtschaftswachstum zwischen zwei und drei Prozent meilenweit abgehängt, startet die EU nun eine Aufholjagd. "Es gibt viele gute Anzeichen, und das Umfeld von Geldpolitik, Rohstoffen usw. ist so günstig wie lange nicht. Ich rechne ab der zweiten Jahreshälfte mit einer deutlichen Belebung, sofern keine neuen Probleme auf den Finanzmärkten entstehen", ist Wifo-Ökonom Marcus Scheiblecker recht optimistisch.
Die wichtigsten Bausteine fürs Comeback
Geldpolitik: "Das ist wie bei Antibiotika, wo man auch nicht ein, zwei Tabletten, sondern die ganze Packung nehmen muss. Die USA haben gleich 2008 Vollgas gegeben, den Leitzins von vier Prozent auf null gesenkt und ein Anleihenkaufprogramm gemacht. Dafür wurden fünf Prozent Budgetdefizit und über 100 Prozent Staatsschuldenquote in Kauf genommen. Die EZB war hingegen wankelmütig, hat lange gezögert und erst jetzt ähnliche Maßnahmen begonnen, die wirken", so Scheiblecker.
Solide Basis: Die USA haben sich seit der Krise zwar insgesamt besser entwickelt, doch genau betrachtet hat sich die Industrie speziell in Deutschland und Österreich laut Scheiblecker anfangs sogar schneller auf Vorkrisenniveau erholt. Erst danach ist uns die Luft ausgegangen, doch die Wettbewerbsfähigkeit passt an sich. Die Ersparnis dank billiger Ölrechnung sowie der günstige Euro-Kurs (25 Prozent Abwertung gegen den US-Dollar seit April 2014) sollten nun neuen Schub bringen.
Die Valartis Bank rechnet daher mit um zehn bis zwölf Prozent steigenden Unternehmensgewinnen in Europa. Für Österreichs Betriebe besonders wichtig wäre, wenn Deutschlands Aufschwung (derzeit vor allem von Bau und Konsum getragen) wegen dieser guten Rahmenbedingungen tatsächlich wieder mehr aus dem Export kommt.
Randstaaten erholt: Die EU-Ostländer brummen bereits wieder mit Wachstumszahlen um die drei Prozent. Und selbst die Krisenstaaten erholen sich deutlich. Portugal erwartet heuer 1,7 Prozent BIP-Plus, Spanien 2,8, Irland und Litauen gar 3,4 Prozent. Italien könnte leicht auf 0,7 Prozent zulegen. Selbst Griechenland werden nach sechs Rezessionsjahren 2,5 Prozent Plus zugetraut.
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