Tiefer Fall

Geldwäscheverdacht: Ex-IWF-Chef Rato festgenommen

Wirtschaft
17.04.2015 12:30
Der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds, Rodrigo Rato, ist in Spanien vorübergehend festgenommen worden. Rato sei am Donnerstagabend im Rahmen einer Durchsuchung seiner Wohnung in Madrid von Polizisten abgeführt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur EFE. Dem ehemaligen IWF-Chef werden Geldwäsche, Steuerbetrug und betrügerische Vermögensverschiebung vorgeworfen. Nach rund achtstündiger Durchsuchung seiner Wohnung und seines Büros wurde Rato nach Mitternacht wieder freigelassen.

"Ich habe Vertrauen in die Justiz und habe aktiv mit ihr kooperiert", sagte der ehemalige Chef des IWF der Nachrichtenagentur. Nach offiziell unbestätigten Medienberichten geht es in der Affäre um die Herkunft von 6,2 Millionen Euro, die der frühere Wirtschaftsminister 2012 im Rahmen einer allgemeinen Steueramnestie aus der Schweiz nach Spanien transferiert hatte.

Alle Familienmitglieder besaßen Unternehmen
Nach Berichten der Online-Ausgaben der Zeitungen "El Pais" und "El Mundo" haben die spanischen Behörden ermittelt, dass Rato in Steuerparadiesen Unternehmen auf die Namen seiner Ex-Frau, seiner drei Kinder, seiner Schwester und auch einer Nichte gegründet haben soll. Die oppositionellen Sozialisten forderten die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses und eine sofortige Anhörung von Ministerpräsident Mariano Rajoy im Parlament.

Parteiausschluss nach Skandalen
Rato erklärte, das Geld stamme von Aktienoptionen, die er 2008 erhalten hatte. Gegen den konservativen Politiker wird bereits in zwei anderen Affären ermittelt, darunter wegen Betrugs, Unterschlagung und Kontenfälschung beim Börsengang der Bank Bankia im Jahr 2011. Der Beschuldigte hatte von 2010 bis 2012 die Bank geleitet, die 2012 von der Regierung mit 20 Milliarden Euro vor der Pleite gerettet werden musste. Die Vermögen von Hunderttausenden Kleinaktionären wurden damals ruiniert. Wegen der Ermittlungen wurde Rato aus der konservativen Regierungspartei PP ausgeschlossen.

Vom "Wundermann" zum "unverschämten Kerl"
Der ehemalige "Superminister" für Finanzen und Wirtschaft, der in den Jahren 1996 bis 2004 das spanische Budgetdefizit auf Null und die Arbeitslosigkeit von 22 auf elf Prozent senkte, galt damals als "Wundermann". Doch mittlerweile ist er als Schwindler in Verruf geraten. Passanten beschimpften Rato bei seiner Verhaftung als "unverschämten Kerl".

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