Für seine Prinzessin

Mann gründete für Tochter “Königreich” in Afrika

Ausland
24.07.2014 11:52
Emily Heaton wollte Prinzessin sein, nicht zu Hause oder in der hölzernen Burg des Spielplatzes ihrer Heimatstadt Abingdon im US-Bundesstaat Virginia. Sie wollte eine richtige Prinzessin sein. Die Sechsjährige fragte also ihren Vater - und dieser beschloss, den Traum wahr zu machen. Er hisste an Emilys siebenten Geburtstag eine Flagge im Niemandsland zwischen Ägypten und dem Sudan - das Königreich "Nordsudan" war geboren. Juristisch blieb aber vorerst unklar, ob die Beanspruchung rechtens ist.

"Einem Kind will man nicht immer sagen, dass es nicht sein kann, was es sich wünscht, und mit sechs orientierte sich Emily in der Welt mit dem Wunsch, eine Prinzessin zu sein", so Jeremiah Heaton über den Wunsch seiner Tochter. "Also habe ich ihr gesagt, dass sie das sein kann." Im Internet recherchierte der Vater nach Niemandsland, das er als Königreich für seine Tochter reklamieren könnte - zunächst allerdings ergebnislos.

"Anfangs schaute ich in der Antarktis, wo es keine Bevölkerung gibt", erzählt er. "Doch wegen des Antarktis-Vertrages sind dort keine neuen Gebietsansprüche erlaubt." Seine Suche führte ihn schließlich nach Bir Tawil, einem unbewohnten Wüstenstrich zwischen Ägypten und dem Sudan, seit Langem staatenlos nach ergebnislosen Verhandlungen über den Grenzverlauf.

Vater reiste für Gründung des Königreichs nach Afrika
Bald darauf flog Heaton nach Afrika. "Ich sah weder die Pyramiden, noch Luxor, noch Alexandria. Ich wollte nur in die Grenzregion fahren und Anspruch auf Bir Tawil erheben. Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen, die in Ägypten waren und die Pyramiden nicht gesehen haben." Umgerechnet nicht einmal 2.200 Euro habe ihn die Expedition gekostet, sagt er. Am 16. Juni schließlich, dem siebenten Geburtstag von Emily, pflanzte er eine Flagge auf ein paar hundert Quadratkilometer unbewohntes Land und rief das Königreich "Nordsudan" aus.

Nun haben Vater und Tochter große Pläne für "ihr" Königreich. "Wir werden Kindern in Afrika helfen, die kein Essen haben", sagt Emily. "Wir werden einen Garten bauen, so groß wie unser Land." Heaton schwebt eine Oase vor, ein umweltfreundliches Landwirtschaftsprojekt, spendenfinanziert über die Internetplattform KickStarter, vielleicht sogar unterstützt von ausländischen Regierungen.

Jus-Professor skeptisch
Aber kann ein Einzelner ein Königreich auf ausländischem Boden gründen? Edward Swaine, Jus-Professor an der George Washington Universität in Washington DC, ist skeptisch: "Grundsätzlich muss er korrekt darlegen, dass niemand das Land beansprucht. Für mich ist nicht offensichtlich, dass dies so ist. Darüber hinaus muss er das Land wirksam besetzen, nicht nur eine Flagge hissen oder dort auftauchen und ein Selfie machen."

Heaton versichert, er arbeite darauf hin. Für die Botschaft des "Nordsudan" habe er bereits Büroräume im Zentrum von Washington und eine Telefonnummer. "Ich glaube, wenn die Regierungen von Ägypten und Sudan einmal erkannt haben, dass wir die Region positiv verändern werden, dann werden sie sehen, dass die Anerkennung des Königreiches 'Nordsudan' Vorteile bringt." Bald wolle er Gespräche mit den beiden Staaten aufnehmen, betont Heaton.

Die Botschaften von Ägypten und des Sudan wollten die Geschichte nicht kommentieren. Auch wenn Emilys Königreich einer rechtlichen Überprüfung nicht standhalten sollte: Zumindest in der Schule hält sie Hof. Ihre Freundinnen finden es "cool", dass sie sich nun eine richtige Prinzessin nennt.

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