Burgtheater-Veteran

Gert Voss ist tot – Trauer um Schauspiel-Titan

Adabei
14.07.2014 09:52
Kammerschauspieler und Burgtheater-Veteran Gert Voss ist tot. Der gebürtige Deutsche, der seit fast drei Jahrzehnten Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater war, starb nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren in Wien, wie das Burgtheater am Montag mitteilte. Details zu der Krankheit wollte man vonseiten des Burgtheaters in Absprache mit der Familie keine bekannt geben.

In Wien erlebte der herausragende Schauspieler seine Sternstunden und debütierte als "Richard III" 1986 an der Burg. "In den folgenden Jahrzehnten trug Gert Voss diese Krone immer wieder, egal ob er Könige oder Bettler, Shakespeare oder Beckett, Bernhard oder Handke, Tschechow oder Tabori spielte", würdigte ihn die interimistische Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann in einem ersten Statement. "Der Spieler-Titan war im Theaterolymp angekommen. Mit Gert Voss verliert das Burgtheater einen virtuosen Charakterdarsteller mit phänomenaler Strahlkraft."

Zuletzt war Voss Mitglied der Findungskommission für die neue Burgtheater-Direktion und stand für die ORF-Serie "Altes Geld" von David Schalko als alternder Wiener Patriarch vor der Kamera.

Geboren wurde Gert Voss am 10. Oktober 1941 als Sohn eines deutschen Kaufmanns in Shanghai. 1947 kehrte er mit seinen Eltern nach Hamburg zurück. Nach einem abgebrochenen Studium der Germanistik und Anglistik nahm er in München Schauspielunterricht. Nach einem ersten Engagement am Stadttheater Konstanz wechselte er 1968 an das Staatstheater Braunschweig, nächste Stationen waren das Münchner Residenztheater und das Staatstheater Stuttgart, wo 1974 Peymann Schauspieldirektor wurde.

Seit Claus Peymanns Direktionsantritt am Wiener Burgtheater feierte Gert Voss seine Sternstunden fast ausschließlich in Wien: mit "Richard III" (1986), als Shylock in Zadeks legendärem "Kaufmann von Venedig" (1988), "Prospero" im "Sturm" (1988), "Othello" (1990) und als Tschechows "Iwanow" (1990). Dazu kamen die großen Altersrollen wie "Lear" unter Luc Bondy (2007), "Wallenstein" unter Thomas Langhoff (2007) und der Mephisto in "Faust" (2009).

Herausragend unter seinen erstaunlich wenigen Film- und Fernseharbeiten sind Axel Cortis "Radetzkymarsch" (1993/94) und Paulus Mankers "Der Kopf des Mohren" (1992). 2012 war er noch in der Komödie "Zettl" von Helmut Dietl im Kino zu sehen.

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(Bild: kmm)



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