"Dunkle Zeit droht"

Cameron ruft zu Kampf gegen Killer-Keime auf

Ausland
02.07.2014 13:35
Der britische Regierungschef David Cameron fordert weltweite Anstrengungen zur Bekämpfung gefährlicher Killer-Bakterien, gegen die selbst die stärksten Antibiotika aufgrund weit verbreiteter Resistenzen nichts mehr ausrichten. "Ich denke, das ist eine sehr ernste Bedrohung. Wir laufen Gefahr, in der Medizin in eine dunkle Zeit zurückzukehren", sagte Cameron am Mittwoch in einem BBC-Interview.

Selbst Infektionen, die früher behandelbar waren, könnten dann nicht mehr bekämpft werden. Antibiotika-Medikamente, mit denen Ärzte schweren Infektionskrankheiten auf den Leib rücken, verlieren inzwischen mehr und mehr an Wirkung, weil die Erreger dagegen immun geworden sind. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC hatte im vergangenen Jahr vor einer zunehmenden Gefahr durch solche multiresistenten Killer-Keime gewarnt. Ohne wirksame Antibiotika wären selbst Routineoperationen nicht mehr möglich.

In dem Interview kündigte Cameron eine Untersuchung an, die der ehemalige Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs, Jim O'Neill, leiten soll. Das neue Gremium soll unter anderem klären, warum die Pharmabranche derzeit kaum neue Antibiotika entwickelt. O'Neill soll dabei mit internationalen Experten zusammenarbeiten.

Merkel und Obama unterstützen Initiative
Dem britischen Regierungschef zufolge wurde das Thema auch im Juni auf dem G7-Gipfeltreffen der sieben führenden Industriestaaten in Brüssel diskutiert. US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel würden die Initiative unterstützen. "Wir müssen das global angehen, denn das ist ein Problem, das jedes Land der Welt betrifft", sagte Cameron. Großbritannien werde aber eine führende Rolle übernehmen.

Resistenzen sind in der Medizin nichts Außergewöhnliches. Seit Alexander Fleming im Jahr 1928 mit Penicillin das erste Antibiotikum entdeckte, führen Mediziner ein Wettrennen gegen die Anpassungsfähigkeit der Krankheitserreger. In jüngster Zeit haben die Resistenzen aber weltweit zugenommen - inzwischen gibt es Erregerstämme wie MRSA (siehe Infobox), gegen die selbst die stärksten Breitband-Antibiotika machtlos sind. In den USA erkranken pro Jahr mittlerweile mehr als zwei Millionen Menschen an resistenten Keimen. Mehr als 20.000 sterben infolge einer Infektion, wie aus einer Erhebung der CDC hervorgeht.

Antibiotika-Forschung für Pharmaindustrie nicht lukrativ
Für die internationalen Pharmakonzerne ist das Thema Antibiotika-Resistenz dennoch kein großes Thema. Sie haben ihre Forschungen auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahren stark gedrosselt. Einer der Gründe: Unternehmen setzen lieber auf lukrativere Geschäftszweige wie die Bekämpfung von Krebs und chronischen Krankheiten. Anders als moderne Kassenschlager wie etwa Statine gegen zu hohe Cholesterinwerte werden Antibiotika nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen. Zudem verschreiben Ärzte lieber günstigere ältere Generika als neuere Präparate.

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