Ab nach Polen

So schnell verteilen sich gestohlene Autos

Motor
19.05.2014 11:07
"Kaum gestohlen, schon in Polen" - Auto Bild wollte wissen, was an dem Spruch dran ist und hat einen mit Sendern präparierten VW Caddy in der Nähe der deutsch-polnischen Grenze als Köder abgestellt.
(Bild: kmm)

In Görlitz schlagen die Diebe zu. Die Überwachungssysteme im verschlossenen Fahrzeug geben stummen Alarm und zeichnen in den darauf folgenden Wochen die Route des gestohlenen Caddys nach - und diese führt direkt nach Polen. Damit ist es dem Magazin erstmals gelungen, das Vertriebsnetz einer Autobande zu erkunden und Details über die Methoden von Autoschiebern ans Tageslicht zu bringen.

Um nachzuweisen, welchen Weg gestohlene Fahrzeuge nehmen, haben die Journalisten den acht Jahre alten Caddy mit einer still geschalteten Alarmanlage ausgestattet, die nur den Reporter alarmierte. Je ein GPS-Sender im Navigationssystem, im Cockpit, im Beifahrersitz, in der Rückbank und in der Fahrertür meldet seine Position permanent oder auf Anfrage via Satellit. Schon zehn Tage nach dem Diebstahl melden sich zwei Sender aus unterschiedlichen polnischen Städten nahe der Grenze und liefern damit den Beweis, dass das Auto zerlegt wurde.

Auto Bild macht nach einem Monat einige markierte Teile des gestohlenen Autos ausfindig, die für ein baugleiches Unfallfahrzeug in Polen als Ersatzteile verwendet wurden. Als der Fahrzeughalter mit den Beweisen konfrontiert wird, behauptet er, die Teile auf einem Automarkt im polnischen Lubin gekauft zu haben, von einem Diebstahl sei ihm nichts bekannt.

Die Autodiebe zu erwischen ist schwierig. Ihre Strategie: Ein Mitglied der Bande kundschaftet ein Fahrzeug aus. Wird es fündig, reisen zwei weitere Leute an, von denen einer das Auto aufbricht und der andere es wegfährt. Wird der Fahrer mit dem gestohlenen Auto erwischt, kann die Polizei ihm den Aufbruch nicht nachweisen. Eine weitere Person nimmt das Fahrzeug auseinander, eine andere verkauft die einzelnen Teile, die zum Großteil nicht eindeutig identifizierbar sind und somit auch nicht nachverfolgt werden können.

Noch heute senden die GPS-Systeme in den gestohlenen Caddy-Komponenten ihre Signale. Auto Bild hat seine Rechercheergebnisse gesammelt an die Polizei übergeben und Strafanzeige gestellt. Die Ermittlungen laufen.

Das österreichische Innenministerium hat übrigens gerade bekannt gegeben, dass ein Mann festgenommen wurde, der über eine Internetplattform mehrere Hundert Motoren und Getriebe von gestohlenen Fahrzeugen angeboten haben soll. Ermittler der Soko Kfz hatben den Verdächtigen ausgeforscht und die Autoteile sichergestellt. Insgesamt wurden so 291 Pkw-Diebstähle geklärt.

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(Bild: kmm)



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