Griechenland feiert eine erfolgreiche Rückkehr an den Kapitalmarkt. Am Donnerstag brachte Athen erfolgreich eine fünfjährige Staatsanleihe bei Investoren unter. Die Auktion spülte drei Milliarden Euro in die Staatskassen, wie das Finanzministerium in Athen Donnerstagmittag mitteilte. Die Anleger erhalten dafür einen Zinssatz von 4,75 Prozent.
Die Nachfrage nach den Anleihen war enorm: Es sollen Gebote über 20 Milliarden Euro eingegangen sein. Die Papiere dürften gut informierten Quellen zufolge eine Rendite (ergibt sich bei Anleihen aus dem Zinssatz, dem sogenannten Kupon, und dem Ausgabekurs der Anleihe) um die fünf Prozent abwerfen. Das ist überraschend niedrig. "Alles, was unter 5,3 Prozent ist, ist für uns super", hatte es vor der Versteigerung aus dem Finanzministerium geheißen.
Venizelos: "Angebot mindestens achtfach überboten"
Der griechische Vizeministerpräsident Evangelos Venizelos erklärte sichtlich zufrieden im Fernsehen: "Das Ereignis des Tages ist die feierliche Rückkehr Griechenlands an die Märkte." Die Zinsen für die neuen Anleihen würden voraussichtlich "besser oder mindestens genauso günstig" sein wie bei irischen oder portugiesischen Staatsanleihen, so Venizelos. Die Reaktion der Märkte sei "ermutigend".
Es sei "der große Schritt", der das Land aus der engen Überwachung der Geldgeber befreien werde, titelte die Boulevardzeitung "Ethnos". "Spektakuläre Rückkehr an die Märkte", hieß es bei der konservativen Athener Zeitung "Kathimerini". Das linke Blatt "Avgi", das dem oppositionellen Bündnis der radikalen Linken, Syriza, nahesteht prophezeite dagegen "neue harte Sparmaßnahmen" für die Griechen.
Brüssel freut sich über die "sehr gute Nachricht"
Auch die EU-Kommission begrüßte die Rückkehr Griechenlands an die Kapitalmärkte. Eine Sprecherin erklärte in Brüssel, dieser Schritt sei "ermutigend für Griechenland und Europa". Es handle sich um eine "sehr gute Nachricht". Allerdings warte die Kommission noch auf die konkreten Zahlen aus Athen. Jedenfalls sei Griechenland mit seinem Sparprogramm auf Schiene.
Griechenland gibt die neuen Anleihen unter britischem Recht aus. Damit setzt Athen ein starkes Zeichen, um Befürchtungen eines erneuten Zahlungsausfalls für private Anleger zu dämpfen. Zur Erinnerung: Vor nur zwei Jahren hatte das überschuldete Griechenland seine Anleihehalter zu einem massiven Forderungsverzicht gedrängt. Im Schnitt mussten mehr als 70 Prozent vom Nennwert abgeschrieben werden. Möglich war dies, weil die umgeschuldeten Papiere griechischem Recht unterlagen. Einzelne Anleihen unter britischem oder auch Schweizer Recht blieben damals vom sogenannten Haircut verschont.
Neuer Finanz-Anlauf nach gescheitertem Versuch 2010
Es ist die erste Ausgabe einer länger laufenden Staatsanleihe, seitdem das Land 2010 mit milliardenschweren Krediten vor der Pleite bewahrt wurde. Der letzte Versuch verlief traumatisch: Athen wollte sich im April 2010 eine Milliarde Euro für 20 Jahre leihen. Es kamen aber nur Angebote für 390 Millionen Euro zusammen. Wenige Tage später richtete Athen einen Hilferuf an die Euro-Partner. Angesichts der Beruhigung der Schuldenkrise wollte das hochverschuldete Euro-Land nun testen, ob es sich wieder aus eigener Kraft finanzieren kann.
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