„Unfassbar grausam“

Milizen-Führer für Massaker im Sudan verurteilt

Außenpolitik
09.12.2025 13:05

Die berüchtigte Janjaweed-Miliz hat im Sudan-Krieg Hunderttausende Menschen ermordet. An ihrer Spitze stand Ali Kushayb. 2020 hat sich der heute 76-Jährige gestellt. Die Anklage hatte daraufhin lebenslange Haft gefordert. Jetzt steht fest, wie lange der Milizenchef wirklich ins Gefängnis muss.

Gut 20 Jahre nach den Massakern in der Region Darfur im Sudan hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag einen Ex-Milizenchef zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman sei für „unvorstellbarer Grausamkeit“ verantwortlich, so die Vorsitzende Richterin Joanna Korner am Dienstag. Er war bereits im Oktober wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen worden, darunter Mord, Vergewaltigungen, Folter.

Miliz ermordete Hunderttausende Menschen
Es war das erste Urteil des Weltstrafgerichtes zu den Verbrechen in Darfur. Der auch als Ali Kushayb bekannte Angeklagte war dem Gericht zufolge einer der wichtigsten Anführer der von der Regierung unterstützten Janjaweed-Miliz, die von 2003 bis 2006 für die Ermordung von etwa 300.000 Menschen in der westsudanesischen Region verantwortlich gemacht wird.

Ali Kushayb bekam mildere Strafe
Die Richter sahen nach eigenen Angaben nur sehr wenige Gründe, die Strafe zu mildern. Wegen seines hohen Alters (76 Jahre) und weil er sich 2020 freiwillig gestellt hatte, war das Strafmaß aber kürzer ausgefallen. Die Anklage hatte lebenslange Haft gefordert. Die Verteidigung hatte bereits Berufung gegen das Urteil eingelegt. Die Untersuchungshaft wird auf die Strafe angerechnet. In welchem Land er seine Strafe verbüßen wird, ist noch nicht bekannt.

Zahlreiche Zeugen
Abd-Al-Rahman hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er hatte sich im Sommer 2020 dem Gericht gestellt. Zahlreiche Zeugen hatten ihn identifiziert und in dem Prozess detailliert die Massenmorde, Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen geschildert.

Bisher nur ein Prozess in 20-jährigem Krieg
Vor gut 20 Jahren war der Bürgerkrieg im Südwesten des Sudan ausgebrochen. Der UNO-Sicherheitsrat hatte das Weltstrafgericht mit der strafrechtlichen Verfolgung der Massaker von Darfur beauftragt. Bisher gab es nur diesen einzigen Prozess. Den muslimisch-arabischen Janjaweed-Reitermilizen wird seit Langem vorgeworfen, mit Rückendeckung der damaligen Regierung in Khartum vor allem gegen die schwarzafrikanische Zivilbevölkerung in Darfur vorgegangen zu sein.

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