Gräueltaten befürchtet

„Töten wahllos“: Miliz erobert Großstadt im Sudan

Ausland
28.10.2025 08:43

Die RSF-Miliz hat die letzte von der sudanesischen Regierung kontrollierte Großstadt in der Region Darfur eingenommen. Die sudanesische Armee zog sich am Montag aus Al-Fashir zurück. Es gibt Berichte über Gräueltaten in der Stadt, die Vereinten Nationen warnen vor einer Eskalation.

In Al-Fashir leben nach Schätzungen der UNO noch bis zu 300.000 Menschen. Ihnen drohen durch die RSF (Rapid Support Forces) schwere Gewalttaten, Tötungen, Folter und Vergewaltigungen sowie ethnisch motivierte Vertreibung.  Bereits am Sonntag hatte die Miliz die Einnahme der gesamten Stadt verkündet. Seither mehren sich dem UNO-Menschenrechtsrat zufolge die Berichte, wonach die RSF willkürliche Hinrichtungen in Al-Fashir durchführt.

„Kämpfer töten wahllos Zivilisten“
Das Auswärtige Amt in Deutschland zeigte sich erschüttert über die Berichte. „Kämpfer der RSF sind tief in die Stadt vorgedrungen und töten wahllos Zivilisten. Das muss sofort aufhören“, erklärte das Auswärtige Amt. Die RSF hätten öffentlich zugesagt, Zivilisten schützen wollen. „Sie werden sich für diese Taten verantworten müssen“.

„Teufel auf Pferden“
Wer sind die RSF?

Die Rapid Support Forces (dt. Schnelle Unterstützungskräfte) entstanden 2013. Sie gingen aus arabischen Reitermilizen hervor, den Dschandschawid oder „berittenen Teufel“. Ihnen wird vorgeworfen, vor gut 20 Jahren einen Genozid an nichtarabischen Bevölkerungsgruppen begangen zu haben. Bis zu 300.000 Menschen sollen damals getötet worden sein. Damals kämpften die „Teufel auf Pferden“ noch gemeinsam mit der sudanesischen Armee. Kommandeur der RSF-Miliz ist Mohammed Hamdan Daglo. Der sudanesische Warlord war seit 2019 Vize-Chef des herrschenden Militärrats. Im April 2023 startete er einen Putschversuch. Seither herrscht offener Krieg.

Die Kämpfe hatten in den vergangenen Wochen zu erhöhten Flüchtlingsströmen geführt. Tausende Vertriebene waren aus der Stadt in umliegende Gebiete geflohen. Von Tag zu Tag „steige das Risiko weiterer groß angelegter, ethnisch motivierter Verstöße und Gräueltaten“, warnte jetzt UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk. Es müssten dringend konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten.

Guterres fordert Verhandlungen
UNO-Generalsekretär António Guterres erklärte, die sudanesischen Streitkräfte und die RSF-Miliz müssten unverzüglich mit seinem persönlichen Gesandten für den Sudan, Ramtane Lamamra, in Kontakt treten und rasche Schritte in Richtung einer Verhandlungslösung unternehmen. Er sei zutiefst besorgt über die jüngste militärische Eskalation im Sudan und verurteile berichtete Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht.

Guterres zeigte sich nach Anhaben seines Sprechers zudem zutiefst alarmiert darüber, dass weiterhin Waffen und Kämpfer in den Sudan gelangten und damit die ohnehin schon verzweifelte Lage im Land weiter verschärften. Dies müsse unverzüglich beendet werden. Humanitäre Hilfe für die bedürftigen Zivilisten müsse schnell und ungehindert geliefert werden können. Seit mehr als achtzehn Monaten seien Al-Fashir und die umliegenden Gebiete in Darfur ein Epizentrum des Leids. Täglich forderten Unterernährung, Krankheiten und Gewalt Menschenleben.

Brutaler Machtkampf
Im Sudan herrscht seit April 2023 ein brutaler Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, hat die RSF-Miliz ihre Kontrolle über die Region Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Beobachter fürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes.

Sudans Militärherrscher Abdel-Fattah al-Burhan
Sudans Militärherrscher Abdel-Fattah al-Burhan(Bild: AFP/EBRAHIM HAMID)

Für den aktuellen Bürgerkrieg gibt es keine belastbaren Opferzahlen, nach einer von den USA zitierten Schätzung könnten aber bis zu 150.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von Hunger bedroht.

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