Die Zahl der Sozialhilfe-Empfänger ist im Jahr 2024 leicht angestiegen, am meisten in Wien. Der Anteil der Kosten am Gesamtbudget ist mit 0,27 Prozent des BIP weiterhin gering. Mit Kürzungen bei der Sozialhilfe kann man daher nicht das Budget sanieren, betont Sozialministerin Schumann.
Nach Jahren rückläufiger Zahlen gab es 2024 um 4,5 Prozent mehr Bezieher als im Jahr davor. Hauptgrund ist der schwierige Arbeitsmarkt in Kombination mit hoher Inflation, erklärte Ministerin Korinna Schumann (SPÖ) bei einem Hintergrundgespräch. Im Jahresdurchschnitt erhielten 205.781 Personen die Unterstützung, das sind laut Zahlen der Statistik Austria rund 8800 mehr als 2023. Neun von Zehn der zusätzlichen Bezieher war beim AMS als arbeitssuchend registriert.
„Letztes Sicherheitsnetz“
Die Gesamtausgaben stiegen auf 1,317 Mrd. Euro. Allerdings sind rund 60 Prozent der Mehrausgaben auf die Valorisierung zurückzuführen. Dennoch ist der Anteil der Kosten am Gesamtbudget mit 0,27 Prozent des BIP eher gering (2023 waren es 0,23 %). Daher gehe sich eine Budgetsanierung mit Sozialhilfekürzungen nicht aus, so Schumann. Es sei auch unmöglich, hier weiter einzusparen, da sonst Hunger, Wohnungsnot und völlige Verwahrlosung der Betroffenen drohen würden. „Die Sozialhilfe ist das letzte Sicherheitsnetz“, betonte sie – die Geldleistung sichere das Lebensnotwendige, wenn Einkommen wegfallen.
Sparen bei den Ärmsten kann eine verantwortungsvolle Politik nicht leisten.

Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ)
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
Die Sozialministerin machte auch deutlich, dass Betroffene die Teuerung besonders zu schaffen macht. Die Inflationsrate lag im Oktober 2025 bei vier Prozent. Für die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung liege die Teuerung jedoch monatlich um 0,4 Prozentpunkte höher als für die wohlhabendsten zehn Prozent, verwies sie m auf Daten des Instituts für Höhere Studien (IHS). Grund dafür sei die Konsumstruktur: Geringverdienende müssen fast ihr gesamtes Einkommen für Wohnen, Energie und Lebensmittel aufwenden. Diese stellen die Bereiche mit den höchsten Preissteigerungen dar. 53 Prozent der Bezieher stammen aus Drittstaaten, 38 Prozent sind österreichische Staatsbürger. 44 Prozent haben einen Asyl- oder subsidiären Schutzstatus. Die durchschnittliche Bezugsdauer lag bei 9,1 Monaten.
Nur 43 Prozent können arbeiten
Von den Sozialhilfeempfängern sind nur 43 Prozent erwerbsfähig. Hiervon sind 35 Prozent arbeitslos gemeldet, acht Prozent befinden sich in Beschäftigung – und erhalten die Sozialhilfe als sogenannte Aufstocker, da ihr Einkommen zu gering ausfällt. Die größte Gruppe der Bezieher sind Kinder – mit 37 Prozent. Nach den Arbeitssuchenden und den ohnehin Beschäftigten sind weitere acht Prozent nicht arbeitsfähig. Sieben Prozent sind in Pension und dort „Aufstocker“, weitere fünf Prozent können wegen Fürsorgepflichten nicht am Erwerbsleben teilnehmen.
70 Prozent der Bezieher leben in Wien
Der Großteil – rund 70 Prozent – aller Sozialhilfe- und Mindestsicherungsbezieher lebt in Wien. In der Bundeshauptstadt gab es 2024 einen Anstieg um fünf Prozent, während Bundesländer wie Tirol (-0,2 Prozent) oder Vorarlberg (-1,8) leicht rückläufige Zahlen meldeten.
Zwar ist 2024 in Wien im Bundesländer-Vergleich die Beschäftigung am stärksten gewachsen – nur Dank der Bundeshauptstadt gab es insgesamt ein Beschäftigungs-Plus, hieß es aus dem Ministerium. Dass die Zahl der Sozialhilfebezieher dennoch wuchs, habe mehrere Gründe: Erstens konzentriere sich hier das Bevölkerungswachstum und die Bevölkerung in Wien sei „sehr jung“, wodurch es auch einen starken Druck auf den Arbeitsmarkt gebe.
Auch würden die Sozialhilfeempfänger in den Städten einen besonders schlechten Gesundheitszustand aufweisen, gleichzeitig ziehe die gute Gesundheitsversorgung die Betroffenen in die Städte. Auch von der Zuwanderung – sowohl jene aus dem Ausland wie die Binnenwanderung – seien Städte besonders betroffen. Auch in der Steiermark leben 60 Prozent der Bezieher in Graz, in Salzburg ein ähnlich hoher Anteil in der Stadt Salzburg.
Vereinheitlichung als Ziel
Die monatliche Leistungshöhe lag 2024 bei 505 Euro pro Person. Die Spannweite reichte von 431 Euro im Burgenland bis 522 Euro in Wien. Bei der Reform der Sozialhilfe, die derzeit verhandelt wird, stehe die Zielsetzung der Vereinheitlichung im Fokus, sagte Schumann. Zur Umsetzung des Vorhabens einer „Zukunftssicherung für Kinder“ habe man eine Studie in Auftrag gegeben, die die derzeitige Struktur der Familienleistungen eruieren soll. Diese soll Mitte 2026 vorliegen, so die Ministerin.
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