Die extreme Teuerung hat die Armut in Österreich spürbar vergrößert. Fast jeder Vierte kann sich unerwartete Ausgaben von mehr als 1500 Euro nicht leisten. In nur zwei Jahren hat sich die Zahl der Personen, die aufgrund der Teuerung ihre sozialen Kontakte einschränken mussten, verdoppelt. Die Caritas warnt vor einer weiteren Verschärfung und bringt Betroffene vor den Vorhang.
Unter Tränen berichtet ein Mann, dass die Lebensmittelausgabestelle „Le+O“ für ihn „das Überleben bedeutet“. „Ohne Le+O stünde ich nicht mehr hier“, so Jakob Heilig, der seit 2014 die Lebensmittelausgabestelle besucht. Der Pensionist bezieht eine Invalidenrente inklusive Ausgleichszulage.
Die Inflation setzt mittlerweile fast jedem zweiten Österreicher täglich zu. 47 Prozent müssen sich aufgrund der Teuerung im Alltag einschränken, etwa beim Lebensmitteleinkauf. 42 Prozent machen sich Sorgen, dass sie sich die Wohn- und Energiekosten nicht mehr leisten können. Über 22 Prozent können sich den jährlichen Urlaub nicht leisten und 20 Prozent müssen auf regelmäßige Freizeitaktivitäten verzichten.
Studie zeigt alarmierende Zahlen
15 Prozent können kaputte Möbel nicht ersetzen. Ein Zehntel der Bevölkerung hat Schwierigkeiten, die laufenden Ausgaben zu decken. Das geht aus einer Befragung des Sozialforschungsinstituts Foresight hervor. Ein knappes Viertel (23 Prozent) berichtet über Einkommensverluste in den letzten zwölf Monaten. Besonders betroffen sind Menschen in vulnerablen Lebenslagen wie Haushalte mit Arbeitslosigkeit (45 Prozent), Menschen mit niedrigem Haushaltseinkommen (41 Prozent) und Ein-Eltern-Haushalte (32 Prozent.
Besonders dramatisch: Der Anteil der Personen, die aufgrund der Teuerung ihre sozialen Kontakte einschränken mussten, hat sich von 2023 auf 2025 verdoppelt. „Ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung kann sich Grundlegendes nicht mehr leisten. Die Nachfrage nach unserer Lebensmittelhilfe steigt. Für viele ist der tägliche Einkauf zur Existenzfrage geworden“, betont Caritas-Direktor Klaus Schwertner.
Sparpläne der Regierung werden Lage noch weiter erschweren
Die Zahl der akut von Armut betroffenen Menschen habe sich auf hohen Niveau verfestigt. Die Caritas warnt vor den „drastischen Sparplänen“ in Bund und Ländern. Es sei zu befürchten, dass die Armut in Österreich in einem Ausmaß zunehmen könnte, wie wir es länger nicht erleben mussten. „Hier droht, Grundlegendes ins Rutschen zu geraten.“
In Wien startet die Caritas eine neue Hotline (05/17 76 300) für raschen Zugang zu Lebensmittelhilfe. Lea Laubenthal, die in der Caritas das Projekt „Le+O - Lebensmittel und Orientierung“ leitet, berichtet von einem starken Anstieg an Hilfsbedürftigen in den 15 Ausgabestellen. „2023 haben wir 8.282 Personen versorgt, heute sind es bereits über 10.400 – ein Plus von 26 Prozent“, so Laubenthal.
Die Caritas bittet um Spenden, um die Hilfe weiter auszuweiten. Für einen Logistikbeitrag von 4,80 Euro erhalten Menschen Waren im Wert von knapp 40 Euro. „Mehr als 20 Tonnen gerettete und gespendete Lebensmittel geben wir jede Woche aus.“ Besonders wichtig sei die Unterstützung für Kinder und Jugendliche: „Fast 4500 junge Menschen zählen zu unseren Gästen.“
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