Freilich könnten wir hier das Bild einer Horror-Mutter zeichnen. Wir tun es nicht. Allesamt sind ohnehin genug gestraft. Ein Prozess-Bericht vom Landesgericht Eisenstadt.
Wem glauben? Der Mutter, die nichts Unanständiges getan haben will? Oder dem Kindermund, der tut Wahrheit kund, angeblich?
Am Landesgericht Eisenstadt sitzt eine 34-Jährige auf der Anklagebank. Geboren in Eisenstadt. Türkische Staatsbürgerin. Sie wirkt zerbrechlich. Regungslos folgt sie dem Verfahren. Egal, ob sie von den Zeugen belastet wird oder nicht, der Blick geht ins Leere.
Nachdem der Ehemann sie betrogen und ausgezogen war, stand sie mit den drei Kindern im Nordburgenland alleine da. Sie habe freilich nur das Beste für die Kleinen, heute 14, zwölf und neun Jahre jung, gewollt.
Der Besuch des Jugendamts
Arbeitslos und alleine ließ die Frau die Wohnung vergammeln. „Ich hatte einfach die Kraft nicht mehr.“ Am Balkon stapelte sich der Müll. Der Boden war übersät von Essensresten. Schmutzwäsche verteilt überall. Davon machte sich auch das Jugendamt ein Bild. Auf Urlaub bei den Großeltern in der Türkei, erzählten die Kinder, dass sie geschlagen würden, wenn sie nicht parierten. Dass die Mutter sie in der Wohnung einsperrte, wenn sie eine Freundin treffen wollte. Dass sie schimmeliges Brot essen mussten, weil sonst nichts da war.
Ich gebe zu, dass ich ab und zu zugeschlagen habe.“
Die Mutter vor Gericht
„Ja, ich gebe zu, dass ich ab und zu zugeschlagen habe“, sagt die Angeklagte, „aber man darf nicht vergessen, dass mein ältester Sohn Autist ist. Das ist besonders fordernd.“ Die Aussagen der Kinder finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Anschließend sieht man das rote Gesicht eines Anwalts, es scheint, er könne jetzt auch nur noch vielleicht ein bisschen helfen.
Mama legt sich für Mama ins Zeug
Die Mutter der Angeklagten, schwer schwerhörig, hält im Zeugenstand unter Wahrheitspflicht ein flammendes Plädoyer für ihre Tochter. Auf Türkisch. Immer, wenn die Kinder bei ihr waren, hätten sie es kaum erwarten können, dass die Mama kommt. Zur Begrüßung gab es Bussis. Sie haben sie gern gehabt. Und die Wohnung? „Es war nicht übermäßig sauber, aber auch nicht übermäßig schmutzig. Es hat gut gerochen. Es wird etwas aufgebauscht, das nie vorhanden war.“
Den Fall ins Rollen gebracht hat das Jugendamt, das von der Schule alarmiert worden war. Man machte sich ein Bild von der desolaten Wohnsituation. Ein Psychologe attestiert den Kindern in seinem Gutachten eine „posttraumatische Dauerstörung“.
Ein Komplott?
Die Mutter ortet ein Komplott. „Die Familie meines Ex-Mannes wollte immer, dass ich Kopftuch trage. Ich habe mich geweigert. Möglich, dass sie die Kinder beeinflusst haben.“
Der Schöffensenat entscheidet: sechs Jahre Haft, unbedingt. Nicht rechtskräftig.
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