Viele Neuerungen

Weniger Spitalsbetten: Was Tirol stattdessen plant

Tirol
13.11.2025 18:00

Die Gesundheitsversorgung in Tirol wird im großen Stil umgekrempelt. Am Donnerstag stellten Land, ÖGK und Gesundheit Österreich GmbH die Pläne vor. Diese bringen in Spitälern und im Bereich ärztliche Versorgung am Land einige Änderungen.

Lange wurde verhandelt, jetzt liegt er auf dem Tisch: der Regionale Strukturplan Gesundheit. Dort ist detailliert angeführt, wie viele Spitalsbetten, niedergelassene Ärzte, ambulante Dienste Tirol im Jahr 2030 haben soll. Dort ist auch niedergeschrieben, welche Fachgebiete gestärkt werden sollen, wo es zu Einsparungen kommt und wie viele neue Anlaufstellen für Patienten geschaffen werden.

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Besonders im ländlichen Raum schaffen wir wohnortnahe Angebote auf höchstem medizinischem Niveau. So ist die Versorgung gerecht verteilt.

Cornelia Hagele, Gesundheits-Landesrätin (ÖVP)

Über die Pläne der ÖGK rund um Kassenärzte, Primärversorgungseinheiten und Ambulatorien hat die „Krone“ bereits berichtet. Die ÖGK-Pläne sind ebenso ambitioniert wie jene des Landes. Tirol wird in den nächsten beiden Jahren jeweils rund 1,3 Milliarden Euro für die Gesundheitsversorgung ausgeben. „Das macht ein Fünftel des Landesbudgets aus“, unterstrich Gesundheits-Landesrätin Cornelia Hagele bei der Präsentation des Strukturplans die Bedeutung ihres Ressorts.

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Mit den 30 zusätzlichen Kassenstellen reagieren wir gezielt auf jene Versorgungsbereiche, in denen der Bedarf besonders hoch ist.

Bernhard Achatz, ÖGK

Grundsätzlich wird ein zentrales Ziel verfolgt: digital vor ambulant vor stationär. „Tagesklinische Angebote werden ebenso ausgebaut wie ambulante Betreuungsplätze“, nennt Hagele zwei Schwerpunkte. Vorgesehen ist beispielsweise ein stationärer Aufbau in der Fachrichtung Neurologie am Krankenhaus Zams mit insgesamt 26 Betten. Im Gegenzug fallen in Summe 144 vollstationäre Betten in Tirol weg.

Mehr Plätze für Psychiatrie und Akutgeriatrie
Ausgebaut wird die psychosoziale Versorgung. So erhält etwa die Kinder- und Jugendpsychiatrie 27 zusätzliche Plätze. Auch ein allgemeiner Ausbau im Bereich der Psychiatrie an den Standorten Kufstein, Lienz und Zams ist vorgesehen. Um der steigenden Lebenserwartung Rechnung zu tragen, wird auch die Akutgeriatrie an den Standorten Hochzirl und Natters deutlich erweitert.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Im niedergelassenen Bereich sollen 30 zusätzliche Kassenstellen und 14 weitere Primärversorgungseinheiten entstehen. Bernhard Achatz, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), ist zuversichtlich, dass der Ausbau nach einigen Anlaufschwierigkeiten nun rasch gelingt. „Wir schaffen damit gute Voraussetzungen für eine wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung.“

Gutes Angebot wird genutzt
Die Tiroler gehen oft zum Arzt

Eine gute Gesundheitsversorgung ist wichtig! Tirol ist im Vergleich gut aufgestellt, wie Gerhard Fülöp von der Gesundheit Österreich GmbH belegt: „Unsere Analysen zeigen, dass Tirol vor allem im spitalsambulanten Bereich, aber auch im niedergelassenen Bereich, österreichweit eine überdurchschnittlich hohe Versorgungsdichte aufweist – sowohl bei den Ärztinnen und Ärzten, als auch bei der Bettenanzahl.“ Die Tiroler nutzen dieses Angebot auch ausgiebig. Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind die Frequenzen in Spitälern und Spitalsambulanzen höher. „Die Touristen sind in dieser Berechnung nicht dabei“, konkretisiert Fülöp. Auch Bernhard Achatz von der ÖGK hat eine aussagekräftige Zahl parat. Er spricht von zuletzt 25 Prozent mehr E-Card-Konsultationen.

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Die Analysen zeigen, dass Tirol vor allem bei Spitalsambulanzen, aber auch im niedergelassenen Bereich, eine besonders hohe Versorgungsdichte hat.

Gerhard Fülöp, Gesundheit Österreich GmbH

Bedingt mehr Angebot automatisch mehr Nachfrage? Oder sind die Tiroler am Ende häufiger krank? Das sind Fragen, die sich angesichts der Daten stellen. Fülöp spricht von komplexen Zusammenhängen, die letztlich dieses Bild ergeben.

Eine Auswirkung hängt wohl ursächlich mit den guten und gut genutzten Gesundheitsdiensten zusammen: Die Tiroler werden besonders alt. Frauen haben aktuell eine Lebenserwartung von 85,5 Jahren, im österreichischen Schnitt sind es 84,3 Jahre. Bei den Männern sind es in Tirol 81,1 Jahre, österreichweit 79,8 Jahre. 

Im Bereich Digitalisierung noch vieles ungewiss
Was konkret im Bereich digitale Versorgung kommt, das ist noch ungewiss. Hagele verweist auf viele Pilotprojekte in Österreich, die bei Bedarf von Tirol übernommen werden.

Das Tiroler Pilotprojekt Tele-Dermatologie wird jedenfalls fortgesetzt. 1300 Patienten wurden im Vorjahr versorgt. Zwei Drittel davon konnte so der Gang zum Facharzt erspart werden. Ausgebaut werden soll auch die Gesundheits-Hotline 1450.

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