Jeden Tag drücken Pflegekräfte händisch aus den verschiedenen Packungen in Tablettenboxen für Patienten. Langwierig und fehleranfällig! Ein neuartiges Projekt zur Automatisierung und Digitalisierung der Arzneiabgabe startete kürzlich in den Vinzenz Kliniken Wien. Tabletten und Kapseln werden jetzt automatisch „verblistert“!
Kaum jemand fragt sich, wie Spitalspatienten ihre benötigten Medikamente in richtiger Dosierung und täglich korrekt bekommen. Bislang wurden die jeweils nötigen Medikamente – Tabletten und Kapseln – vom Pflegepersonal auf den Stationen händisch aus den Packungen gedrückt und den Patienten wie Patientinnen zugeordnet.
In personalisierten Hüllen zum Patienten
Als Wien-Premiere werden die Medikamente in der Spitalsapotheke mithilfe eines Automaten „verblistert“ – also in einzelnen kleinen Hüllen verpackt. Mit dieser konkreten Nutzung der Digitalisierung wird das Pflegepersonal entlastet und noch mehr Zeit für die direkte Zuwendung zu den kranken Menschen gewonnen.
Die Maschine versieht die erzeugten Säckchen individuell mit allen relevanten Informationen: Name, Geburtsdatum, Einnahmedatum und -zeit, Einnahmehinweis, Tablettenzahl sowie Bezeichnung, Stärke und Wirkstoff des Arzneimittels. Damit kann es nicht zu Missverständnissen oder Verwechslungen kommen. Zusätzlich kümmert sich das Apotheken-Team um eine ausführliche Sicherheits- und Qualitätskontrolle. Auch Patienten können einfacher nachvollziehen, welche Arzneimittel sie wann und wie einnehmen sollen.
Der Blisterautomat leistet seine Arbeit in der Krankenhausapotheke im Barmherzige Schwestern Krankenhaus in Wien, die zugleich die Apotheke der fünf Kliniken der Vinzenz Kliniken Wien ist. Zwei Stationen in der Gruppe sind bereits an das neue System angeschlossen, die weiteren Stationen werden folgen.
„Im Krankenhaus finden sich rund 1400 verschiedene Arzneimittel, 600 zum Schlucken. Die Zuteilung an die einzelnen Stationen war bislang mitunter fehleranfällig. Man weiß, dass in Krankenhäusern etwa 2-15 Prozent der Patienten falsche Medikamente erhalten hatten“, erklärt Mag. Thomas Schweiger, Leiter der Krankenhausapotheke im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien. „Mitunter kommt es auch zu Nebenwirkungen, wenn nicht korrekt geprüft wird, ob Arzneien zusammenpassen. 34 Prozent der Patienten sind betroffen. Hier wären allerdings 70 Prozent der Fehler vermeidbar!“
Ein wichtiger Schritt und Grundlage hierfür ist die sogenannte „elektronische Fieberkurve“. Darunter versteht man eine digitale Version der traditionellen Fieberkurve, die Vitalparameter, Medikamente, Anordnungen und andere medizinische Daten grafisch und zentral darstellt. Sie verbessert die Patientendokumentation durch automatisierte Erfassung sowie Echtzeit-Überwachung und schlägt etwa „Alarm“, wenn Medikamente sich gegenseitig ausschließen. Und den Ärztinnen und Ärzten stehen damit nun zusätzlich – strukturiert in den Verordnungsprozess aller Patienten eingebunden – Apotheker und Apothekerinnen zur Seite, die zur Optimierung und Sicherheit der Medikation beitragen.
Medizin und Pflege müssen den Herausforderungen des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels begegnen. Die moderne Medikamentenabgabe ist ein Schritt in diese Richtung – sie entlastet Pflegekräfte und sorgt für noch mehr Sicherheit.
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