Mehr als 1300 Opfer

Wo Gewalt in Kärnten am häufigsten auftritt

Kärnten
28.05.2025 18:45

Noch stärker gegen Gewalt ankämpfen will das Gewaltschutzzentrum in Kärnten. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Polizei. Geplant ist eine Kampagne, um noch sichtbarer zu werden. Wo in Kärnten am häufigsten Gewaltdelikte passieren.

Körperlich, verbal, sozial, psychisch, emotional, sexuell oder im Internet. Gewalt hat viele Formen und leider ist sie nach wie vor ein Tabuthema. Von 1399 Gewaltopfern spricht das Gewaltschutzzentrum Kärnten im Vorjahr, wobei die Dunkelziffer noch viel höher sei.

„Viele wissen oft leider nicht, an wen sie sich dann wenden sollen. Oft ist es aber auch die Scheu, die Angst, die dazu führt, leise zu sein, sich gegen Hilfe zu entscheiden“, weiß Margot Moser-Lechner, Geschäftsführerin vom Gewaltschutzzentrum in Klagenfurt, aus Erfahrung. „Dabei sind gerade wir die Anlaufstelle, die für alle Formen an Gewalt zuständig ist.“

Die Einrichtung will einmal mehr auf sich und sämtliche Institutionen, die helfen, aufmerksam machen. „Wir wollen sichtbarer werden, gehen in Schulen, Einkaufszentren, treten in sozialen Netzwerken auf, arbeiten mit Spitälern und Gerichten zusammen.“ Sehr stark aber auch mit der Polizei. „Die Zusammenarbeit ist die tragende Säule im Gewaltschutz“, sagt Innenminister Gerhard Karner, der diese Woche dem Kärntner Gewaltschutzzentrum einen Besuch abstattete.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Gewaltschutzzentren werden noch intensiver in die Fortbildung bei der Polizei eingebaut. „Das sind positive Fortschritte“, bemerkt Moser-Lechner.

Auf Bundesebene arbeite man bereits an einer Weiterentwicklung und Verbesserung. „Als eine ganz große Herausforderung sehen wir den digitalen Bereich, denn besonders dort kommt es häufig zu Drohungen“, erläutert Karner weiter.

Frauen bei Polizei besonders wichtig
Erfreulich und als besonders positiv sieht der Innenminister, dass der Frauenanteil bei der Polizei steigt. „Wir sind weiblicher geworden – ein wichtiger Faktor, damit sich weibliche Gewaltopfer auch schneller der Polizei anvertrauen.“

Innenminister Gerhard Karner zu Besuch im Kärntner Gewaltschutzzentrum.
Innenminister Gerhard Karner zu Besuch im Kärntner Gewaltschutzzentrum.(Bild: LPD Kaernten)
7 verschiedene Arten
Welche Formen von Gewalt gibt es?
  • Körperliche Gewalt:
    Stoßen, treten, schlagen, boxen, mit Gegenständen werfen, an den Haaren ziehen, bespucken, mit den Fäusten prügeln, den Kopf gegen die Wand schlagen, (mit Zigaretten) verbrennen, schütteln (von Kleinkindern), Attacken mit Waffen usw. bis hin zu Mordversuchen oder Mord.
    Subtilere Formen körperlicher Gewalt sind z.B. das Verbot zu essen oder das Hindern am Schlafengehen. Körperliche Misshandlungen sind mit Gefühlen von Ohnmacht, Erniedrigung, großer Angst vor der Unberechenbarkeit des Gewalttäters und häufig mit Todesangst verbunden.
  • Psychische und emotionale Gewalt:
    Drohungen, Beschimpfungen (Hure, Schlampe, Nutte, blöde Kuh, Trampel, fette Sau etc.), Beschuldigungen, Demütigungen, Entwertungen und Erniedrigung (z.B. über ständige Kritik ….), Einschüchterung, ständige Kontrolle.

Verbale und körperliche Gewalt stehen oft in engem Zusammenhang, dabei wird die Gewalt durch die Sprache zur Vorbereitung und Rechtfertigung von körperlicher Gewalt benützt! Eingesetzt als Zeichen der Herrschaft, wird die Sprache selbst zu einem Mittel der Gewalt und wirkt identitätszerstörend.

Sie benötigen Hilfe? 

Gewaltschutzzentrum:

Ihre Daten werden vertraulich behandelt. 

  • Sexualisierte Gewalt:
    Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Zwang zum Ansehen von Pornografie, sexuelle Belästigung und Bedrohung, erzwungene Abtreibung, Genitalverstümmelung, Zwangsehe, Zwang zur Prostitution, „dick pics“, heimlich aufgenommene Nacktfotos, deep fakes…
  • Soziale Gewalt:
    Soziale Isolation, Kontrolle aller Kontakte, Festlegen der Ausgehzeiten, Kontaktverbote (zu Freunden und Familienmitgliedern der Klientin), Einsperren, Verbot einen Führerschein zu machen…
  • Ökonomische Gewalt: 
    Sie dient der Beherrschung, Unterwerfung und Demütigung der Frauen und der ständigen Wiederherstellung der bedrohten Kontrolle über sie. Arbeitsverbot, Arbeitszwang, Kontrolle des Einkommens, Geld verweigern und wegnehmen, Verweigerung des Kontozuganges. Klientinnen erzählen, wie sie um Geld für Essen od. Kleidung für die Kinder betteln müssen. Oft wird der Zugang zum Geld dazu benützt, Frauen sexuell gefügig zu machen.
  • Stalking/ beharrliche Verfolgung:
    Die unerwünschte Kontaktaufnahme, um zu bedrohen, diffamieren, einzuschüchtern und zu terrorisieren. Ständige Anrufe – mitten in der Nacht, ... Drohbriefe, SMS, WhatsApp Nachrichten, E-Mail, ... Bespitzelung und Verfolgung am Arbeitsplatz und zu Hause, ...Verfolgung in sozialen Netzwerken, ...häufig nach Trennungen, die vom Stalker nicht akzeptiert werden.
    Charakteristisch ist, dass Stalking-Handlungen eine gewisse Häufigkeit und Kontinuität aufweisen. Ziel des Täters ist es, eine Beziehung wiederherzustellen. Die Auswirkungen für die Opfer können von Schlaflosigkeit über Angst- und Panikattacken bis zu somatoformen Störungen führen.
  • Cybergewalt / digitale Gewalt:
    Gewalt, die im digitalen Raum stattfindet und durch technische Hilfsmittel ausgeführt wird. Computereinbrüche mit dem Ziel, vertrauliche Daten zu stehlen oder zu manipulieren, „Hatespeech“ Beleidigen, gezieltes Bloßstellen, „Sextortion/ Revenge Porn“, Verbreitung persönlicher Daten („Doxing“) oder Falschinformationen, Drohungen, Inhalte aus dem höchstpersönlichen Lebensbereich auf Social
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