Hohe Partikelzahl

Plastikmüll im Gardasee Gefahr für die Gesundheit

Wissenschaft
07.10.2013 18:00
Plastikmüll gefährdet nicht nur die Ökosysteme in Ozeanen, sondern auch in Seen. Wie etwa den italienischen Gardasee, in dem deutsche Forscher mehr Plastikteilchen als erwartet entdeckt haben. Die Partikel von weniger als fünf Millimetern Größe waren ihrer Studie zufolge im Uferbereich des Sees teils genauso dicht verstreut wie an Meeresstränden.

Die Wissenschaftler um Christian Laforsch von der Universität Bayreuth und Reinhard Nießner von der Technischen Universität München warnen vor gesundheitlichen Gefahren auch an Süßwasserseen und fordern verstärkte Kontrollen.

Die winzigen Plastikteile stammten vorwiegend von Konsumgütern und Verpackungen. Sie geraten ihrer Untersuchung zufolge direkt oder über Mülldeponien in den See und in ufernahe Gebiete. Weil die Teilchen so klein sind, können Fische, Würmer und andere wirbellose Tiere sie mit Nahrung verwechseln. Damit steigt laut Studie das Risiko, dass giftige Plastikreste in die menschliche Nahrungskette gelangen, schreiben sie in der Fachzeitschrift "Current Biology".

Plastikpartikel in Tieren nachgewiesen
In Würmern, Schnecken, Muscheln, Wasserflöhen und Muschelkrebsen konnten die Forscher winzige fluoreszierende Kunststoff-Ablagerungen nachweisen. Diese Tiere sind am Gardasee heimisch und dienen als Nahrung für andere Tiere - beispielsweise Wasserflöhe, die eine Hauptnahrungsquelle für Fische sind. Und der kommt in vielen Restaurants fangfrisch auf den Tisch.

Die Experten hatten im Gardasee eine vergleichsweise geringe Wasserverschmutzung durch Plastik erwartet. Denn der See erstreckt sich direkt unterhalb der Alpen, Bäche und Flüsse haben keine lange Strecke zum See. Umso mehr überraschte die Forscher die hohe Zahl der Partikel. Sie vermuten, dass Süßwasser-Ökosysteme nahe an städtischen Zentren und Industrien noch viel stärker betroffen sind.

"Wir wollen die Ergebnisse der Analysen als ein generelles Warnsignal verstanden wissen", sagte Laforsch. "Plastikmüll ist eine Gefahr, die keineswegs nur auf ferne Regionen in den Ozeanen - wie etwa den bekannten Nordpazifikwirbel - beschränkt ist. Umweltwissenschaften und Umweltpolitik sollten sich für diese Problematik verstärkt interessieren."

Plastik baut sich in Natur nicht oder nur langsam ab
Die Substanzen wie Polystyrol und Polyethylen würden in der Natur nicht oder nur langsam abgebaut. Der Nordstrand des Gardasees war den Forschern zufolge erheblich dichter mit Plastikmüll verunreinigt als die südlichen Ufer. Ursache sei die häufige südwestliche Windrichtung, die von der einheimischen Bevölkerung als "Ora" bezeichnet wird und den See - zusammen mit dem gegenläufigen "Vento" - zum Paradies für Surfer, Kiter und Segler macht.

Der Befund deckt sich mit Erkenntnissen, die ein kanadisches Forscherteam am Huron-See - einem der Großen Seen Nordamerikas - vor zwei Jahren veröffentlicht hat. Auch dort konzentrierten sich 94 Prozent der Kunststoff-Partikel auf eine einzige Uferregion.

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