Neue Erkenntnis

Forscher: “Mona Lisa” ältestes 3D-Bild der Welt

Wissenschaft
07.10.2013 09:07
Seit Jahrhunderten fasziniert Leonardo da Vincis Bildnis der Mona Lisa mit ihrem geheimnisvollen Lächeln die Menschen. Jetzt haben zwei deutsche Wissenschaftler herausgefunden, dass das berühmte Gemälde zusammen mit einem zweiten, ganz ähnlichen Bild ein echtes Stereopaar bildet. Das Ölgemälde ist quasi Teil der ältesten 3D-Darstellung der Welt.

Als Restauratoren des Museo del Prado in Madrid 2012 die schwarze Übermalung vom Hintergrund einer bis dato als unbedeutend betrachteten Kopie (links) von Leonardo da Vincis "Mona Lisa" entfernt hatten, erkannte man eine verblüffend hohe Ähnlichkeit zum Original (rechts). Beide Gemälde zeigen dieselbe junge Frau vor derselben bergigen Landschaft.

Die Wahrnehmungspsychologen Claus-Christian Carbon und Vera Hesslinger von den Universitäten Bamberg und Mainz haben nun nachgewiesen, dass die beiden Werke zwar sehr ähnlich sind, aber aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln gemalt wurden. Sie konnten anhand der Bilder sogar die Malperspektiven (kleines Bild) von Da Vinci (1st) und dem zweiten Künstler (2nd) - womöglich einem seiner Schüler - rekonstruieren und damit auch deren Positionierung zum Modell (ML) beim Malen in Leonardos Atelier.

Bilderpaar besitzt 3D-Qualität
Und sie konnten zeigen, dass die Kombination der beiden Perspektiven rechnerisch dem menschlichen stereoskopischen Sehen entspricht. Dieses ermöglicht räumliche Wahrnehmung, indem das Gehirn die horizontal leicht versetzten visuellen Signale beider Augen verarbeitet – ein Prinzip, das die Technik noch heute, etwa für das 3D-Fernsehen, nutzt. Die Wissenschaftler konnten die abgebildete Person teilweise dreidimensional rekonstruieren.

Bisher war man davon ausgegangen, dass stereoskopische Darstellungen nicht vor Mitte des 19. Jahrhunderts realisiert wurden. "Es ist wirklich erstaunlich, wie perfekt die beiden Versionen aufeinander abgestimmt sind. Auffällig ist, dass die beiden Gemälde bei dieser hohen Übereinstimmung dennoch einen kleinen, aber systematischen Unterschied aufweisen, nämlich eine Abweichung in der Perspektive – das ist einzigartig, vor allem in dieser extrem hohen Detailqualität, wie sie eigentlich erst über 300 Jahre später die Erfindung der Fotografie ermöglichte", so Hesslinger.

Da Vinci, so glaubt Carbon, habe den 3D-Effekt möglicherweise sogar absichtlich herbeigeführt: "Ob Leonardo die 'Mona Lisa' als Stereobild geplant hat, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Berücksichtigt man seine tiefe Beschäftigung mit den optischen Gesetzen und der menschlichen Wahrnehmung, ist es allerdings auch nicht auszuschließen."

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