"Teure Angelegenheit"

Schwarzenberg stellt Sinnfrage bei Temelin-Ausbau

Wirtschaft
06.04.2013 18:18
Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg hat erstmals Zweifel am geplanten Ausbau des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin geäußert. In einem am Samstag erschienenen Interview mit der Tageszeitung "Pravo" sagte er, es gebe noch "viele Fragen". So sei zum Beispiel zu klären, "ob es in veränderten ökonomischen Umständen überhaupt Sinn hat, Temelin auszubauen".

"Auch wenn ich befürworte, dass wir so weit wie möglich energieautark sind: Alles hat seine Grenzen, und es darf nicht zu viel Geld kosten", betonte Schwarzenberg (Bild 2). Infolge verschärfter Sicherheitsanforderungen nach der Havarie im japanischen Atomkraftwerk Fukushima und auch wegen des technischen Fortschritts sei ein Atomkraftwerk heute eine teure Angelegenheit. Außerdem würden die Energiepreise entgegen den Erwartungen sinken. Deshalb wolle der Tschechische Energiekonzern (CEZ) garantierte Preise haben.

Tschechien sei ein verhältnismäßig industrialisiertes Land und habe einen großen Energiebedarf, so der Außenminister weiter. "Wenn wir zuließen, dass die Energie deutlich teurer als bei unseren Konkurrenten ist, dann würden wir selbst unseren Untergang einleiten. Heute zeigt sich das Problem ein bisschen anders als vor einigen Jahren. Und dies sind ernste Fragen, die sich unsere oder eine andere Regierung stellen müssen wird", meinte Schwarzenberg, der bisher zu den Temelin-Befürwortern zählte.

Kraftwerk soll bis 2025 doppelt so groß sein
In Temelin, wo es zwei 1.000-Megawatt-Blöcke gibt, sollen laut Plänen ein dritter und vierter Block aufgebaut und bis 2025 in Betrieb genommen werden (siehe Infobox). Noch heuer will die Regierung in Prag das Auswahlverfahren für die Lieferung der Technologie abschließen und den entsprechenden Vertrag unterzeichnen.

Zwei Firmen sind dafür im Rennen: der US-Konzern Westinghouse und ein tschechisch-russisches Konsortium aus den Unternehmen Skoda JS, Atomstrojexport und Gidropress. Interessiert ist auch der französische Konzern Areva, allerdings wurde dieser vom CEZ aus dem Verfahren ausgeschlossen.

Pühringer begrüßt Schwarzenbergs Schwenk
Oberösterreichs Landeshauptmann Pühringer reagierte gegenüber dem ORF positiv auf den Sinneswandel Schwarzenbergs. Er hoffe, dass damit der Damm gebrochen und weitere ranghohe tschechische Politiker ihre bisherige Pro-Temelin-Linie verlassen könnten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich einfach über Schwarzenbergs Aussagen hinwegsetzt", so der ÖVP-Politiker.

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