Welt destabilisiert

Analyst: Putin hält US-Politik für “Irrsinnsstrategie”

Ausland
20.03.2013 11:24
Russlands Präsident Wladimir Putin wird seit Monaten kritisiert, weil sich sein Land gegen ein Eingreifen des Westens gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad stemmt. Das sei jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass Russland an Waffenverkäufen verdienen wolle oder das syrische System befürworte, berichtet nun ein Analyst. Russland versuche lediglich, den Zerfall eines weiteren säkularen Regimes zu verhindern, um die Welt nicht noch weiter zu destabilisieren. Schließlich halte Putin die Außenpolitik der USA für "strategischen Irrsinn".

Der Journalist Fyodor Lukyanov berichtet in "Al-Monitor", welche Schlüsse Russland angeblich aus dem Irak-Krieg gezogen hat. Lukyanov gilt als gut informiert, arbeitet er doch üblicherweise zusammen mit dem russischen Außenministerium an einem Magazin über die Außenpolitik des Landes. Zudem ist er Vorsitzender einer unabhängigen russischen Expertengruppe, dem Rat für Außen- und Verteidigungspolitik.

Putin: Mächtigen fehlt der Weitblick
Im "Al-Monitor"-Artikel behauptet Lukyanov, Putin sei der Meinung, dass die mächtigsten Staaten tun und lassen könnten, was sie wollen. Sie müssten sich nicht an internationales Recht halten oder die Kosten bedenken, die sie sich und anderen aufbürden. In den zehn Jahren seit Beginn des Irak-Kriegs habe sich diese Sicht noch verstärkt, nun sei Putin außerdem der Ansicht, die mächtigen Staaten könnten die Konsequenzen ihres Handelns nicht verstehen.

Russland ortet "strategischen Irrsinn" bei USA
Putin zufolge sei der Irak-Krieg der Beginn der Destabilisierung der Region und schließlich der ganzen Welt gewesen, so Lukyanov. Die USA hätten damit die Weltordnung durcheinandergebracht. "Alles, was seither passiert ist - inklusive des Flirts mit den Islamisten während des Arabischen Frühlings, der US-Strategie in Libyen und derzeit in Syrien - dient als Beweis für den strategischen Irrsinn, der die letzte verbliebene Weltmacht eingenommen hat", beschreibt Lukyanov.

Angst vor Abwärtsspirale
Das sei der Grund für Putins Weigerung gegenüber einem internationalen Vorgehen gegen Assad. "Es geht nicht um Sympathie für Syriens Diktator oder kommerzielle Interessen oder Marinebasen in Tartus", so Lukyanov. Moskau sei lediglich überzeugt, dass die Zerstörung eines weiteren säkularen Regimes - weil der Westen die Demokratisierung vorantreiben wolle - zu mehr Destabilisierung führen werde. Diese werde alles überrollen, inklusive Russland. Daher sehe sich das Land genötigt, dem Westen und den USA zu widersprechen.

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