21-Jähriger in Haft

"Blindgänger" statt Bombe: Attentat auf Fed vereitelt

Ausland
18.10.2012 07:06
Die US-Bundespolizei FBI hat am Mittwoch mit einer Undercover-Mission einen Anschlag auf das Gebäude der Notenbank Fed in New York vereitelt. Ein 21-jähriger Verdächtiger aus Bangladesch wurde in der Früh festgenommen, nachdem er einen Kleintransporter vor dem Sitz der Zentralbank in Manhattan geparkt hatte. Der mutmaßliche Terrorist, der in die Gunst der Al-Kaida gelangen wollte, dachte bis zuletzt, dass das Auto mit einem Sprengsatz versehen sei, den er von einem Hotelzimmer unweit der Bank aus zur Detonation bringen würde.

Allerdings hat es sich bei seinen vermeintlichen Komplizen, mit denen er den Anschlag über Wochen hinweg plante, um US-Polizisten gehandelt – und in dem Transporter war statt der von dem Mann vermeintlich vorbereiteten 500-Kilo-Bombe lediglich eine Attrappe.

Mit Studentenvisum in die USA eingereist
Laut dem US-Justizministerium handelt sich bei dem Verdächtigen um einen aus Bangladesch stammenden Mann, der mit dem Anschlag in die Gunst des Terrornetzwerk Al-Kaida gelangen wollte. Quazi Mohammad Rezwanul Ahsan Nafiz (li.) sei bereits im Jänner mit einem Studentenvisum in die USA eingereist, mit dem Plan einen Anschlag zu verüben, bei dem er notfalls auch selbst zu Tode kommen würde. An der Southeast Missouri State University belegte er im Frühjahr Kurse für "Cybersecurity". Vor einigen Wochen zog er dann nach New York.

Während seines Aufenthalts in den USA habe Nafiz auch versucht, eine Terrorzelle zu gründen, so das FBI. Dabei kam der junge Mann mit einem Informanten der Bundespolizei in Kontakt. Die US-Behörden haben Nafiz' Aktivitäten fortan überwacht und Undercover-Agenten eingeschleust. Eine Gefahr für die Öffentlichkeit habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, so das FBI.

Anerkennung durch Al-Kaida war ihm wichtig
Den Polizisten begann Nafiz zu vertrauen, als sie ihm glaubhaft machten, sie könnten Kontakt zu Al-Kaida herstellen. Nafiz erklärte ihnen, er wolle "Amerika zerstören". Als Inspirationsquelle sollen dem Verdächtigen die Predigten und Schriften des 2011 getöteten Al-Kaida-Paten Anwar al-Awlaki gedient haben.

Dem 21-Jährigen sei während der Planung des Komplotts besonders wichtig gewesen, dass Al-Kaida sein Vorhaben gutheiße und danach öffentlich unterstütze, so die Ermittler. Bevor er sich für das Gebäude der Notenbank entschied, überlegte Nafiz laut FBI-Angaben einen Anschlag auf Präsident Barack Obama oder die New Yorker Börse. Schließlich entschied er sich für die Fed. Die Notenbank thront wie eine Festung aus Kalk- und Sandstein in Manhattan, steht angeblich auf einem der größten Goldlager der Welt und ist eines der bestbewachten Gebäude in der Metropole.

Bombe sollte von Hotelzimmer aus gezündet werden
Am Mittwochmorgen traf sich der 21-Jährige nach Angaben der Ermittler mit einem der Undercover-Polizisten und fuhr mit ihm in einem Lieferwagen zu einem Lagerhaus in New York. Dort habe Nafiz die vermeintliche 500-Kilogramm-Bombe scharf gemacht, ehe sie zur Fed fuhren und den Lieferwagen in der Nähe des Gebäudes parkten.

In ersten US-Berichten hieß es, der 21-Jährige wollte die Bombe im Van zünden und sich selbst in die Luft jagen. Das FBI erklärte jedoch, Nafiz habe den Lieferwagen vor der Fed abgestellt und sei dann zu einem nahe gelegenen Hotel gelaufen. Dort habe er noch eine Videobotschaft aufgezeichnet, in der er erklärt: "Wir werden nicht aufgeben, bis wir den Sieg oder den Märtyrertod finden."

Der 21-Jährige wollte dann mithilfe eines Mobiltelefons vom Hotel aus den Zünder der Bombe aktivieren. Noch während er den Versuch mehrmals wiederholte, klopfte das Einsatzteam an die Tür.

Nafiz muss mit lebenslanger Haft rechnen
Der 21-Jährige muss sich nun wegen des versuchten Einsatzes einer Massenvernichtungswaffe sowie wegen der versuchten Unterstützung des Terrornetzwerks Al-Kaida verantworten. Der Verdächtige ist am Donnerstag einem Bundesrichter in New York vorgeführt worden, wo er sich wortkarg gab und die angeordnete Untersuchungshaft ohne Option auf Freilassung auf Kaution akzeptierte. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

Die Chefin des New Yorker FBI-Büros, Mary Galligan, rechnet angesichts vieler Tonbänder und Videoaufnahmen mit einer erdrückenden Beweislast vor Gericht. "Der Versuch, ein öffentliches Gebäude in die Luft zu jagen und dabei unzählige Zivilisten umzubringen - viel Schlimmeres kann man sich kaum vorstellen." Nafiz habe zu Recht mit heftigen Konsequenzen zu rechnen. Die Bundespolizei sieht die Verhaftung des 21-Jährigen als Bestätigung ihrer Strategie, jungen Terrorsympathisanten mittels solcher "sting operations" genannter verdeckter Ermittlungen beizukommen.

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