Anschlag bei Moskau

Terrorverdächtiger an grausamer Folter gestorben

Ausland
03.04.2024 11:52

Einer der nach dem verheerenden Anschlag in der Crocus City Hall bei Moskau festgenommenen mutmaßlichen Terroristen – der Tschetschene Aschab Uspanow – ist in russischer Haft so schwer gefoltert worden, dass er verstorben ist. Um dies zu verschleiern, soll die Polizei versucht haben, dessen „Selbstmord“ zu inszenieren.

Noch in derselben Nacht, in der der Anschlag verübt worden war, machte sich Uspanow nach Dienstschluss auf den Heimweg und wartete bei der Haltestelle auf seinen Bus, als er plötzlich von maskierten Männern attackiert wurde, berichtet der Telegram-Kanal „1ADAT“. Da er nicht begreifen konnte, was da vor sich ging, setzte er sich demnach zur Wehr. Später habe sich herausgestellt, dass es sich um Mitarbeiter der Polizei gehandelt hatte.

Bei dem Terroranschlag auf die Crocus City Hall in Moskau starben mehr als 100 Menschen – Hunderte weitere wurden verletzt. (Bild: Associated Press)
Bei dem Terroranschlag auf die Crocus City Hall in Moskau starben mehr als 100 Menschen – Hunderte weitere wurden verletzt.

Uspanow wurde infolge wegen Terrorverdachts verhaftet und am Polizeirevier festgehalten. Dort folterte man ihn laut den Angaben mit voller Härte – Rippen und die Wirbelsäule gingen zu Bruch. Die Verletzungen waren so schwer, dass der Mann verstarb. Sein Körper sei gezeichnet gewesen von blauen Flecken und Erstickungsspuren. Eine Stimme aus dem Off schildert, dass die Polizeibeamten versucht hätten, dessen Selbstmord zu inszenieren.

In diesem Beitrag wird ein Bild des verstorbenen Tschetschenen Aschab Uspanow gezeigt:

Seit dem Terroranschlag auf die Crocus City Hall hat die russische Polizei mittlerweile elf Personen festgenommen. Ihre Verhöre werden als brutal beschrieben, es soll zu vielen Folterhandlungen gekommen sein. Etwa wurde einem Terrorverdächtigen bei seiner Verhaftung ein Ohr abgeschnitten. Dem nicht genug, zwang ihn die Polizei, es zu essen.

USA nannten Crocus City Hall als mögliches Terrorziel
Wie nun bekannt wurde, hatten die US-Sicherheitsbehörden einem Zeitungsbericht zufolge die russische Seite direkt vor einem möglichen Terroranschlag auf die Moskauer Konzerthalle Crocus City Hall gewarnt. Die Zeitung „Washington Post“ berief sich in ihrem Bericht vom Dienstag (US-Ortszeit) auf nicht genannte Quellen in der US-Regierung. Die US-Geheimdienste seien sich sehr sicher gewesen, dass die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) einen Anschlag gerade auf diesen Ort plane.

(Bild: AP Photo/Dmitry Serebryakov)
(Bild: Sergei Vedyashkin/Moscow News Agency via AP)
(Bild: APA/AFP/STRINGER)
(Bild: APA/AFP/OLGA MALTSEVA)

Öffentlich bekannt geworden war die Warnung am 7. März, als die US-Botschaft und in Folge andere westliche Vertretungen in Moskau ihre Bürger anhielten, in den kommenden Tagen große öffentliche Veranstaltungen zu meiden. Wenige Tage vor dem Anschlag tat der russische Präsident Wladimir Putin die Warnung indes als westliche Provokation ab. Nach dem Anschlag bekräftigte der Nationale Sicherheitsrat der USA, dass Moskau auf internen Kanälen benachrichtigt worden sei. Diese Äußerungen gingen aber nicht so weit ins Detail, dass sogar der konkrete Ort Crocus City Hall genannt worden sei.

Der Bericht der „Washington Post“ widerspricht Angaben des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR vom Dienstag in Moskau. SWR-Chef Sergej Naryschkin bestätigte zwar, dass der russische Inlandsgeheimdienst FSB von den USA gewarnt worden sei. „Aber unsere russischen Kollegen sagen, dass die Information zu allgemein waren und nicht erlaubten, die Personen zu finden, die an diesem schrecklichen Verbrechen beteiligt waren“, schilderte Naryschkin der Nachrichtenagentur Interfax.

Islamischer Staat reklamierte Anschlag für sich
Der Islamische Staat hat den Anschlag in mehreren Bekennerschreiben für sich reklamiert. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten diese Botschaften für glaubwürdig. Sie gehen davon aus, dass die Attacke auf das Konto des IS-Ablegers Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) geht. Die russische Führung versucht aber, die Ukraine als eigentlichen Drahtzieher darzustellen. Putin sagte auf einer Versammlung im Innenministerium am Dienstag, alle Nutznießer dieses Verbrechens sollten ermittelt werden. Er kündigte zugleich an, das Agieren der Sicherheitsbehörden und anderer Stellen während des Anschlags solle untersucht werden.

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