„Schrecklicher Traum“

100 Tage Krieg: In Israel wächst die Ungeduld

Ausland
14.01.2024 14:31

Seit hundert Tagen liefert sich die israelische Armee brutale Gefechte mit der Terrorgruppe Hamas im Gazastreifen. Während in der Enklave täglich Dutzende Menschen sterben, wächst in Israel der Zorn der Angehörigen der Hamas-Geiseln. Ein Ende des Krieges scheint nicht in Sicht. 

Hunderte israelische Unternehmen traten am Sonntag als Zeichen der Solidarität mit den Geiseln im Gazastreifen in einen 100 Minuten langen Streik. Sie folgten damit einem Aufruf des Dachverbands der Gewerkschaften (Histadrut) zum 100. Tag des Gazakrieges.

Zu Beginn des Streiks schwiegen zum Zeichen der Verbundenheit Tausende Teilnehmer einer Kundgebung von Angehörigen und Unterstützern der Geiseln 100 Sekunden lang.

Israels „schrecklicher Traum“
Die Kundgebung in Tel Aviv sollte insgesamt 24 Stunden lang bis Sonntagabend dauern. Histadrut-Chef Arnon Ben-David erklärte bei der Kundgebung, dass er manchmal morgens aufstehe und sich frage: „Ist es wirklich passiert am 7. Oktober, ist es möglich, dass der Staat Israel diesen Zustand erreicht hat - dass Menschen aus ihren Häusern und ihren Betten entführt wurden? Dass Soldaten im Dienst getötet wurden?“

Israel befinde sich „mitten in einem schrecklichen Traum, und ich will aus diesem schrecklichen Traum aufwachen und ein neues Israel schaffen“, sagte er. „Wir streiken heute, um gemeinsam daran zu arbeiten, das Land Israel neu aufzubauen. Wir werden alles wieder aufbauen, was sie versucht haben zu zerstören, und es besser machen.“

Wie viele Geiseln leben noch?
Nach Schätzung Israels werden noch 136 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, die Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppierungen am 7. Oktober bei einem Massaker im israelischen Grenzgebiet verschleppt hatten. Etwa zwei Dutzend davon sind vermutlich nicht mehr am Leben.

Am Sonntag forderte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) auf der Online-Plattform X in einem Posting zum 100. Kriegstag die sofortige Freilassung aller Geiseln aus der Gewalt der Hamas.

Eine norwegische Hilfsorganisation warnte unterdessen davor, dass der Gazastreifens wegen des Kriegs unbewohnbar wird. Ahmed Bayram vom Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC) sagte am Sonntag dem arabischen Sender Al-Jazeera, die Organisation sei seit eineinhalb Jahrzehnten aktiv in dem Küstenstreifen. Die rund 50 NRC-Mitarbeiter hätten das Leid der palästinensischen Bevölkerung am eigenen Leib erfahren.

„Sie erfahren Verlust, Trauer, Vertreibung und natürlich Angst“, sagte Bayram. Ihre Kinder hätten seit 100 Tagen keine Nacht durchgeschlafen und erlebten einen Mangel an Nahrungsmitteln und sauberem Wasser. „Dieser sehr dunkle Moment erinnert uns daran, dass Gaza aus militärischen Gründen, für die Zivilisten den Preis bezahlen, unbewohnbar gemacht worden ist“, so Bayram. Er rief zu einem Ende des Blutvergießens auf.

Kämpfe gehen weiter
Doch genau diese Forderung scheint außer Reichweite. Auch am 100. Kriegstag kam es zu Kampfhandlungen. Im Norden des von der Hamas kontrollierten Palästinensergebiets seien mehrere Raketenwerfer zerstört, im gesamten Gebiet seien weitere Ziele getroffen worden, meldete die israelische Armee am Sonntag. Dazu gehörten demnach auch Ziele in der im Süden gelegenen Stadt Khan Younis.

Insgesamt seien in der Nacht mehr als hundert Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden, erklärte die radikalislamische Hamas am Sonntag.

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