Demonstrant getötet

Formel-1-Rennen in Bahrain von Gewalt überschattet

Ausland
22.04.2012 15:16
Trotz der schweren Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und der Polizei hat am Sonntag das Formel-1-Rennen in Bahrain wie geplant stattgefunden. Nach den Massenprotesten am Freitag und am Samstag, bei denen ein Demonstrant ums Leben gekommen war, gab es auch in der Nacht auf Sonntag heftige Krawalle. König Hamad bin Issa al-Khalifa stellte daraufhin kurz vor dem Start des Rennens überraschend Reformen und Gespräche in Aussicht.

Vor dem Grand Prix hing schwarzer Rauch über der Küstenstadt Budaija, dem Zentrum der Proteste gegen die regierende Herrscherfamilie. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, vermummte Demonstranten warfen Brandsätze auf die Polizei. Entlang der Zufahrtsstraße zur Formel-1-Rennstrecke postierten Sicherheitskräfte Dutzende gepanzerte Fahrzeuge. An der Straße sei auch Stacheldraht aufgezogen worden, sagten Aktivisten der Opposition. Das Formel-1-Rennen startete somit weitab von den Ausschreitungen.

Demonstrant von Polizei getötet?
Regierungsgegner berichteten zudem von einem toten Demonstranten. Fotos zeigten eine Leiche auf einem Hausdach an einem der Orte der Proteste. Der Mann sei von Sicherheitskräften getötet worden, so der Vorwurf der Aktivisten. Nach ihren Angaben sind allein in den vergangenen Tagen 95 Menschen nach Protesten festgenommen worden.Die Regierung bestätigte den Leichenfund am späten Samstagabend. Eine Untersuchung sei eingeleitet, ersten Ermittlungen zufolge sei der 36-Jährige getötet worden, erklärte das Informationsamt.

Gegner der Herrscherfamilie fordern demokratische Reformen in dem Inselstaat im Persischen Golf. Sie werfen zudem den Formel-1-Organisatoren vor, das Königshaus aufzuwerten, das seine Gegner unterdrücke. Das Training für das Rennen am Sonntag fand dennoch statt. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hatte zuvor gemeint: "Das hat nichts mit uns zu tun", sagte er. "Wir haben eine Vereinbarung hier zu sein, und wir sind hier."

König verspricht Reformen
Nur wenige Stunden vor dem Grand Prix am Sonntag signalisierte der Monarch des Golfstaats dann ein Einlenken. "Ich möchte mich persönlich klar zu Reformen und Aussöhnung in unserem großartigen Land bekennen", hieß es in einer am Sonntagmorgen veröffentlichten Erklärung Hamads. "Die Tür für einen ernsthaften Dialog des gesamten Volkes ist immer offen." Seine Regierung habe durchaus schon Reformerfolge erzielt, betonte der König.

Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land mit rund 1,3 Millionen Einwohnern sind im Vorfeld des Formel-1-Rennens enorm verschärft worden. Während Sportjournalisten zur Berichterstattung ins Land durften, wurde anderen Reportern die Einreise verweigert. Die Kosten des Rennens werden auf 40 Millionen Dollar (30,3 Millionen Euro) geschätzt. Vor zwei Jahren kamen 100.000 Zuschauer, der Umsatz im Zusammenhang mit dem Rennen erreichte eine halbe Milliarde Dollar.

Rennen im Vorjahr abgesagt
Im vergangenen Jahr war das Rennen in Bahrain wegen der blutigen Niederschlagung der Revolte gegen den König mit Hilfe von Truppen verbündeter Nachbarstaaten, darunter auch Saudi-Arabien, abgesagt worden. Zahlreiche Menschen kamen dabei ums Leben. Bahrain wird von der sunnitischen Al-Khalifa-Familie regiert. Die Bevölkerung ist dagegen mehrheitlich schiitisch.

In dem Golfstaat ist die 5. Flotte der USA stationiert, die vor allem für die wichtigen Seewege am Golf zuständig ist. Die US-Regierung sieht die Herrscherfamilie daher einen wichtigen Verbündeten. Die Opposition fordert die Umwandlung Bahrains in eine parlamentarische Demokratie.

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