Eine Reform des Denkmalschutzgesetzes Österreichs war überfällig: Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat nun eine Novelle mit Gesetzesänderungen ausgeschickt, die sechs Wochen begutachtet wird.
Als 2019 die Paukerwerke in Wien-Floridsdorfer still und heimlich demoliert wurden, war die Empörung groß: Ein Flaggschiff altösterreichischer Industriekultur und Baudenkmal von 1908 wurde zerstört. Teile des historischen Bauwerks in ein neues Projekt zu integrieren, hatte man erst gar nicht überlegt. Dass die Magistrate der Stadt Wien Teile als absolut erhaltenswert eingestuft hatten, wurde ignoriert. Das Bundesdenkmalamt (BDA) hatte die Unterschutzstellung „verschlafen“ oder verschlafen wollen
„Debakel“ dieser Art müssen in Hinkunft vermieden werden, versichert Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Und hat nach langen ministeriellen Verhandlungen mit BDA und Parlamentsklub nun eine Novelle zum heuer 100 Jahre alten Denkmalschutzgesetz zur Begutachtung ausgeschickt. Der Entwurf enthält endlich die Verankerung des UNESCO-Welterbes, das man Wien wegen bedenkenloser Verletzungen schon abzuerkennen drohte. Mayer: „Die gesetzlichen Regelungen reichten nicht, Österreichs Welterbestätten ausreichend zu schützen!“
Zentraler Punkt im Gesetz ist der Klimaschutz-Aspekt, denn viele bedeutende Gebäude klimafit zu machen, wird den Denkmalschutz und seine Finanzierung besonders fordern - Mayer: „Wir müssen sorgsam und sinnvoll mit bestehenden Gebäuden und der Versiegelung des Bodens umgehen!“ In Hinkunft soll es Sonderregelungen für Denkmale geben, an deren Erhaltung öffentliches Interesse besteht. Auch Spekulationsgeschäften, bei denen Eigentümer Bauobjekte bewusst verfallen lassen, um sie abreißen zu können, soll durch eine erweiterte Erhaltungspflicht vorgebeugt werden. Sechs Millionen Euro extra werden für Sanierungshilfe zur Verfügung stehen. „Das Denkmalschutzgesetz von 1923 war ein Meilenstein“, sagt Mayer. „Wir wollen es für die nächsten 100 Jahre fit machen“. Derzeit stehen in Österreich rund 39.000 Gebäude unter Schutz, das sind 1,8 Prozent des gesamten Gebäudebestandes.
Sechs Wochen lang läuft nun die Begutachtung des Gesetzes. Mayer hofft, dass es im Frühjahr 2024 in Kraft tritt. Wäre es nicht auch an der Zeit, unser „Leben mit Denkmalen“ Herrn und Frau Österreicher stärker ins Bewusstsein zurufen?
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