40 Jahre Krone Kärnten

AAU: Vom Overheadprojektor bis zur Online-Lehre

Kärnten
25.10.2023 08:00

Per aspera ad astra - durch das Raue zu den Sternen bzw. durch Nacht zum Licht - geht die Alpen-Adria-Uni etwas länger als die „Kärntner Krone“ ihren Weg in die Zukunft.

Wussten Sie, dass die Alpen-Adria-Universität (AAU) in Klagenfurt eigentlich dreimal gegründet wurde? Das war so: Am 21. Jänner 1970 (ein paar Jahre früher als die „Kärntner Krone“) wird die Hochschule für Bildungswissenschaften eröffnet, im sogenannten Vorstufengebäude, das übrigens inzwischen unter Denkmalschutz steht.

Schon zwei Jahre später erfolgt die erste Promotion und wieder drei Jahre später, also 1975, wird die Hochschule zur Uni - quasi die zweite Gründung -, da steht noch nicht mal das gesamte Hauptgebäude.

Nach und nach werden nicht nur Studienrichtungen und Fakultäten immer mehr, sondern auch Studierende - bis dann im Jahr 1993 der Name der Bildungseinrichtung geändert wird: Universität Klagenfurt. Inzwischen steht das Hauptgebäude und mit dem Jahrtausendwechsel wird auch der neue Südtrakt in Betrieb genommen.

Seit 2004 heißt die Klagenfurter Uni endlich so, wie etliche Studierende aus dem In- und Ausland sie heute kennen: Unter dem Rektorat des legendären Günther Hödl wählte man den Namen Alpen-Adria-Universität. Damit wird sie zum dritten Mal geboren.

Nach den Sternen greifen
Und obwohl die AAU schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat, gilt sie als junge Uni - als solche ist sie durchaus erfolgreich. Davon zeugen entsprechende Bestenlisten-Platzierungen: Im vom Londoner Bildungsmagazin Times Higher Education (THE) erstellten World University Ranking zählt die AAU 2023 zu den besten 500 Universitäten weltweit. Im THE Young University Ranking lag sie 2021 auf Platz 48 der jungen Universitäten der Welt.

Seit Jahrzehnten fördert sie Zwei- und Mehrsprachigkeit, insbesondere im Kontext der slowenischsprachigen Minderheit - klar zu erkennen an der zweisprachigen Ortstafel, die gut sichtbar vor dem Haupteingang steht. Die musste übrigens öfters aufgestellt werden, weil sie immer wieder von Unbekannten gestohlen wurde!

Heute hat die AAU 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mehr als 12.000 Studierende. An vier Fakultäten werden mehr als 90 Studien und Universitätslehrgänge angeboten. Und wer weiß, wie viele es in Zukunft werden? Man soll ja stets nach den Sternen greifen...

Rektoren der Alpen-Adria-Universität

Hochschule für Bildungswissenschaften

  • Walter Schöler (1970-1974)
  • Peter Heintel (1974-1975)

Universität für Bildungswissenschaften

  • Peter Heintel (1975-1977)
  • Josef Klingler (1977-1979)
  • Günther Hödl (1979-1983)
  • Hans-Joachim Bodenhöfer (1983-1987)
  • Günther Hödl (1987-1989)
  • Albert Berger (1989-1993)

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

  • Willibald Dörfler (1993-1999)
  • Winfried Müller (1999-2003)
  • Günther Hödl (2003-2005)
  • Heinrich C. Mayr (2006-2012)
  • Oliver Vitouch (seit 2012)

Der Rektorposten ist bis 8. November ausgeschrieben. Vitouch will weitermachen und wird sich bewerben.

Krainer: „Uni platzt aus allen Nähten!“
Dr. Larissa Krainer begleitet die Alpen-Adria-Universität seit fast 40 Jahren - als Studentin und als Professorin! Im „Krone“-Interview spricht sie über Herausforderungen und Chancen.

„Krone“: Dr. Krainer, was hat sich in den letzten 40 Jahren in der Lehre an der Universität verändert?
Larissa Krainer: Alles hat sich verändert! Als ich 1986 mein Studium begonnen habe, gab es noch keine digitalen Lehrveranstaltungslisten oder Powerpoint-Folien in einer Vorlesung. Ich musste mir ein Vorlesungsverzeichnis - das war ein dickes Buch - erst kaufen, mir die Nummern in eine Liste notieren und mir danach einen Stundenplan zusammenstellen. Auch im Hörsaal selbst war es anders: Es hat noch keine technischen Hilfsmittel gegeben, der Professor ging den Inhalt der Vorlesung einfach mündlich durch. Manche Lehrende hatten handgeschriebene Folien für den Overhead-Projektor, was wahnsinnig aufwändig war. Durch die neuen Technologien ist die Lehre heutzutage viel digitaler, was auch durch die Corona-Pandemie befeuert wurde.

War die Corona-Pandemie wirklich so ein Digitalisierungs-Schub?
In der Pandemie hat der technische Dienst der Universität Unglaubliches geleistet und die Online-Lehre hat einen Kompetenzschub bei den Lehrenden ausgelöst. Viele Methoden sind nun in den Lehrveranstaltungen gang und gäbe. Das hat auch sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Wenn früher eine Vorlesung ausgefallen ist, dann ist sie ausgefallen. Heute kann ich meinen Studierenden die Inhalte in Videoform zur Verfügung stellen. Während früher Bücher oder Texte kostenpflichtig besorgt werden mussten, werden diese heute online zur Verfügung gestellt. Aber die Online-Lehre hatte vor allem zu Pandemie-Zeiten auch Nachteile: die Vereinsamung von Studierenden zum Beispiel. Besonders die Studierenden aus dem Ausland waren sozial abgekapselt.

In den 2010er-Jahren wurde statt des Magister-Titels der Bachelor eingeführt. Wie haben Sie diese Umstellung mit erlebt?
Das war wahnsinnig aufwendig, alle Studienpläne mussten völlig umgebaut werden. Dadurch wurden die Studiengänge international anrechenbar und vergleichbar. Andererseits beenden viele nach ihrem Bachelor-Abschluss auch ihre Ausbildung und studieren nicht mehr weiter. Mittlerweile hat sich auch das Doktoratsstudium zu einem „Eliteprogramm“ entwickelt. Es ist also nicht mehr vorgesehen, dass so ein Dissertationsstudium nebenberuflich absolviert wird, sondern als Ausbildung zum Wissenschaftler gesehen wird.

Wie hat sich die Anzahl an Studierenden in den letzten Jahren verändert?
Die Universität ist nicht explosionsartig gewachsen. Aus meiner Zeit als Senatsvorsitzenden kann ich sagen, dass kontinuierlich Studiengänge und Modelle eingeführt wurden, die zwei ganz spezielle Gruppen an die Universität locken sollten: Die internationalen Studierenden und die sogenannten „First Academics“ (jene Studierende, bei denen kein Elternteil einen akademischen Abschluss aufweist, Anm.). Mittlerweile platzt die Uni aus allen Nähten! Uns geht der Platz für die Lehre aus, viele Büros sind sogar schon ausgelagert worden. Das hat auch etwas mit der Veränderung der Universitätsfinanzierung zu tun. Je mehr Menschen aktiv an der Uni studieren, desto mehr Budget wird freigegeben.

Wie könnte die Lehre in der Zukunft aussehen? Stichwort künstliche Intelligenz.
Künstliche Intelligenz wird bleiben. Viele Kolleginnen und Kollegen beziehen sie bereits in ihren Unterricht mit ein und setzen sich kritisch damit auseinander. Es gibt viele Potentiale, was zum Beispiel die Recherche betrifft, aber auch einige Probleme, wie beispielsweise Desinformationen. Natürlich müssen sich Professoren vor allem auch mit der Frage beschäftigen: Wie kann man beurteilen, wann eine Arbeit mit einer KI verfasst wurde? Da wird es Regulierungsarbeit brauchen.

Erste Kommunistin an der Spitze der ÖH Klagenfurt
Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) als demokratische Interessensvertretung der Studierenden besteht bereits seit 1945, an der Universität Klagenfurt freilich erst seit ihrer Gründung. Während sich der VsStÖ (Verband sozialistischer Studierender), die AG (Aktionsgemeinschaft) und die PLUS (Plattform Unabhängiger Studierender) in den vergangenen Jahren beim Vorsitz der ÖH abgewechselt hatten, endete die heurige ÖH-Wahl mit einer Sensation:

Weil sich die fünf Fraktionen im Studentenparlament der Alpen-Adria-Universität nicht auf eine Koalition einigen konnten, übernahm Lena Zachmann - die einzige Mandatarin des Kommunistischen Studierenden Verbandes (KSV) und Spitzenkandidatin der kleinsten Fraktion - mit vier von sieben gültig abgegebenen Stimmen den Vorsitz. Die Uni Klagenfurt hatte also erstmals eine kommunistische ÖH-Chefin. Obwohl Zachmann lediglich 121 absolute Stimmen (7,51 Prozent) erhalten hatte.

Die Wahlbeteiligung bei den ÖH-Wahlen ist grundsätzlich im Laufe der Jahre stark gesunken:

Machten 1985 noch 30 Prozent der österreichischen Studierenden von ihrem Wahlrecht Gebrauch, waren es 2021 nur noch 15,8 Prozent. 2023 stieg sie dann wieder auf 21,7 Prozent an.

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