„Bin ein Dschihadist“

Fußballfans tot: Diesen Terroristen jagte Brüssel

Ausland
17.10.2023 06:56

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Schweden in Brüssel ist der mutmaßliche Attentäter weiter auf der Flucht. Es soll sich um einen Mann tunesischer Herkunft handeln, der sich illegal in Belgien aufgehalten habe, sagte Belgiens Premierminister Alexander De Croo am Dienstag in der Früh. Abdesalem Lassoued (45) hatte selbst ein Bekennervideo im Netz veröffentlicht, indem er sich als „Dschihadist“ bezeichnete und erklärte „Rache für die Muslime“ zu wollen. In der belgischen Hauptstadt wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. 

De Croo sagte, weil die Bedrohungslage hochgestuft worden sei, werde es nun eine verstärkte Polizeipräsenz geben. Auch an einer Reihe von sensiblen Orten, insbesondere an Orten, die mit der schwedischen Gemeinschaft in Verbindung stehen, würden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. Im restlichen Land gebe es verstärkte Kontrollen. De Croo rief alle Menschen in Brüssel zu erhöhter Wachsamkeit auf. Am Nachmittag solle der nationale Sicherheitsrat zusammenkommen.

Mit Roller in die Innenstadt gefahren
Der Attentäter war am Montagabend mit einem Roller in den Norden der Innenstadt gefahren und hatte auf der Straße um sich geschossen. Wie Videos auf Social-Media-Plattformen zeigen, flohen mehrere Menschen in einen Hauseingang, aber der Attentäter verfolgte sie und schoss weiter. Zwei schwedische Fußballfans wurden tödlich verletzt, ein drittes Opfer, ein Taxifahrer, ist laut Staatsanwaltschaft inzwischen außer Lebensgefahr.

Die Tat ereignete sich um kurz nach 19 Uhr in der Nähe des Place Sainctelette im Norden der belgischen Hauptstadt, unmittelbar vor einem EM-Qualifikationsspiel im Brüsseler König-Badouin-Stadion. Die beiden Schweden starben rund fünf Kilometer entfernt vom Brüsseler Fußballstadion. Das EM-Qualifikationsspiel wurde beim Stand von 1:1 abgebrochen. Die Nachricht vom Tod der beiden Schweden verbreitete sich in der Halbzeitpause.

Fans mussten im Stadion auf Evakuierung warten
Nach Angaben des schwedischen TV-Senders SVT hätten die Spieler der schwedischen Nationalmannschaft daraufhin beschlossen, das Spiel nicht fortzusetzen. Die belgischen Nationalspieler hätten sich dem angeschlossen. Mehrere Tausend Menschen mussten aus Sicherheitsgründen zunächst im Brüsseler Fußballstadion ausharren, bis evakuiert werden konnte.

Nach Angaben der für Terrorismus zuständigen belgischen Bundesstaatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben bisher keine Hinweise, dass eine Verbindung zwischen dem Angriff in Brüssel und dem Gaza-Konflikt besteht. Die schwedische Staatsangehörigkeit der Opfer könnte eine Motivation für die Tat sein, zitierte die belgische Nachrichtenagentur Belga einen Sprecher der Bundesstaatsanwaltschaft.

Bekennervideo im Netz veröffentlicht
Im Netz kursiert ein Bekennervideo, indem sich der Täter zu erkennen gibt und behauptet, ein „Dschihadist“ und ein Anhänger des Islamischen Staats zu sein. Er nennt sich selbst Abdeslam Jilani und gab an, er wolle „Rache für die Muslime“ nehmen. Zudem behauptet er, drei Schweden getötet zu haben. 

De Croo drückte dem schwedischen Premier Ulf Kristersson sein aufrichtiges Beileid aus: „Als enge Partner ist der Kampf gegen den Terrorismus ein gemeinsamer Kampf.“ Kristersson rief die Schweden in Belgien zur Wachsamkeit auf. Der schwedische Justizminister Gunnar Strommer sprach am Montag von „schrecklichen Nachrichten aus Brüssel“. Schweden hatte im August seine Terrorwarnstufe auf die zweithöchste Stufe angehoben, nachdem Koranverbrennungen in Schweden Muslime empört hatten. Die schwedische Regierung verurteilte die Verbrennungen.

„Herz Europas von Gewalt getroffen“
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem „feigen Anschlag“ und drückte den Menschen in Schweden gegenüber ihr Beileid aus. Der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf X: „Das Herz Europas wird von Gewalt getroffen. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer des tödlichen Anschlags im Zentrum von Brüssel.“ Der belgische Königspalast zeigte sich „schockiert“ und drückte seine „Unterstützung für die Sicherheitskräfte aus, die alles tun, um den Urheber der Taten zu fassen“, hieß es auf X.

Ähnlich äußerte sich Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni. „Italien verurteilt entschieden jede Form von Gewalt, Fanatismus und Terrorismus und drückt den Opfern und ihren Familien sein tiefstes Mitgefühl aus“, hieß es in einer Erklärung. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) verurteilte die Tat „auf das Schärfste“. „Wir stehen im Kampf gegen Terror und Extremismus Seite an Seite“, betonte Nehammer auf X. Auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) verurteilte das Attentat.

Frankreich verschärft Grenzkontrollen zu Belgien
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin kündigte an, die Grenzkontrollen zum Nachbarland Belgien verschärfen zu wollen. Am Freitag war an einer Schule in Nordfrankreich ein Französischlehrer von einem radikalisierten ehemaligen Schüler getötet worden. In dem Land gilt seitdem die höchste Alarmstufe. Der Rat der Muslime in Belgien verurteilte das Attentat. Er forderte die Behörden „zu größter Entschlossenheit auf, um unsere nationale Gemeinschaft zu schützen und so schnell wie möglich Licht ins Dunkel zu bringen“.

Belgien war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel terroristischer Anschläge. Am 22. März 2016 sprengten sich in der Hauptstadt Brüssel drei Selbstmordattentäter am Flughafen und in einer U-Bahn-Station in die Luft. Dabei wurden 35 Menschen getötet und fast 700 weitere verletzt. Zu den Taten bekannte sich der IS.

Im November 2022 hatte ebenfalls in Brüssel ein mit einem Messer bewaffneter Mann zwei Polizisten angegriffen, wobei einer von ihnen getötet und der andere schwer verletzt wurde. Die Bundesstaatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.

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