Wiener Studie

Strenge Winter bedrohen seltene Przewalski-Pferde

Wissenschaft
30.12.2011 10:43
Kleine und räumlich beschränkte Populationen von Wildtieren sind in Gebieten mit großen klimatischen Schwankungen stark bedroht. Das zeigen die Auswirkungen des extremsten Winters in der Mongolei seit 50 Jahren bei den wieder angesiedelten Przewalski-Pferden. Auf eine Sommerdürre folgte 2009/10 ein extrem kalter und schneereicher Winter, dem 60 Prozent der Przewalski-Pferde zum Opfer fielen, wie eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VetMedUni) zeigt.

Przewalski-Pferde, eine asiatische Wildpferdart, galten ab 1969 in freier Wildbahn als ausgerottet und überlebten nur in Zoos. Seit 1992 werden die Tiere aus Zoobeständen in ihrer ursprünglichen Heimat in der Mongolei ausgewildert. Mittlerweile gibt es zwei frei lebende Populationen, eine im Hustai Nationalpark in der Zentralmongolei und eine im "Great Gobi B Schutzgebiet" im Südwesten des Landes. In Letzterem fiel 2009/10 besonders viel Schnee.

Petra Kaczensky und Chris Walzer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der VetMedUni haben die Auswirkungen dieses in der Mongolei als "Dzud" bezeichneten und gefürchteten Wetterphänomens auf das Vieh der lokalen Nomaden, die wieder angesiedelten Wildpferde und die ebenfalls dort lebenden Wildesel untersucht. Ihre Ergebnisse wurden nun in der Wissenschaftszeitschrift "PLoS One" veröffentlicht.

Hirten verloren 67 Prozent des Viehbestands
Im Winter 2009 wurden 15 der 21 Provinzen zum Katastrophengebiet erklärt. Nach Schätzungen kamen über 7,8 Millionen Tiere bzw. 17 Prozent des nationalen Bestands ums Leben. Die lokalen Hirten im "Great Gobi B Schutzgebiet" verloren im Durchschnitt 67 Prozent ihres Viehbestands.

Bei den Przewalski-Pferden starben im Schnitt 60 Prozent der Tiere. Betroffen waren allerdings nur zwei Gruppen im Ostteil des Schutzgebiets, die sich selbst unter den Extrembedingungen des "Dzuds" nicht über die Grenzen der ihnen vertrauten Streifgebiete hinaus wagten. Der dort besonders fest gefrorene Schnee machte es den Tieren fast unmöglich, an die darunterliegende Vegetation zu kommen. Ganz anders die Asiatischen Wildesel in dem Gebiet, die nach Westen auswichen und dadurch nur wenige Verluste erlitten.

Populationen zu klein und zu zentriert
Dass die Przewalski-Pferde von der lokal recht unterschiedlichen Wetterkatastrophe so stark betroffen waren, lag nach Angaben der Wissenschaftler vor allem an der geringen Populationsgröße und dem kleinen Verbreitungsgebiet. Eine zahlenmäßig starke und weit verbreitete Population wäre viel besser in der Lage gewesen, einen lokalen Einbruch auszugleichen.

Solange Populationen klein und räumlich beschränkt bleiben, sei der Erfolg einer Auswilderung nicht garantiert. "Der Katastrophenwinter hat wirklich hervorgehoben, wie gefährlich es ist, quasi alle Pferde auf einer Weide zu haben", sagt Petra Kaczensky. Die nationale Strategie für die Etablierung des Przewalski-Wildpferds in der Mongolei sollte daher weiterhin auf mehrere Standorte mit räumlich verteilten Populationen abzielen.

Russischer Offizier entdeckte die scheuen Wildpferde
Ihren Namen haben die Przewalski-Pferde von dem russischen Offizier Nikolai Michailowitsch Przewalski, der die Tiere 1878 von einer Forschungsreise mitbrachte. Aufgrund der zunehmenden Beschränkungen ihres Weideraums verschwanden die scheuen Wildpferde aber in den 1960er-Jahren aus ihrem ursprünglichen Lebensraum. Dank eines gezielten Zuchtprogramms gelang es, den Bestand derart zu vergrößern, dass die Pferde wieder angesiedelt werden konnten.

Przewalski-Pferde gelten zwar allgemein als zähmbar, allerdings ist ihr Aggressionspotential um einiges höher als bei domestizierten Hauspferden und so wird heute davon Abstand genommen, in Zoos oder Privathaltungen lebende Tiere anzureiten.

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