Obsternte in Kärnten

Der schwächste Ertrag seit 30 Jahren droht

Kärnten
23.07.2023 07:00

Kaum Äpfel und Birnen hängen an den Bäumen. Beim Streuobst gibt es sogar Totalausfälle. Eine Obstbäurin rechnet damit, nur ein Viertel des sonst üblichen Ertrages ernten zu können.

Die Obstpreise werden anziehen, denn heuer hängen kaum Früchte an den Bäumen. Beim Streuobst (Obstbäume auf Wiesen und Weiden) gibt es große Ausfälle. Viele Bauern ernten nur 20 Prozent der erhofften Menge, viele haben sogar einen Totalausfall. Vor allem Kernobst (wie Äpfel, Birnen) und Steinobst (Kirschen, Marillen, Zwetschgen) sind davon betroffen. Auch der Erwerbsobstbau für die Märkte hat massive Einbrüche, meist bleiben nur 50 Prozent der erwarteten Ernte übrig.

Auf den Obstbäumen von Werner Krassnitzer hängt heuer nicht viel. (Bild: Kraßnitzer)
Auf den Obstbäumen von Werner Krassnitzer hängt heuer nicht viel.

Regen und Kälte schadeten den Obstbäumen
Die Gründe dafür sind vielfältig. „Bei der Blütezeit im April hat es oft geregnet. Wegen des Niederschlags konnten Bienen nicht ausfliegen. Darum fällt nicht nur die Honigernte aus, sondern auch die Obsternte ging zurück“, klagt Werner Kraßnitzer. Danach wurde es dauerhaft kühl. Dadurch entwickelten sich die Blütenknospen nur noch langsam weiter. „Ich habe 40 Bäume bei der Buschenschenke in Hörzendorf, heuer gibt es kaum Äpfel. Ich habe sogar den französischen Herbstkalvill im Garten. Genau zwei Äpfel waren heuer auf dem Baum.“

Siegfried Quendler ist für Obst- und Weinbau zuständig: Beim Obst droht der schwächste Ertrag seit 30 Jahren. (Bild: Siegfried Quendler)
Siegfried Quendler ist für Obst- und Weinbau zuständig: Beim Obst droht der schwächste Ertrag seit 30 Jahren.

Mit den Birnen brennt Kraßnitzer seit Jahrzehnten Schnaps. „Heuer gibt es kaum etwas, viele Bäume sind sogar eingegangen. Die vergangenen zwei Jahre waren starke Tragjahre, ich hatte unheimlich viel Obst.“ Im Normalfall hat Kraßnitzer einen Ertrag von sieben Tonnen.

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Die Weinlese beginnt zwei Wochen später. Dem Wein schadet der Regen nicht, es treten nur kleinere Pilzkrankheiten auf.

Weinbaupräsident Horst Wild

Nur ein Viertel vom Ertrag der Vorjahre
Das Lavanttaler Obst ist weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. 120 Apfel- und 40 Birnensorten werden in der Region geerntet. Martina Lippitz betreibt in St. Paul eine Buschenschenke. „Normal habe ich einen Ertrag von 25 bis 30 Tonnen, heuer ist es nur ein Viertel davon“, sagt Lippitz, die Streu- und Erwerbsobst herstellt. Die Landwirtin ist eine echte Obstbau-Expertin. Sie weiß viel über das Innenleben der Bäume und wann sie gut tragen. „Sie wollen ein stressfreies Leben, das war heuer durch die niedrigen Temperaturen und den schwachen Bienenflug leider nicht der Fall. Gerät das ganze außer Tritt, dauert es Jahre, bis es wieder hergestellt ist.“

Wenig Obst, wenig Most. (Bild: Martina Lippitz)
Wenig Obst, wenig Most.
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Beim Obst droht der schwächste Ertrag seit 30 Jahren. 2016 gab es einmal Extremfrost in der Blütezeit, sonst sah es aber schon lange nicht mehr so schlecht aus wie heuer.

Siegfried Quendler vom Obst- und Weinbauzentrum

Magere Kirschenernte
Auch die Kirschenernte war mager. Im Vorjahr sind österreichweit 2600 Tonnen Kirschen geerntet worden. Heuer hat es bei vielen Sorten einen Totalausfall gegeben. „Wir hatten zehn Nächte mit leichten Minusgraden. Die Spitze waren minus sechs Grad. Das ist dann das Ende für die Blüte und für die Knospen“, sagen die Produzenten.

Auch das Steinobst - wie Marillen oder Kirschen - leidet an der Kälte mit Minusgraden in der Blütezeit. Kirschen mussten sogar importiert werden. (Bild: Judt Reinhard)
Auch das Steinobst - wie Marillen oder Kirschen - leidet an der Kälte mit Minusgraden in der Blütezeit. Kirschen mussten sogar importiert werden.

Kärnten ist auch ein Gemüseland

Die Gemüseproduktion läuft heuer etwas besser als 2022, als es monatelang viel zu heiß und zu trocken war. Niederschlag ist wichtig. Auch viele Bio-Farmen gibt es in Kärnten, die Märkte in den einzelnen Regionen werden immer besser besucht.

Auch die Marillen wachsen kaum, nicht nur die berühmten aus der Wachau. Die Obstbauern standen heuer oft in ihren Marillengärten, um die Früchte mithilfe von Frostöfen oder Kerzen zu schützen. „Man müsste auf den Kilopreis einen Euro aufschlagen, auch die Pflege ist arbeitsintensiv“, sagen die Bauern.

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