Billig-Silikon

Interpol fahndet nach Chef der Implantat-Firma

Ausland
24.12.2011 08:58
Der französische Billig-Silikon-Skandal zieht immer weitere Kreise: Jetzt steht der Chef des Brustimplantat-Herstellers Poly Implant Prothese (PIP), Jean-Claude Mas, auf der Liste der von Interpol meistgesuchten Verbrecher. Auf Antrag Costa Ricas wurde ein Steckbrief mit Fotos des 72-Jährigen auf der Website der internationalen Polizeibehörde veröffentlicht - allerdings nicht wegen des Skandals um die Silikon-Kissen, wie sich am Samstag heraustellte.

Jean-Claude Mas, dessen Firma wegen potenziell gesundheitsgefährdender Brustimplantate ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wurde, wird in Costa Rica wegen Verbrechen in Zusammenhang mit "Leben und Gesundheit" gesucht, wie auf der Interpol-Website hervorgeht. Die Suche nach dem PIP-Gründer habe jedoch nichts mit dem Skandal um die Silikon-Kissen zu tun, betonte Interpol am Samstag in einer Stellungnahme. Der Steckbrief des 72-jährigen Franzosen wurde bereits im Juni auf Antrag Costa Ricas veröffentlicht, hieß es.

Der Brustimplantat-Hersteller PIP war bereits 2010 pleitegegangen. Angeblich war das verwendete Silikon eigentlich zur Herstellung von Matratzen vorgesehen. Die französischen Ermittler vermuten, das Unternehmen habe seine Kosten reduzieren wollen und deshalb billiges Gel eingekauft, wodurch angeblich eine Million Euro pro Jahr eingespart worden sei. PIP produzierte pro Jahr bis zu 100.000 Implantate. Exportiert wurden die Silikon-Kissen in mehr als 65 Länder, hauptsächlich nach Lateinamerika.

Auch Brasilien rät Frauen Gang zum Arzt
Nach Frankreich haben deshalb jetzt auch in Brasilien die Gesundheitsbehörden Tausenden Frauen den Gang zum Arzt empfohlen. Das fehlerhafte Silikon-Produkt des französischen Herstellers wurde bis 2010 in Brasilien etwa 25.000 Mal eingesetzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur "Agencia Brasil" unter Berufung auf die Gesundheitsaufsicht Anvisa berichtete. Allerdings seien bei den zuständigen Behörden bisher keine Probleme registriert worden. Anvisa riet aber betroffenen Frauen, den Arzt aufzusuchen und notwendige Untersuchungen durchführen zu lassen.

Frankreich übernimmt Kosten für Entfernung
Frankreich hatte am Freitag angeboten, die Kosten für die Entfernung der PIP-Implante von 30.000 Frauen zu übernehmen (siehe Infobox). Das Gesundheitsministerium in Paris ließ sich bei seiner Empfehlung von Experten des nationalen Krebsinstituts beraten, die allerdings keine erhöhte Krebsgefahr durch die Billig-Implantate feststellten. Sorge haben in Frankreich vor allen die acht Fälle von Tumorerkrankungen bei Frauen ausgelöst, deren Implantate gerissen waren und bei denen sich Silikonteile im Körper verbreitet hatten.

Mehr als 2.000 Französinnen gingen bereits vor Gericht
Mehr als 2.000 Frauen haben seit März 2010 in Frankreich wegen der defekten Implantate vor Gericht geklagt. Bei einigen Frauen lösten undichte Prothesen Entzündungen im Körper aus. Etwa 500 Frauen haben sich bereits auf Raten ihrer Ärzte freiwillig ihre Einlagen wieder herausoperieren lassen. Sie waren durch die Berichte verunsichert und wollten keine "Zeitbomben im Körper" haben. Auch das Ministerium riet nun zur OP, selbst wenn die Silikonkissen noch keine Defekte oder Risse zeigen sollten.

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