„Eisbär“ statt „Finja“

Schönbrunner Zoo als Tierhof der Namenlosen

Wien
12.07.2023 16:00

Die Tiere im Schönbrunner Tiergarten sind nun namenlos. Besucher schütteln den Kopf, Zoo-Direktor Stephan Hering-Hagenbeck aber steht zur Anonymisierung.

Schon 1878 liebten die Wiener ihre „Madame Sophie“, eine Orang-Utan-Dame in Schönbrunn. Und allein, was die Bewohner des Affenhauses angeht, halten Namen wie „Jonny“, „August“ und „Nonja“ bis heute schöne Erinnerungen wach. Damit ist nun Schluss.

Sogar Paten-Täfelchen ausgetauscht
Schon seit dem Frühjahr ließ Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck Tiernamen nach und nach verschwinden: Neue Bewohner blieben anonym, vor Publikum durften Pfleger die Tiere nicht mehr beim Namen nennen. Nun ist der Wandel komplett: Selbst die Paten-Tafeln wurden ausgetauscht - statt Pate für ein Tier ist man jetzt Unterstützer einer Tierart. Trotzdem „erfreuen sich die Patenschaften ungebrochener Beliebtheit“, so Direktor Hering-Hagenbeck gegenüber der „Krone“.

Nach dem Wunsch von Zoodirektor Hering-Hagenbeck ist Wiens Bürgermeister Michael Ludwig nun nicht mehr Pate von „Finja“ (hier bei einem Besuch 2021), sondern Pate von „Eisbären“. (Bild: C.Jobst/PID)
Nach dem Wunsch von Zoodirektor Hering-Hagenbeck ist Wiens Bürgermeister Michael Ludwig nun nicht mehr Pate von „Finja“ (hier bei einem Besuch 2021), sondern Pate von „Eisbären“.

„Ein sehr mutiger Weg“
Hering-Hagenbeck will mit der Anonymisierung der Tiere der „Vermenschlichung“ entgegentreten und zugleich demonstrieren, dass es etwa um den Schutz aller Eisbären und nicht nur um „Finja“ gehe. Er findet, das sei „ein sehr mutiger Weg“. Er glaubt, dass die emotionale Bindung der Tiergartenbesucher - und damit das Anliegen Artenschutz - nicht darunter leidet: Tierschutzorganisationen kämen auch „ohne Tiernamen aus, um für den Erhalt von Arten zu emotionalisieren.“

Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck

Hering-Hagenbeck will auch nicht ausschließen, dass Besuche in Schönbrunn künftig noch nüchterner wirken könnten: „In einem wissenschaftlich geführten Zoo ändert sich das Besuchererlebnis ständig. Ein guter Zoo wird niemals fertig.“ Die Pfleger freilich nennen ihre Schützlinge weiter beim Namen: weil es für die Arbeit nötig ist und viele Tiere ganz genau wissen, wie sie heißen.

Und vielleicht ist auch das letzte Wort noch nicht gesprochen: Das Wirtschaftsministerium, für den Tiergarten zuständig, ließ die „Krone“ wissen, dass man von der Entscheidung des Tiergartens nichts gewusst habe - und sich deshalb bereits „im Austausch mit dem Tiergarten“ befinde.

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