Album „You & I“

Rita Ora: Die Kontrolle über das Leben erlangt

Musik
14.07.2023 09:00

Ganze fünf Jahre sind ins Land gezogen, seit der britische Popstar Rita Ora zuletzt mit Musik aufwartete. Auf ihrem dritten Album „You & I“ will sie so manchen Fehltritt aus der Pandemie vergessen machen und propagiert die große Liebe zu ihrem Ehemann, ihren Freunden und zu sich selbst. Im „Krone“-Interview gibt uns Ora detaillierte Einblicke in ihr gegenwärtiges Leben.

(Bild: kmm)

Vor etwas mehr als zehn Jahren war der Mainstream-Pop so sehr in weiblicher Hand wie vielleicht noch nie zuvor. Lady Gaga und Katy Perry befanden sich musikalisch an der Spitze, Miley Cyrus fertigte im stillen Kämmerchen gerade den Welthit „Wrecking Ball“ und die aus dem Kosovo stammende Britin Rita Ora schoss mit ihrem gleichnamigen Debütalbum aus dem Nichts auf Platz eins der britischen Albumcharts. 2012 landeten gleich drei Ora-Singles an der Spitze und beförderten sie über Nacht zum absoluten Superstar. Nach ein paar großen Touren folgten auch erste Filmauftritte in „Fifty Shades Of Grey“ oder „Southpaw“, mittels „The X-Factor“ oder „The Voice“ aber auch eine gewisse Omnipräsenz im britischen TV. Ora war also nicht bloß ein neues Popstarlet, sondern entwickelte sich früh zu einem bunt eingesetzten Gesicht im Kultur- und Societybereich.

Privates Glück
Die schnellste beim Musikmachen war Ora noch nie. Für das nicht mehr ganz so erfolgreiche Nachfolgealbum „Phoenix“ ließ sie sechs Jahre ins Land ziehen, das nun erscheinende Drittwerk „You & I“ hat noch einmal ganze fünf Jahre verschlungen. Dass wir überhaupt in den Genuss von neuen Ora-Songs kommen, liegt in erster Linie am neuseeländischen Filmemacher Taika Waititi, der Oras Leben während der Pandemie über den Haufen warf. 2021 lernten sich die beiden kennen, nur ein Jahr später kam es zur Blitzhochzeit und die gesamte Platte ist im Großen und Ganzen vom privaten Glück der britischen Popsängerin inspiriert. Ora begann schon vor vier Jahren an den Arbeiten zum Album, konzentrierte sich zuerst vorwiegend auf Film und ihre Mode-Verträge. Erst Waititi brachte wortwörtlich Schwung in die angestaubte Kreativbude.

„Als ich meinen Mann getroffen habe, wurde mein inneres Feuer wieder so entfacht, wie ich es gar nicht mehr kannte“, erzählt uns Ora im „Krone“-Interview, „anfangs wollte ich nur meine Gefühle und Emotionen der letzten Jahre niederschreiben, aber er hat alles verändert und plötzlich hatte ich ein Album.“ Ora hat gemeinsam mit dem international anerkannten Star-Produzenten Oak Felder an den sehr persönlichen und durchwegs aus dem Leben gegriffenen Nummern gearbeitet. Dafür hat sich die mittlerweile 32-Jährige auch ungewöhnlich stark geöffnet. „Es war nicht einfach, so tief ins Innere zu schauen und damit nach außen zu gehen. Mir war sehr wichtig, dass dieses Album alle Themen auf den Tisch legt, die mich beschäftigen. Die Hörer sollen die Wahrheit erleben und mitkriegen, wie offen und ehrlich ich mich präsentiere.“

Bogen in die Vergangenheit
Schon im poppigen Opener „Don’t Think Twice“ geht Ora in die Vollen und erzählt detailliert von den aufregenden Tagen des frischen Verliebtseins. „Der Song ist eine Anleitung, sich im richtigen Moment fallen zu lassen und zu sehen, was passiert. In meinem Fall ging es um die Liebe, aber man kann den Song natürlich vielseitig interpretieren.“ „Waiting For You“ behandelt die lange Dürrezeit voller Einsamkeit, während „Shape Of Me“ eine Liebeserklärung an Oras Mutter ist. Den Bogen in die Vergangenheit schlägt die Britin immer wieder, etwa auch gegen Ende des Albums im eindringlichen „Notting Hill“, dem Londoner Stadtteil, in den ihre Mutter mit ihr vom heutigen Kosovo aus übersiedelte. „Hier geht es vor allem um die Beziehung mit meinem jüngeren Ich. Der Song ist eine Erinnerung daran, woher ich komme und was ich schon alles erreicht habe. Ein bisschen will ich auch den ganz besonderen Hype meiner Heimatstadt London einfangen.“

Ora propagiert auf „You & I“ mitnichten nur ihr neues Eheglück, sondern die Liebe im Allgemeinen. Jene zu Familie und Freunden, aber noch mehr die vielleicht wichtigste, die als Grundlage für alles Weitere dient: die Liebe zu sich selbst. In „Girl In The Mirror“ etwa schaut sie voller Selbstvertrauen und Zuversicht in den Spiegel und schüttelt die Dämonen der Vergangenheit ab, das Musical-hafte „Look At Me Now“ dient als Kampfansage dafür, bereits ein paar dunkle und verschlungene Pfade im Leben überwunden zu haben. „Ich kenne auch die andere Seite der Medaille und in schwierigen Momenten erinnert mich der Song daran, dass ich es geschafft habe.“ Schwierigkeiten gab es zuletzt etwa im November 2020, als sie mitten im zweiten Lockdown in einem Londoner Restaurant auf die Covid-Beschränkungen pfiff und eine fette Party schmiss - es folgten eine üppige Strafe und öffentliche Reue.

Kind der Club-Szene
Ora versammelt ihre mannigfaltigen Liebesbekundungen in soliden und kompakten Pop-Songs, der große musikalische Wurf ist auf dem dritten Album aber nicht zu finden. Wo Mitbewerberinnen wie Dua Lipa, Ava Max und Co. in den letzten Jahren auf austreibende Elektronik und extreme Hittauglichkeit setzten, wirkt Oras Rückkehr in die Pop-Welt fast etwas antiquiert. Doch dies ist keinesfalls negativ gemeint. Songs wie „Unfeel It“, „That Girl“ oder „Shape Of Me“ schieben eine klassische, nicht gehetzte Form des Pop-Songwritings in den Vordergrund. Und dann gibt es noch das Fatboy-Slim-Remake „Praising You“, das aus einer Kooperation mit dem Star-DJ nach einem Kennenlernen beim Glastonbury Festival entstand. „Ich war immer ein Kind der Londoner Club-Szene. Die Rave-Kultur und Underground-Partys haben mich unheimlich inspiriert und ich wollte dieses besondere Feeling unbedingt auf meinem Album haben.“

Auf „You & I“ besinnt sich Ora auf ihre persönlichen Wurzeln im Pop, beruft sich inhaltlich auf ihr neu gewonnenes Lebensglück und gibt gleichzeitig einen positiven und lebensbejahenden Ausblick aufs Leben in einer Welt, die längst aus allen Angeln gehoben scheint. „Auch mein Leben hat sich seit der Pandemie stark verändert. Ich habe jetzt wieder die Kontrolle über meine alten Masterbänder, meine Filmkarriere ging steil nach oben und ich habe mein privates Glück gefunden. In der Musik wurde ich viel selbstbewusster und sicherer. Zum ersten Mal kommt es mir vor, als hätte ich mein Leben total unter Kontrolle und das fühlt sich fantastisch an.“ Das Filmgeschäft bleibt Ora weiterhin am wichtigsten, doch die Musik hat sich wieder einen markanten Platz in ihrem Leben zurück erkämpft. „Jede Entscheidung im Leben hat mich dort hingeführt, wo ich heute bin. Auch wenn nicht immer alles perfekt war, es hat schon alles seine Richtigkeit.“

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