Denkt man an die größten Konzerte Österreichs, so fallen wohl Namen wie Falco, Michael Jackson oder die Rolling Stones. Doch den Besucherrekord hält eine Band die eigentlich nur im deutschsprachigen Raum so richtig bekannt ist. 1995 versetzte die Kelly Family das Donauinselfest in einen Ausnahmezustand. 200.000 meist sehr junge Menschen drängten sich damals vor der großen Festbühne. Einer der Protagonisten kehrt am Sonntagabend dorthin zurück.
Insgesamt gastierten die Kellys drei Mal am Donauinselfest, nämlich 1994, 1995 und 1998. Es waren nicht die einzigen Wien-Gigs der irisch-deutschen Familiencombo - aber jene mit dem größten Zustrom. Was nicht per se verwunderlich ist: Der Eintritt zu der von der SPÖ nun bereits zum 40. Mal organisierten Inselparty ist frei. Dementsprechend kommen beim Fest allabendlich Zehntausende zur großen zentralen Stage.
Alle gewohnten Dimensionen gesprengt
Doch am 24. Juni 1995 wurden die gewohnten Dimensionen gesprengt. Es war jene Zeit, in der der gigantische Hype um die Kelly Family am größten war. Die Organisatoren des Donauinselfestes - also jedenfalls jene, die damals mit dabei waren - denken durchaus auch mit Schaudern an dieses Wochenende zurück. Viele Teenies kamen schon Stunden vor dem Konzert auf das Gelände, wie sich der Inselfest-Erfinder Harry Kopietz zuletzt im APA-Gespräch erinnerte.
Und Stunden, so berichtete er, bedeutete im Extremfall: 24 Stunden. Rund 1.000 Kelly-Fans, zum Teil gerade mal zwölf oder 13 Jahre alt, verbrachten bereits die Nacht von Freitag auf Samstag auf der Donauinsel. Und sie begnügten sich nicht damit, einfach auf das Konzert zu warten, wie auch im Buch, das anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Events herausgegeben wurde, geschildert wird. Einige kletterten auf Bäume, um einen Blick auf den Backstage-Bereich zu erhaschen. Manche Mädchen klammerten sich sogar an den Tourbus, als dieser zur Festbühne fuhr - und ließen sich mitschleifen. Auch der Soundcheck der Musiker wurde bereits frenetisch bejubelt.
Fans verzichteten sogar auf den Toilettengang
In Wien war man aber immerhin vorgewarnt. Tags zuvor mussten bei einem Konzert in Wels mehr als 400 kollabierte Kids und Teenager betreut werden. Die Sicherheitskräfte in Wien wurden entsprechend instruiert. Eines der Probleme, vor denen die Organisatoren standen: Um gute Plätze in den vordersten Reihen nicht aufzugeben, verzichteten viele aus der Fanschar darauf, aufs Klo zu gehen. Nur logisch: Um dorthin nicht gehen zu müssen, wurde trotz sommerlicher Temperaturen auch aufs Trinken verzichtet.
Doch ihnen wurde geholfen: Die Helfer karrten 500 Kisten Obst, 1.000 Liter Wasser und Tee heran, um die hysterische Jungschar zu laben. Wer auf die Toilette musste, wurde herausgehoben und durfte danach wieder auf den alten Platz zurück.
Fake-Sanitäter schaffte es auf die Bühne
Am Samstag um 6 Uhr früh appellierte auch ein - vermeintlicher - Rot-Kreuz-Mitarbeiter von der Bühne aus an die Kelly-Jünger, sich gesund zu ernähren. Sein Outfit war allerdings nicht echt, die Organisatoren holten die Polizei, die den Mann von der Bühne entfernte. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Krankenpfleger, der „einmal im Leben besonders wichtig sein wollte“, wie er laut Donauinselfest-Buch damals erklärte. Er durfte letztendlich bei der Verpflegung der Jugendlichen helfen.
Insgesamt waren an jenem Tag 160 Security-Kräfte und „eine ganze Armada“ von Sanitätern im Einsatz. Das Mega-Konzert ging schließlich ohne gröbere Zwischenfälle über die Festbühne. Die Bilanz fiel erfreulich aus: Es kollabierten nicht einmal halb so viele Menschen wie zuvor in Wels.
Michael Patrick Kelly zurück auf der Donauinsel
Im Zentrum der Hysterie stand Teenie-Schwarm Patrick Michael „Paddy“ Kelly. Er wird am Sonntagabend nach dem Auftritt von Silbermond erneut die Festbühne entern. Schon seit Jahren ist er als Solokünstler erfolgreich unterwegs. Dass sein Auftritt ähnlich turbulent verläuft wie damals, ist eher nicht zu erwarten. Retro-Programm mit Liedern der Kelly-Family gibt es bei seinen Auftreten nur vereinzelt.
An sich sind singende Kellys inzwischen wieder relativ häufig zu erleben. Michael Patrick Kelly war in Wien zuletzt erst im Februar zu Gast. Auch die Familie ist wieder vereint und sogar regelmäßig in der Stadthalle zu sehen - wobei „Paddy“ hier nicht mit dabei ist. Auch Bruder Angelo hat sich kürzlich absentiert, der letzte Auftritt der Familie zu Weihnachten fand bereits ohne ihn statt.
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