Gegenüberstellung
Strauss-Kahn traf auf mutmaßliches Sex-Opfer Banon
"Er soll mir gegenübersitzen und ins Gesicht sagen, dass ich lüge", hatte die 32-Jährige in einem Interview des französischen Radiosenders RTL vor wenigen Tagen gefordert. Um den Wahrheitsgehalt ihrer Vorwürfe besser einschätzen zu können, entschied sich die Justiz in der vergangenen Woche für eine gemeinsame Vernehmung.
Nach der Gegenüberstellung, die rund zweieinhalb Stunden dauerte, verschwanden beide Beteiligten ohne Kommentar. Später sagte Strauss-Kahns Anwalt Henri Leclerc, der bei der Begegnung nicht dabei war, beide Seiten seien bei ihrer Schilderung geblieben. Auf die Frage, ob sein Mandant möglicherweise Reue gezeigt habe, antwortete Leclerc: "Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen."
Banon: "Wie ein brünftiger Schimpanse"
Bisher hat Strauss-Kahn jegliche Gewaltanwendung gegenüber Banon abgestritten. Banon beschuldigt "DSK", bei einem Interview über sie hergefallen zu sein "wie ein brünftiger Schimpanse". Der frühere IWF-Chef wies die Schilderung zurück und erstattete Anzeige gegen Banon wegen Verleumdung. Bei einer Vernehmung vor gut zwei Wochen gab der 62-Jährige nach Angaben der Ermittler eine "Annäherung" zu, allerdings ohne Gewaltanwendung.
Am Rande einer Sympathiekundgebung gestand Banon am Wochenende, dass sie Angst vor der Gegenüberstellung habe: "Natürlich werde ich in der Nacht davor nicht schlafen." Strauss-Kahn hatte der jungen Frau in seinem ersten Fernsehinterview vor zehn Tagen vorgeworfen, eine "eingebildete Version" der Ereignisse geliefert zu haben.
Die Polizei, die vor der Gegenüberstellung bereits mehr als 20 Zeugen befragte, muss nun die Ergebnisse ihrer Vorermittlungen in einem Bericht zusammenfassen. Die Staatsanwaltschaft entscheidet dann, ob ein formelles Ermittlungsverfahren aufgenommen oder ob der Fall zu den Akten gelegt wird. Falls es dazu kommen sollte, kündigte Banon bereits ein Zivilverfahren an.
Anzeige erst Anfang Juli
Die Schriftstellerin hatte sich erst Anfang Juli dieses Jahres zu einer Anzeige gegen Strauss-Kahn entschlossen. Zu diesem Zeitpunkt stand dieser noch wegen ähnlicher Vorwürfe eines Zimmermädchens in New York unter Anklage. Das strafrechtliche Verfahren in den USA ist mittlerweile eingestellt, da schwere Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens auftraten. Wegen der Vorwürfe war Strauss-Kahn bereits im Mai von seinem Posten als Chef des Internationalen Währungsfonds zurückgetreten.
In Frankreich wurde zuletzt spekuliert, "DSK" könnte als Kandidat bei der nächsten Präsidentschaftswahl antreten, was sich allerdings nach Ablauf der Kandidaturfrist nicht bewahrheitete. Ein politisches Comeback schloss Strauss-Kahn in seinem ersten Interview seit seiner Rückkehr in sein Heimatland allerdings nicht aus.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.