Die Drei Schluchten

Jangtse: Chinas längster Fluss und Lebensader

Reisen & Urlaub
23.09.2011 12:19
China – hier scheint nichts unmöglich. Überall wird gebaut – zwischen Yichang und Chongqing wurde der Jangtse gestaut und gebändigt. Eine Kreuzfahrt durch die Drei Schluchten – ein Kontrastprogramm.

Auch wenn unser Ziel der Jangtse ist, beginnt die Reise mit einem Ausflug zur Großen Mauer von China. Denn die gehört definitiv zu den erstaunlichsten und natürlich bekanntesten Bauwerken des Landes. Der früheste Teil der Mauer, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, steht bereits seit rund 2.300 Jahren, errichtet während der Dynastie Qin –, um sich besser vor Angreifern zu schützen. Nachfolgende Herrscher bauten sie auf über sechs Kilometer Länge aus.

Stattlich und beeindruckend schlängelt sie sich durch die hügelige Landschaft. Nicht jeder Abschnitt ist gleich gut erhalten, aber das tut der Dimension dieses gigantischen Bauwerkes keinen Abbruch. Vor allem rund um Peking gibt es genügend gut besuchbare und begehbare Teile. Nicht nur Touristen wollen ein Foto, auch Chinesen – gerne auch frisch Vermählte. Denn es gehört zum guten Ton, sich im Hochzeitskleid auf der Mauer ablichten zu lassen. Inklusive Fotografen, Visagisten und Beleuchter rücken die Brautpaare an.

900 Tore und Paläste auf 72 Hektar
Ist man schon mal in Peking, dann muss die Verbotene Stadt aber auch auf dem Programm stehen. Auch in der Kaiserstadt, im Herzen Pekings gelegen, hat man nicht "gespart". Die Eckdaten: Eine Fläche von 72 Hektar mit fast 900 Toren und Palästen sowie zahlreichen Pavillons und an die 1.000 Räume wartet auf die Besucher. Und die strömen in Massen durch die Stadt und versuchen einen Blick auf den Kaiserthron zu erhaschen. Aber alles läuft kontrolliert ab – Gedränge ist man in dem bevölkerungsreichsten Land der Erde – 1,3 Milliarden Menschen – gewohnt. Bis 1911 lebten in der Kaiserstadt 24 Regenten der Ming- und Qing-Dynastien. Und die haben einige Kunstschätze angesammelt und dagelassen.

Viele Geschichten könnte uns auch der Tian'anmen-Platz, der Platz des himmlischen Friedens, erzählen. Er ist ein Denkmal für die Helden des Volkes, und das Grab des früheren Vorsitzenden Mao Zedong beherrscht den Platz in seiner Mitte. Und wieder Größenwahn: Bis zu einer Million Menschen können sich hier versammeln – gilt er doch als der größte öffentliche Platz der Welt. Das taten 1989 auch Studenten – aber die chinesische Demokratiebewegung wurde brutal zum Schweigen gebracht.

Umstrittener Drei-Schluchten-Staudamm als Prestige-Objekt
Auf zum nächsten bombastischen Mach(t)werk. Wir verlassen Peking und gehen in Yichang an Bord, um den längsten Fluss Chinas hautnah zu erleben. Das Schiff "Jenna" der Victoria Cruises wird für die nächsten Tage unsere Unterkunft am Jangtsekiang sein. Fünf Sterne bieten höchsten Komfort, und jede Kabine hat einen Balkon. Dichter Dunst hängt über dem Fluss, Abgase und die Bauwut samt diverser Minen entlang des Jangtse sorgen dafür – daran werden wir uns gewöhnen müssen.

Ein Prestige-Objekt ist der Drei-Schluchten-Staudamm – sehenswert vielleicht ob seiner verbauten Menge an Beton, beeindruckend die Mächtigkeit, aber keine Wohltat fürs Auge. Der Staudamm machte den Yangtse leichter befahrbar für Schiffe, sagt Cruise-Director Dick Carpentier, der seit sechs Jahren auf dem Fluss kreuzt. Allerdings auch diesen andauernden Dunst. Teile der Natur und Tiere sind verschwunden.

Stundenlang befinden wir uns anfangs in der Schleuse. Neben uns winzig kleine Boote mit allerlei Hausrat an Deck. So erklettern die Schiffe die fünf Schleusenstufen, bis sich uns, 100 Meter höher, der Jangtse präsentiert. Wir durchfahren die Xiling-Schlucht, die erste der berühmten Drei Schluchten.

China scheint niemals zu schlafen. Selbst in der Nacht wird an den Ufern des Flusses gebaut und gearbeitet. Grelle Beleuchtung macht die Kreuzfahrt auch in der Dunkelheit spannend. Denn sogar die Brücken und Schiffe erstrahlen in allen Farben, oft in unterschiedlichen Intervallen.

"Himmelspass" aus der Geisterstadt Fengdu
Untertags wartet unter anderem die Geisterstadt Fengdu als Ausflugsziel. Der König der Unterwelt hat auf dem Mingshan-Berg seinen Sitz. Fengdu ist für viele Chinesen ein Pilgerziel, kann man sich doch einen "Himmelspass" kaufen. Natürlich kommt der Chinese auch, um die zahlreichen Tempel zu besichtigen, die dem Höllenkönig und verschiedenen anderen Göttern des taoistischen Pantheons geweiht sind.

Dann – endlich – die Drei Kleinen Schluchten: Sie können nur mit kleinen Booten durchkreuzt werden und bieten herrliche Aussichten auf den ursprünglichen Jangtse. Grünes Wasser, Stille und keine Baukräne in Sichtweite. Die Kleinen Schluchten erstrecken sich auf einer Länge von 50 Kilometern. Hohe Felswände, in denen sich manchmal auch ein Wildaffe zeigt, Vögel oder Ruinen eines alten, befestigten Dorfes kann man erblicken. Majestätisch, sagen die Einwohner, seien die Kleinen Schluchten.

Der Kontrast dazu: Chongquing. Endstation der Kreuzfahrt. Mehrere Bezirke wurden zusammengelegt, und so darf sie sich nun die größte Stadt der Welt nennen. 33 Millionen Einwohner, auf einer Fläche annähernd so groß wie Österreich. Groß, größer, China – Superlativen, die keine Grenzen zu haben scheinen – sehenswert und spannend, manchmal etwas beängstigend.

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