Vor 80 Jahren befreit

Mauthausen-Gedenken: „Alle tragen Verantwortung“

Innenpolitik
05.05.2025 19:47

Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen ist Montagabend bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Areal eine Außenlager-Stele enthüllt worden. Auch im Parlament wurde der KZ-Befreiung gedacht, dabei sorgte die Anwesenheit von Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) allerdings wieder für Kontroversen. 

Die Enthüllung der über vier Meter hohe Säule in Mauthausen fand im Beisein von Innenminister Gerhard Karner, Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (beide ÖVP), Staatssekretär Jörg Leichtfried (SPÖ) sowie der Leiterin des Mauthausen Memorials, Barbara Glück, statt. Sie alle hoben die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur hervor.

„Einheitliche, wiedererkennbare Kennzeichnung“
Gemeinsam mit lokalen Initiativen hat das Gedenkbüro des Mauthausen Memorials „eine einheitliche, wiedererkennbare Kennzeichnung“ für die mehr als 40 ehemaligen Außenlager des KZ-Systems Mauthausen entwickelt. Die einstigen Tatorte werden in einen topografischen Zusammenhang gebracht, um den Mauthausen-Bezug räumlich fassbar zu machen, führt das Mauthausen Memorial aus. Aber nicht nur an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, sondern an jedem Ort eines ehemaligen Außenlagers soll auf das gesamte System hingewiesen werden, wodurch auch die Deportationswege der KZ-Häftlinge nachgezeichnet werden.

Die Säule besteht aus gestapelten dreiseitigen Betonprismen, die die Ortsnamen der einstigen Außenlager sowie Mauthausen und die Entfernungen zum Aufstellungsort anführen. Die Spitzen der Prismen zeigen jeweils in die Richtungen der Außenlager. (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Die Säule besteht aus gestapelten dreiseitigen Betonprismen, die die Ortsnamen der einstigen Außenlager sowie Mauthausen und die Entfernungen zum Aufstellungsort anführen. Die Spitzen der Prismen zeigen jeweils in die Richtungen der Außenlager.
(Bild: APA/BARBARA GINDL)
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StS Jörg Leichtfried (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und LHStv. Christine Haberlander (ÖVP) (Bild: APA/BARBARA GINDL)
StS Jörg Leichtfried (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und LHStv. Christine Haberlander (ÖVP)

Karner dankte allen, besonders den regionalen Gedenkinitiativen, „die diesen wichtigen Prozess der Sichtbarmachung des Grauens unterstützt und vorangetrieben haben“. Gerade die regionale Auseinandersetzung mit der Geschichte sei „ein tragender Pfeiler einer modernen Erinnerungskultur“, sagte er. Haberlander betonte: Das Versprechen ‘Nie wieder‘ gehöre immer wieder „erneuert und mit Leben erfüllt. Dazu verpflichtet uns die Verantwortung gegenüber den Toten und der Respekt vor den Überlebenden.“

Gedenken der Opfer „kein Blick zurück“
Leichtfried sieht in der Befreiung des KZ Mauthausen auch eine Mahnung. „Wir alle tragen die Verantwortung – nicht nur zu erinnern, sondern auch zu verteidigen, was in den letzten Jahrzehnten geschaffen wurde: eine starke Republik, eine resiliente Demokratie – für Freiheit, für Menschlichkeit, für sozialen Frieden.“ Dass das Gedenken an die NS-Opfer kein Blick zurück, sondern ein Blick nach vorne sei, hob Glück hervor. Denn es stellen sich Fragen: „Wie wollen wir als Gesellschaft miteinander leben? Welche Werte geben wir weiter? Und wie gehen wir mit der Verantwortung um, die uns die Geschichte auferlegt hat?“ Nur durch ein gemeinsames Nachdenken, „entsteht eine aktive Gedenkkultur“.

Zitat Icon

„Wir alle tragen die Verantwortung – nicht nur zu erinnern, sondern auch zu verteidigen, was in den letzten Jahrzehnten geschaffen wurde: eine starke Republik, eine resiliente Demokratie – für Freiheit, für Menschlichkeit, für sozialen Frieden.“

Staatssekretär Jörg Leichtfried (SPÖ)

Kontroverse im Parlament
Im Parlament war es vor dem Gedenken zu einer erneuten Kontroverse rund um Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) gekommen. Die Anwesenheit des Parlamentsvorsitzenden hatte dazu geführt, dass der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch, und der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi der Gedenkveranstaltung im Parlament ferngeblieben waren. Sie eröffneten am Montag eine Ausstellung am Heldenplatz. 

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP) hielt die Eröffnungsrede beim Mauthausen-Gedenken im Parlament. (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP) hielt die Eröffnungsrede beim Mauthausen-Gedenken im Parlament.
Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ)
Mitglieder der Bundesregierung (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Mitglieder der Bundesregierung
(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Rosenkranz ist Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Olympia, die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft wird. Bei der Gedenkfeier im Parlament nahm er allerdings keine aktive Rolle wahr, die Eröffnungsrede hielt der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP). Zu Wort kamen dabei Nachfahren zweier Opfer und eines Widerstandskämpfers. 

Van der Bellen: 5. Mai „Erinnerung und Auftrag“
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte via X, dass dieser Tag „Erinnerung und Auftrag“ sei, „laut zu bleiben, hinzuschauen und grundlegende Werte wie Menschenwürde und Solidarität bewusst wertzuschätzen und zu stärken“.

SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler erinnerte ebenfalls daran, dass Gedenken zugleich ein „Auftrag für die Zukunft“ sei, „Hass und Hetze, Ausgrenzung und Gewalt, Antisemitismus und Rassismus mit aller Kraft entgegenzutreten“. „Nie wieder“ sei keine leere Formel, betonte auch Grünen-Chef Werner Kogler: „Es ist ein Versprechen – gegen das Vergessen, gegen das Verharmlosen, gegen das Wiederholen.“

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