Fahrspaß pur

BMW M2: Ziemlich stark und schwer in Ordnung

Motor
03.04.2023 00:01

BMWs kleinstes Sportgerät geht in seine zweite Generation: Der BMW M2 ist stark wie nie, gut ausgestattet wie nie - aber auch so schwer wie nie zuvor. Und doch so schnell und ernsthaft sportlich, wie es nie zuvor ein M2 war. Optional sogar mit manuellem Getriebe. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl hat Ms Kleinstem in den USA bereits die Sporen gegeben. Seine Eindrücke hier im Video.

(Bild: kmm)

Ausgehend vom BMW M1, dem ersten eigenständigen Auto von BMWs Sportverein namens M, wäre M2 eigentlich die passende Bezeichnung für das zweite originäre M-Auto. Dieses kommt dieser Tage auch auf den Markt, heißt aber XM. Was passt, da es kein Sportwagen, sondern ein bärenstarkes Luxus-SUV ist. 653 PS stark, 2,7 Tonnen schwer.

Was es wiegt, das hat’s!
Das zeigt die Bandbreite, die BMW im Allgemeinen und die M GmbH im Besonderen mittlerweile abdeckt, in dem Fall vom Turnschuh bis zum Koloss. Wobei der neue BMW M2 auch nicht gerade ein Leichtgewicht ist: 1700 Kilogramm bringt er mindestens auf die Waage - gut 200 kg mehr als der allererste M2. Jedoch hat er nicht Speck angesetzt, sondern Sport.

Der BMW M2 ist im Prinzip ein verkürzter BMW M4. Das Fahrwerk übernimmt er im Wesentlichen, allerdings hat er mit 2,75 m einen um elf Zentimeter kürzeren Radstand. Insgesamt ist er 21 cm kürzer und misst in der Länge 4,58 Meter. Im Vergleich zum Vorgänger ist er 54 Millimeter länger, 33 mm breiter und 7 mm flacher. Also ein ganzes Stück erwachsener.

Mit dieser engen Verwandtschaft hat auch das relativ hohe Gewicht zu tun - der M4 ist nur 25 Kilogramm schwerer. Milchmädchenrechnung: Das ist knapp ein Kilogramm pro Zentimeter Länge. Das Gewicht liegt also anderswo als in der Karosserie. Ein wenig auch in den 19/20 Zoll-Rädern, die ein Zoll größer sind als die Serienreifen des M4.

Im Vergleich zum Vorgänger ist der Gewichtszuwachs gut zu erklären. 38 kg fallen schon mal durch zusätzliche Versteifungen an, dazu kommt die deutlich bessere Serienausstattung, zu der auch ein adaptives M Sportfahrwerk gehört. Hintergrund ist prinzipiell nicht Verweichlichung, sondern Sicherheit und Fahrdynamik, und da schlägt der neue den alten wie der König den Buben.

Ein wenig lässt sich das Gewicht noch senken: Sechs Kilogramm bringt das im M2 erstmals erhältliche Carbondach, insgesamt 10,8 kg die Carbon-Schalensitze.

50 bzw. 90 PS mehr als früher
Der BiTurbo-Sechszylinder aus dem M4 musste nur 20 PS opfern, um im M2 eingesetzt zu werden. 460 PS stehen im Datenblatt, also 50 mehr als beim Vorgänger in der Competition-Variante. Die Version ohne den Zusatz Competition (kam 2016) hatte überhaupt nur 370 PS (aber mit 3,84 zu 3,70 kg pro PS fast das gleiche Leistungsgewicht wie der heutige).

Im Standardsprintwert macht das alles gerade mal Zehntelsekunden aus. Der aktuelle M2 sprintet jedenfalls im besten Fall (mit Achtgangautomatik) in 4,1 Sekunden auf Landstraßentempo und in 13,5 Sekunden auf 200 km/h. Mit Handschaltung sind es 4,3 bzw. 14,3 Sekunden (was exakt den Werten des BMW XM entspricht, by the way). Höchsttempo: 250 km/h, mit M Driver’s Package 285 km/h.

Interessantes Detail: Achtgangautomatik ist Standard. Das manuelle Getriebe kostet gut 600 Euro Aufpreis. Fans werden das gerne bezahlen.

Feines Fahrverhalten
Natürlich ist ein 1,7 Tonnen schweres Auto kein Gokart, aber der M2 kann seine Kilos gut kaschieren. Er lenkt zackig und akkurat ein, die Lenkung vermittelt ein gutes Gefühl zur Fahrbahn und auf seinen 275er- bzw. 285er-Reifen wieselt er herrlich ums Eck und liegt ganz hervorragend. Wer es gern auf Trackdays fliegen lässt, kann Semislicks ordern.

Auf einer kaum befahrenen- kurvigen Bergstrecke in Arizona, wo der Sheriff keine Chance hat zu messen, durfte der M2 seine Talente zeigen. Wobei es gar nicht um Tempobolzerei auf geraden Strecken ging, sondern um das Carven durch Kurven. Ideal ist hier der M Dynamic Mode, also das teildeaktivierte DSC. Da tanzt die Hinterachse, verlangt aber erhöhte Aufmerksamkeit, denn der kürzere Radstand macht den M2 eine Spur giftiger als den M4. Das Setup lässt sich einstellen und auf zwei roten Tasten am Lenkrad ablegen.

Das adaptive Fahrwerk lässt auf Wunsch so etwas wie Komfort zu, aber kann sich auch gut straffen. Das geregelte M Sportdifferenzial sorgt mit dafür, dass die Power in den Boden und nicht gleich in Rauch aufgeht. Der Motorsound passt und lässt sich durch eine gelungene Zuspielung über die Lautsprecher intensivieren.

Der Dreiliter-Sechszylinder hängt hervorragend am Gas, dreht gierig bis 7200 Touren. Sein maximales Drehmoment von 550 Nm liefert er ab 2650/min. ab. Bei sportlicher Fahrweise ist also immer genug Kraft da. Lässt man es gemütlich angehen, nervt er nicht wie ein übermotivierter Teenager.

Moderner Innenraum
Was nicht so ganz zum BMW M2 passt, ist das neuerdings bei BMW allgegenwärtige Curved Display, also der Riesen-Screen, der das 12,3 Zoll große Tachodisplay und den 14,9-Zoll-Touchscreen zu einer großen Fläche zusammenfasst. Warum muss ein so klassischer Sportwagen einen solchen Fernseher spazieren tragen? Und dann kann man nicht einmal Rundinstrumente einblenden, sondern hat immer diese pseudomoderne Grafik hinterm Lenkrad.

Man mag ihnen das verzeihen, immerhin gibt es ein manuelles Getriebe und auch der iDrive Controller blieb erhalten. Allerdings wird man den nicht mehr allzu oft verwenden - die unübersichtliche Menüführung erschließt sich besser per Touch.

Die Preise
88.000 Euro kostet der BMW M2 mindestens. Serienmäßig sind neben adaptivem M Fahrwerk und M Sperdifferenzial unter anderem Compound-Bremsen, Dreizonen-Klimaautomatik (wofür man die auf der Mini-Rückbank auch immer braucht), Sitzheizung, komplettes Navitainment oder das M Drive Professional, das auch einen Drift-Analyzer umfasst. Adaptive LEDs, Radartempomat und Rückfahrkamera kosten extra.

Fahrzit:
Ein Freudenspender, wie er im Buche steht. Nicht mehr so pur wie der alte oder gar das 1er M Coupé, aber sehr stark und sehr gut. Beim Preis hört die Freude zwar schnell auf, aber für den M4 werden 23.000 Euro mehr fällig. Ein Kleiner für den großen Spaß.

Warum?
Weil er ernsthaft sportlich ist und großartig fährt
Weil es ihn mit manuellem Getriebe gibt

Warum nicht?
Weil der Innenraum nicht so ganz zum Charakter passt

Oder vielleicht …
… ein gebrauchtes 1er M Coupé. Hat das Zeug zum Klassiker.

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(Bild: kmm)



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