GUTEN MORGEN

Eroberungsgelüste | Flagge in jeder Ecke

(Bild: AP)

Mit der Eroberung der Krim hat der russisch-ukrainische Krieg an sich bereits 2014 begonnen. Damals eroberten russische Truppen die ukrainische Halbinsel - der Aufschrei aus dem Westen blieb halblaut. Kein Wunder, wenn Beobachter meinen, diese defensiv-freundliche Reaktion habe Wladimir Putin in seinem Eroberungswahn beflügelt - auch mit der Einnahme der gesamten Ukraine, so dürfte sein Kalkül gelautet haben, werde sich der Westen letztlich abfinden. Da hat er sich verschätzt. Denn vor allem hatte er dabei nicht den unbändigen Verteidigungswillen der Ukrainer mit einkalkuliert. Putin habe damit gerechnet, nach dem Start der sogenannten „militärischen Spezialoperation“ am 24. Februar 2022 die Ukraine innerhalb weniger Tage komplett erobert zu haben. Man stelle sich vor, dieses Szenario hätte sich bewahrheitet: Dann würden wir dieser Tage nicht des Beginns des Angriffskrieges Russlands gedenken, sondern Putin und die Russen würden das Jubiläum der Einverleibung der Ukraine bejubeln. Und wer weiß, welche Eroberungsgelüste den blutrünstigen Kremlherren bei einem Erfolg sonst noch gepackt hätten?

Flagge in jeder Ecke. Defacto gelang es den russischen Truppen in diesem verheerenden Kriegsjahr mit dem Verlust Zigtausender Soldatenleben auf beiden Seiten lediglich, im russisch-ukrainischen Grenzgebiet ein Stück vorzudringen - um dann teilweise wieder zurückgedrängt zu werden. Die Krim freilich, die konnten die Russen bisher halten. Doch am Sonntag bekräftigte der ukrainische Präsident Wolodimir Zelenskij den Anspruch seines Landes auf die von Putins Russland annektierte Halbinsel. „Das ist unser Land. Das sind unsere Menschen. Das ist unsere Geschichte“, erklärte Zelenskij. Mit der Rückholung der Krim werde in der Ukraine auch wieder Frieden einkehren, so der Präsident: „Wir werden die ukrainische Flagge in jede Ecke der Ukraine zurückbringen.“ Diese Forderung, dieses Bestreben - es ist nachvollziehbar. Doch einen Frieden wird es unter Gebiets-Maximalforderungen kaum geben können.

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