Fälle werden seltener

Retter befreien nach 7 Tagen weitere Überlebende

Ausland
13.02.2023 07:00

Auch sieben Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit Zehntausenden Toten werden in einem Wettlauf gegen die Zeit noch Überlebende aus eingestürzten Gebäuden gerettet. Nach 163 Stunden unter Trümmern befreiten die Rettungsteams in der Provinz Hatay am späten Sonntagabend unter anderem einen siebenjährigen Buben und eine 62-jährige Frau.

In der Provinz Kahramanmaras wurde ein 45-jähriger Mann gerettet, der 162 Stunden verschüttet gewesen war. Während der Rettungsarbeiten erzählte Polat den Rettungskräften, dass er auf den Ofen neben sich geschlagen habe, um mit Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen, wie es hieß. 158 Stunden musste ein zehnjähriger Bub in der Stadt Adimayan auf Rettung warten. Sein erster Wunsch, Fruchtgummis zu bekommen, habe die Herzen der Retter berührt.

Die Zahl der bestätigten Toten liegt inzwischen bei mehr als 35.000, davon in Syrien laut Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens 5900. Der UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths rechnete am Sonntag sogar mit bis zu 50.000 Toten. Tausende werden noch vermisst.

(Bild: AFP)

Hilfe kommt nicht überall an - Gewalt eskaliert
Eine Woche nach der Tragödie wird das Ausmaß der Zerstörung immer deutlicher. Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde, Ali Ertan Toprak, warnte indes vor eskalierender Gewalt. „Es macht mir zunehmend Sorgen, dass die Menschen aufeinander losgehen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Viele Ortschaften haben bis heute keine Hilfe erhalten. Deshalb ist die Wut so groß.“

Kritik: Bauvorschriften nicht umgesetzt
Die Menschen fragen sich auch, weshalb so viele Gebäude einstürzen konnten. Erste Haftbefehle wurden erlassen. Die Beschuldigten sollen für Baumängel verantwortlich sein, die den Einsturz der Gebäude begünstigt hätten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Strafverfolger. Experten kritisieren, dass Bauvorschriften für mehr Schutz vor Beben nicht umgesetzt werden.

„Die Türkei hat auf dem Papier eine der besten Baunormen der Welt. Wenn es um die Umsetzung geht, sind wir die Schlechtesten“, sagte Städtebauexperte Orhan Sarialtun von der Ingenieur- und Architektenkammer der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten beschädigten Gebäude in den betroffenen Provinzen wiesen dieselben Mängel auf: an Stahl- und Eisenstangen, Beton minderer Qualität sei verwendet worden und bei Bodenuntersuchungen habe es Fehlberechnungen gegeben, sagte Sarialtun. Die Opposition macht die Regierung für den Pfusch am Bau verantwortlich. In der Türkei ist Wahlkampf.

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