Ukrainer in Cherson

Russischer Abzug für Kreml „nicht“ erniedrigend

Ukraine-Krieg
11.11.2022 16:57

Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive im Südosten der Ukraine einen bedeutenden Sieg errungen: Neun Monate nach Beginn des Krieges räumte die russische Armee am Freitag die strategisch wichtige Stadt Cherson und überließ das Feld den ukrainischen Streitkräften. Der Kreml versuchte bei der Bedeutung des Erfolgs jedoch zu beschwichtigen - es handle sich dabei um keine Erniedrigung, betonte Sprecher Dmitri Peskow am Freitag.

Russland hatte am Mittwoch den Truppenabzug aus der Gebietshauptstadt Cherson angekündigt, weil die Versorgung der eigenen Soldaten etwa durch nicht mehr nutzbare Brücken unmöglich geworden war. Seither melden die ukrainischen Streitkräfte ein schrittweises Vorrücken in der Region. Mehrere Ortschaften wurden demnach wieder befreit. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands.

Peskow: „Spezialoperation geht weiter“
Auf die Frage, ob die Niederlage in Cherson nicht erniedrigend sei für Putin, antwortete Peskow gegenüber russischer Nachrichtenagenturen mit einem „Nein“. Putin hatte Ende September vier ukrainische Gebiete, darunter Cherson, bei einer Zeremonie im Kreml vollmundig zu einem Teil Russlands erklärt. Peskow machte deutlich, dass der Kreml auch die Feier auf dem Roten Platz zur Einverleibung der Regionen nicht bereue. Die Weltgemeinschaft sieht in den Annexionen einen Völkerrechtsbruch.

Friedensgespräche „aus der Position der Stärke“ heraus, wie sie die ukrainische Seite beanspruche, seien nicht möglich, so Peskow. (Bild: AFP/Kirill KUDRYAVTSEV)
Friedensgespräche „aus der Position der Stärke“ heraus, wie sie die ukrainische Seite beanspruche, seien nicht möglich, so Peskow.
Bewohner in Cherson (Archivbild)
 (Bild: The Associated Press)
Bewohner in Cherson (Archivbild)

Russland schließe Verhandlungen mit der Ukraine zwar nicht aus, sehe aber keine Bereitschaft Kiews für Gespräche, so Peskow weiter. „Kiew will keine Gespräche, also geht die militärische Spezialoperation weiter“, sagte Peskow.

Viele Soldaten bei Rückzug ertrunken
Beim Rückzug auf das andere Flussufer seien viele russische Soldaten ertrunken, behauptete die Regionalverwaltung von Cherson. Dabei sollen sie auch die wichtige und zuletzt durch ukrainischen Beschuss schwer beschädigte Antoniwka-Brücke über den Fluss Dnipro gesprengt haben.

Das russische Verteidigungsministerium meldete Freitagmittag wiederum, mehr als 20 ukrainische Soldaten seien beim Versuch, den russischen Truppen nachzustellen, durch Minenfelder getötet worden, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtete. Diese Meldungen können nicht unabhängig überprüft werden.

Ukrainische Flaggen wehen in Cherson
Im Zentrum der Stadt wurden ukrainische Flaggen gehisst. Die ersten Soldaten wurden von einigen Menschen euphorisch mit Umarmungen und Beifall begrüßt. „Cherson kehrt unter die Kontrolle der Ukraine zurück, Einheiten der ukrainischen Streitkräfte betreten die Stadt“, schrieb das ukrainische Verteidigungsministerium auf Facebook und rief verbliebene russische Soldaten dazu auf, „sich augenblicklich zu ergeben“.

Die Rückzugsrouten der „russischen Invasoren“ seien unter Feuer der ukrainischen Armee, erklärte Kiew weiter. „Jeder russische Soldat, der Widerstand leistet, wird eliminiert.“ Wer sich ergebe, werde jedoch am Leben gelassen, erklärte das Ministerium. Demnach hätten einige russische Soldaten den Befehl erhalten, sich als Zivilisten gekleidet in der Stadt zu verstecken.

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