Schmutz und Lügen

Kein Ende der Ölkatastrophe vor Chinas Küste

Ausland
12.08.2011 16:32
Die Ölkatastrophe vor der Küste Chinas breitet sich aus: Aus einem neuen Leck am Meeresboden fließt weiteres Öl, berichtete die staatliche chinesische Ozeanverwaltung am Freitag. Das Ausmaß der Verschmutzung in der Bohai-Bucht am Gelben Meer sei auch größer als bisher eingeräumt. Nicht 1.500 Barrel Ölbohrschlamm seien bisher ausgetreten, sondern 2.500 Barrel, wurden neue Angaben des heftig kritisierten Unternehmens ConocoPhillips China zitiert.

Schon im Juni war die Ölpest nur zögerlich enthüllt worden, nachdem chinesische Blogger im Internet über zwei Lecks berichtet hatten. Auch das wahre Ausmaß wurde von Anfang an vertuscht, was große Empörung auslöste. Die Behörden beanstandeten, wie die Ölgesellschaft ConocoPhillips China mit dem Unfall umgegangen ist. Das Unternehmen wird in den Staatsmedien zwar immer als Tochterfirma des in der texanischen Stadt Houston ansässigen US-Ölunternehmens ConocoPhillips dargestellt, gehört aber zu 51 Prozent Chinas größtem staatlichem Offshore-Konzern China National Offshore Oil Corporation.

Divergierende Angaben
Von den ausgelaufenen 2.500 Barrel Ölbohrschlamm im Förderfeld Penglai 19-3 (Bild) seien bisher 1.700 Barrell wieder aufgefangen worden, berichtete das Unternehmen in einer Mitteilung. Bis Ende August dürfte der Rest erfolgen, kündigte der Präsident von ConocoPhillips, Georg Storaker, an. Die Ölgesellschaft selbst sprach nicht von einem neuen Leck, sondern räumte nur ein, "kleine Ölmengen" seien nahe der Plattform C an die Wasseroberfläche getreten. Es handle sich nur um ein bis bis zwei Liter am Tag als Ergebnis der Säuberungsarbeiten am Meeresboden.

Die Ozeanverwaltung hingegen berichtete laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua, das Unternehmen habe ein neues Leck eingeräumt. Es sei rund elf Meter von der Stelle entfernt, wo vorher schon Öl ausgetreten sei. Den Verdacht hätten zuvor schon Ermittler der Meeresbehörde geäußert, die Öl an der Wasseroberfläche entdeckt hatten. Laut Xinhua wurde auch bemängelt, dass ConocoPhillips China wenig getan habe, potenzielle Lecks aufzuspüren oder neue undichte Stellen zu verhindern.

Strände verschmutzt
Ausläufer der Ölpest in der Bohai-Bucht haben demnach Strände der nordchinesischen Provinzen Shandong und Hebei verschmutzt. Dabei wurden Verluste für die Tourismus- und Fischindustrie beklagt. Die Ölgesellschaft komme nur schleppend mit der Säuberung voran, was nach eigenen Angaben auch an einem Taifun und technischen Problemen liege, berichtete Xinhua. Die Behörden forderten von ConocoPhillips eine Entschuldigung für den bisherigen Umgang mit der Ölpest.

Chinesische Beobachter zogen Vergleiche zu der Ölkatastrophe mit der BP-Plattform 2010 im Golf von Mexiko. Es wurde auch daran erinnert, dass im vergangenen Sommer das wahre Ausmaß einer Ölkatastrophe an einer Pipeline nahe der Hafenstadt Dalian ebenfalls nicht offiziell mitgeteilt wurde. Es gab aber auch heftige Kritik an den chinesischen Aufsichtsbehörden, weil die zuständige staatliche Ozean-Verwaltung erst einen Monat nach dem ersten Ölleck am 4. Juni an die Öffentlichkeit gegangen war.

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