Leopold-Figl-Gedenken

Nehammer-Festrede: „Glaubt an dieses Österreich“

Politik
02.10.2022 19:09

In den aktuellen Krisenzeiten sei Haltung gefragt. Das sagte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einem Festakt zum 120. Geburtstag von Leopold Figl im Bundeskanzleramt am Sonntag. Der ÖVP-Regierungschef nahm dabei Anleihe bei seinem berühmten Vorgänger ...

Was haben Leopold Figl und Karl Nehammer gemeinsam? Beide geboren in Wien, beide sozialisiert in Niederösterreich. Beide Bundeskanzler in Krisenzeiten. Und natürlich aus der ÖVP.

Nehammer nahm den 120. Geburtstag des 1965 verstorbenen Figl zum Anlass, um bei einem Festakt an den berühmten Vorgänger zu erinnern. Und um Anleihen zu nehmen an große Worte in schwierigen Zeiten, die wohl beide zu bestehen hatten bzw. haben. Wenngleich wohl niemand bestreiten wird, dass die Situation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945, ungleich schwieriger war als heute. Zudem hatte Figl in der NS-Zeit Konzentrationslager zu überleben.

Dennoch: Die aktuellen Krisen sind die schlimmsten seit Figls Ära.

„Wir werden jetzt ermahnt, wie nie zuvor Haltung zu zeigen“, sagte Nehammer zum Auditorium, in dem sich auch die Tochter Figls, Anneliese, sowie zahlreiche Vertreter der Regierung befanden, darunter Innenminister Gerhard Karner oder Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Auch Johanna Mikl-Leitner war im Bundeskanzleramt, um ihrem Vorgänger als Landeshauptfrau zu gedenken. Alle Genannten der ÖVP-Niederösterreich entstammend.

„Ursache und Wirkung nicht verwechseln“
Nehammer ging intensiv auf das Wirken und Werden Figls ein. Auf seinen Leidensweg. Und spannte den Bogen zu heute. Entbehrungen gebe es genug. Und Herausforderungen. Die Menschen würden in einer Zeit der Angst und Bedrohung leben, dürften aber „Ursache und Wirkung nicht verwechseln“. Das würden die Populisten tun und damit unsere Freiheit und Demokratie bedrohen, warnte Nehammer in Hinblick auf die EU-Sanktionen gegen Russland, die von rechten Parteien scharf kritisiert werden. 

Nach dem Weltkrieg gab es eine Phase der Unsicherheit, letztlich aber auch eine Erfolgsgeschichte. Wiederauferstehung, wirtschaftlicher Aufschwung, Österreich erstmals ohne unruhige Zeiten. Der Kalte Krieg blieb kalt. Das neutrale Land an der Schnittstelle der rivalisierenden Blöcke. Die Menschen lernten nicht, mit richtigen Krisen umzugehen.

Die Österreicherinnen und Österreicher würden in Krisenzeiten neuer Dimensionen leben, sagte Nehammer. Nach drei Jahren Pandemie sei der Krieg gekommen. Etwas, das „uns völlig unvorstellbar schien, ist Wirklichkeit geworden“.

Krisen haben viele Konsequenzen und Folgen, sie „zeigen immer Schwächen auf. Der Krieg hat gezeigt, dass wir in einer unerträglichen Art und Weise abhängig sind“. Aber aus den Schwächen müsste Österreich Stärken entwickeln und sich von der russischen Anhängigkeit befreien und Energiesicherheit entwickeln.

Figl unter Folter und ohne Perspektive 
Nehammer verwies immer wieder auf Figl, der für ihn, Nehammer, ein großes Vorbild sei, sich „als Mensch auch in der schlimmsten Krise noch bewährt“ habe.

Nehammer erzählte dazu eine Episode: Als Figl, der im Todestrakt des Landesgerichts in Wien saß, kurz vor Kriegsende entlassen werden sollte, habe er diese Entlassung nicht sofort angenommen. Er habe gefordert, dass auch seine Mithäftlinge entlassen werden und einen Passierschein erhalten. 

„Er wurde gefoltert, er wäre fast gestorben, hat in Wahrheit keine Lebensperspektive mehr gehabt. Und als die Möglichkeit da war, den Ort zu verlassen, hat er sich auch für andere eingesetzt“. 

Gegen falsche Erzählungen
In Zeiten der Angst und Verunsicherung gelte es, Ruhe zu bewahren, Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu suchen. Man müsse Wehrhaftigkeit entwickeln, sagte der gelernte Soldat. Die Gegner der Demokratie müsse man in die Knie zwingen. „Wir müssen Kante zeigen.“ Und es brauche Zuversicht.

Tatsächlich wird es das alles brauchen, um die aktuellen Krisen zu bestehen. Figl und Co. hatten noch elementarere Sorgen zu bewältigen. Grundlegend-existenzielle. Als die Besatzungsmächte Österreich in eine doch ungewisse Zukunft verließen, sagte der damalige Außenminister Figl seinen historischen Satz: „Österreich ist frei.“

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