Forscher zeigen:

So leicht sind wir mittels Foto zu identifizieren

Web
04.08.2011 11:27
Ob Googles Picasa, Apples iPhoto oder Facebook: Viele Anwendungen im Internet machen von Gesichtserkennungssoftware Gebrauch, um Nutzer etwa automatisch auf Fotos ausfindig zu machen und zu markieren. Wie leicht es mittels solcher Software und öffentlich zugänglichen Informationen aus sozialen Netzwerken inzwischen geworden ist, selbst vollkommen fremde Menschen von der Straße zu identifizieren, zeigen jetzt die Experimente von US-Forschern der Carnegie Mellon University.

In einem ersten Experiment versuchten die Wissenschaftler aus Pittsburgh, Pennsylvania, Nutzer eines Datingportals, wo diese unter einem Pseudonym angemeldet waren, mittels Gesichtserkennungssoftware zu identifizieren. Dafür griffen sie auf die öffentlich zugänglichen Informationen von Facebook zurück, wo sich laut einer eigenen Umfrage fast 90 Prozent der Nutzer mit ihrem echten Namen anmelden.

Das Ergebnis: Zu 13,9 Prozent der Datingprofile fand die Gesichtserkennungssoftware ein Facebook-Profil mit einem ähnlichen Porträtfoto. Bei einer anschließenden "Qualitätskontrolle" durch den Menschen wurde immerhin noch 10,5 Prozent der Datingprofile eine "sichere" oder "wahrscheinliche" Übereinstimmung attestiert. Sprich: Zu jedem zehnten Profil mit einem Pseudonym fanden die Forscher das passende Facebook-Konto - und damit zumeist auch den echten Namen.

Gesichtserkennung in Echtzeit
In einem weiteren Experiment wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie leicht es ist, vollkommen fremde Menschen in Echtzeit zu identifizieren. Dazu luden sie 93 Studenten dazu ein, an einer Online-Befragung teilzunehmen. Die Probanden wurden zunächst per Webcam fotografiert und mussten anschließend einen allgemeinen Fragebogen zu ihrer Facebook-Nutzung ausfüllen.

Währenddessen glich die Gesichtserkennungssoftware im Hintergrund die zuvor aufgenommenen Webcambilder mit den gut 25.000 Facebook-Profilen ab, die eine Verbindung zum College hatten. Laut einem Bericht von "Spiegel Online" brauchte die Software im Schnitt nur 2,89 Sekunden, um jeden Teilnehmer das mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Facebook-Foto zuzuordnen. 42 Prozent der Probanden erkannten sich auf den Bildern schlussendlich auch tatsächlich wieder – und das, obwohl die Forscher lediglich eine Standardsoftware, eine handelsübliche Webcam und öffentlich zugängliche Informationen nutzten.

"Gesicht nicht austauschbar"
Den Forschern zufolge seien nun politische Lösungen gefordert, um die Balance zwischen den Vor- und Nachteilen von Gesichtserkennungssoftware zu wahren. "Selbstregulierung und Opt-in-Mechanismen funktionieren offenbar nicht, wie unsere auf öffentlich zugänglichen Informationen beruhenden Ergebnisse zeigen", schreiben die Wissenschaftler.

Bezugnehmend auf Ex-Google-Chef Eric Schmidt, der einmal sagte, dass Nutzern in der Zukunft das Recht eingeräumt werden sollte, den Namen zu wechseln, um sich von "Jugendsünden" im Web reinzuwaschen, merken die Forscher an, dass es weitaus schwieriger sei, das Gesicht eines Nutzers zu wechseln.

Entwicklung laut Forschern nicht aufzuhalten
Aufhalten lasse sich die Entwicklung nicht mehr, sind die Wissenschaftler überzeugt: Namen und Fotos von Millionen Nutzern seien längst im Internet miteinander verknüpft. Es sei nur eine Frage der Zeit, dass Nutzer mit der Auswertung dieser Informationen in der Offline-Welt konfrontiert würden. "Als Nutzer sozialer Netzwerke haben wir längst einer Datenbank mit De-facto-Real-Identitäten zugestimmt."

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