Null-Covid in Shanghai

Dürfen nicht heim: Arbeiter wüten in Laptop-Fabrik

Chinas Null-Covid-Strategie und das strikte Vorgehen gegen Corona-Ausbrüche in Shanghai haben dort in einem riesigen Laptop-Werk des Auftragsfertigers Quanta, der unter anderem das Macbook Pro von Apple zusammenbaut, zu gewaltsamen Protesten geführt. Hunderte Arbeiter, die bei gleichbleibend niedrigem Lohn am Werksgelände übernachten und seit Wochen nicht nach Hause dürfen, durchbrachen Absperrungen und randalierten in den Unterkünften des Managements.

Wie das Wirtschaftsnachrichtenportal Bloomberg meldet, musste in den vergangenen Monaten aufgrund von Corona-Ausbrüchen die Produktion in dem Werk zeitweise eingestellt werden. Mittlerweile werden wieder Laptops hergestellt - allerdings unter ziemlich unangenehmen Bedingungen. Die Arbeiter dürfen das Werksgelände seit fast zwei Monaten nicht verlassen, müssen dort ihre Freizeit verbringen und übernachten.

„Closed Loop“-System soll Produktion sichern
Mit diesem „Closed Loop“ getauften System will der taiwanesische Auftragsfertiger, der neben Apple auch für viele andere Laptop-Anbieter tätig ist, die Produktion in China aufrechterhalten und verhindern, dass es in dem Werk zu Infektionen kommt. Finanzielle Kompensation erhielten die am Werksgelände eingesperrten Arbeiter nicht. Auch die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sei verbesserungswürdig, heißt es in dem Bericht.

Hunderte Arbeiter bahnten sich an den Wachleuten vorbei ihren Weg nach draußen.

(Bild: twitter.com/RFA_Chinese)

Die Belegschaft klagte unter anderem über Engpässe bei der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs.

(Bild: twitter.com/RFA_Chinese)

Einige Arbeiter randalierten in sogar in den Unterkünften des aus Taiwan eingeflogenen Managements.

(Bild: twitter.com/RFA_Chinese)

Die Mitarbeiter reagieren zunehmend mit Gewalt. Ein kürzlich von „Radio Free Asia“ veröffentlichtes Video zeigt Hunderte Arbeiter bei gewaltsamen Protesten. Sie durchbrachen Absperrungen, um sich außerhalb des Werkes mit Lebensmitteln und anderen Dingen einzudecken. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen und Schlägereien. Eine Gruppe verärgerter Arbeiter stürmte sogar die Unterkünfte des Managements.

Schreie, Schlägereien, Handgreiflichkeiten: Nach fast zwei Monaten im Werks-Lockdown sind viele Arbeiterinnen und Arbeiter mit ihren Nerven am Ende.

(Bild: twitter.com/RFA_Chinese)

Ein Arbeiter erzählt: „Die Leute sind frustriert und der ständigen Kontrollen überdrüssig. Das ist unausweichlich, vor allem wenn man nicht weiß, wann das alles enden wird.“

Fabriks-Quarantäne offenbar wenig wirksam
Allzu wirkungsvoll scheint das ungeliebte „Closed Loop“-System in dem Werk bei der Verhinderung von Corona-Ausbrüchen nicht zu sein. Laut dem Bericht kam es trotz der Abriegelung der Fabrik zu lokalen Ausbrüchen, immer wieder mussten größere Mitarbeitergruppen in Quarantäne-Zentren und Spitäler gebracht werden.

Die meisten Arbeiter in der Fabrik sind mittlerweile von Covid genesen.

Anonymer Mitarbeiter

Quanta reagierte mit täglichen Testungen am Werksgelände. „Die meisten Arbeiter in der Fabrik sind mittlerweile von Covid genesen“, sagt ein Arbeiter. Trotzdem halte man an den verhängten Maßnahmen fest.

Die Bedingungen in dem Werk - es ist die wichtigste Produktionsstätte für Apples Macbook Pro mit 14 oder 16 Zoll Diagonale - haben Folgen für Laptop-Käufer in aller Welt. Die Lieferzeit für die dort gebauten Apple-Notebooks betrage mittlerweile rund zwei Monate, schreibt Bloomberg. Quanta und Apple wollten sich nicht zu den Vorkommnissen äußern.