Klinikum Vöcklabruck

„Lukas ist tot, weil Ärzte Fehler gemacht haben“

Salzburg
21.05.2022 06:15

„Was uns passiert ist, darf niemandem passieren“, sagen Sabrina und Stefan W.: Das Paar aus Oberösterreich hat sein Kind bei der Geburt im Klinikum Vöcklabruck verloren. Jetzt wollen die Eltern Gerechtigkeit. Die Staatsanwaltschaft Wels ermittelt.

Tochter Leonie (2) turnt im Garten, als die „Krone“ das Zuhause der Familie im Salzkammergut erreicht. Nur ein paar Kilometer von der Salzburger Landesgrenze entfernt haben sich hier Sabrina und Stefan W. ihr Familien-Leben aufgebaut und extra ausgebaut. Doch seit Dezember sind die Gedanken woanders: „Tagtäglich muss ich an meinen Lukas denken. Jeden Tag habe ich Schmerzen durch die Geburt, und das, was geschehen ist“, sagt die Mutter im Kampf gegen die Tränen.

Wehen und Schmerzen mehr als 20 Stunden lang
Eigentlich lief bis zum Geburtstermin von Lukas alles komplikationslos ab, erzählen die Eltern. Anders als bei Leonie, die per Kaiserschnitt zur Welt kam, hätte es bei Lukas eine natürliche Geburt werden sollen: „Die Ärztin versicherte mir, dass ich mir keinen Stress machen brauche, da nichts gegen eine normale Geburt sprach. Bei der kleinsten Auffälligkeit würden sie einen Kaiserschnitt machen“, schildert Sabrina das Gespräch vom 29. November 2021. „Den Kaiserschnitt wollten sie wegen Corona und Termin-Problemen gleich am nächsten Tag machen“, erzählen die Eltern, die sich gegen die OP entschieden haben. Sieben Tage später setzten die Wehen ein.

„Ich habe die Schmerzen heftig empfunden“
Sabrina und Stefan W. erreichten am 6. Dezember 2021 kurz nach Mitternacht das Klinikum Vöcklabruck. „Lukas wollte noch nicht, darum haben sie den Papa heimgeschickt“, so die Mama. Über den ganzen Nikolaustag quälten die Wehen. Vormittags erhielt die Mutter ein Medikament zur Geburtseinleitung. Und nachmittags die PDA. „Ich habe die Schmerzen heftig empfunden“, erzählt Sabrina. Gegen 19 Uhr war der Muttermund offen. Doch: „Die Schmerzen sind plötzlich so stark geworden.“ In diesem Zustand forderte die Mutter einen Kaiserschnitt, während die Hebammen kalmierend meinten: „Wir ziehen das jetzt durch.“ Sabrina erhielt per Infusion noch ein Schmerzmittel.

Der Oberarzt schlug eine Saugglocken-Geburt vor, holte dazu einen Kollegen hinzu. „Ich war ausgeliefert. Der eine hat gezogen, der andere hat am Bauch runtergedrückt.“ Sabrina verspürte einen innerlichen Druck im Bauch und unerträgliche Schmerzen, wie sie erzählt: „Eine Mutter weiß, wenn da was nicht stimmt“. Währenddessen gingen die Herz-Töne des Kindes rapide nach unten, ergänzt Vater Stefan.

Bedrohlicher Blutverlust und zu wenig Sauerstoff
Die Ärzte probierten es weiter mit der Saugglocke. Später folgten Narkose und Not-Kaiserschnitt. Papa Stefan wartete im Kreißsaal. Nach einer dreiviertel Stunde teilte das Personal mit: „Lukas muss beatmet werden.“ Und die Frau? „Geht es nicht gut.“ 2,5 Liter Blut hatte Sabrina W. verloren. Sie war auf der Kippe. Lukas musste reanimiert werden. Zu wenig Sauerstoff hatte sein Gehirn bekommen - nur mehr Maschinen hielten das Neugeborene am Leben.

Transport ins Uniklinikum Salzburg, in die Neonatologie: „Er war komplett leblos, wie eine lebendige Puppe“, schildert Stefan W., als er seinen Sohn das erste Mal sah. „Die Ärzte waren sich einig, dass das Gehirn von Lukas schwerste Schäden erlitten hatte und er nicht mehr munter wird.“

Eine Taufe bevor Lukas sein Leben aushauchte
Am 14. Dezember entschieden sich die Eltern, die Maschinen abzustellen: „Wir durften noch eine Taufe machen. Opa, Oma und Tante waren da.“ Lukas lag auf dem Bauch seines Vaters, als die Ärzte alles entfernten, was den Sprössling am Leben hielt: „Ich spürte den letzten Atemzug, seinen letzten Herzschlag.“ Für die Eltern steht fest: „Die Ärzte haben nicht richtig gehandelt.“ Die Mama betont: „Sie haben mich nicht gehört, mich nicht ernst genommen.“

Auf Nachfrage bedauert die Klinik: „Wir möchten versichern, dass wir alles für uns Mögliche getan haben, um das Leben von Mutter und Kind zu retten.“ Die Justiz soll jetzt aufklären.

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