„Noch vor dem Sommer“

„Kreisky-Plan“: SPÖ-Urgestein rüffelt hohe Politik

(Bild: Reinhard HOLL)

SPÖ-„Urgestein“ Hannes Androsch (84) warnt im „Krone“-Gespräch vor naiven Hoffnungen bei der Suche nach alternativen Energiequellen. Er fordert die hohe Politik auf, noch vor dem Sommer ein Programm für die Wirtschaft zu starten, und verweist dabei auf die Ära Kreisky.

Nach den Parteitagen der ÖVP, der SPÖ Burgenland und der FPÖ Steiermark scheint wieder der politische Alltag in Österreich Einzug zu halten. Nur das SPÖ-„Urgestein“ Hannes Androsch warnt vor der weiteren Lähmung: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass uns diese Krisen, von Covid bis zum Ukraine-Krieg, Wohlstand kosten. Da führt kein Weg vorbei, wir können nur versuchen, die Auswirkungen zumindest für die Einkommensschwächsten abzufedern.“

„Nicht mit der Gießkanne“
Dies sollte jedoch punktgenau und „nicht mit der Gießkanne“ erfolgen. Also Hilfe für die Ärmsten, darüber hinaus plädiert der Ex-Politiker, der inzwischen als Unternehmer höchst erfolgreich agiert, dafür, die Bildungsmaßnahmen zu forcieren und für möglichst viele Investitionen zu sorgen.

Man kann nicht den Hunger in der Welt beklagen und gleichzeitig Getreide zu Treibstoff machen.

Hannes Androsch

Bei den Auswirkungen der Energiekrise zeigt sich Androsch pragmatisch: „Wir sollten alle technologischen Möglichkeiten nützen und uns nicht in irgendwelche Traumschlösser verlieben. Entscheidend ist, dass etwas geschieht: Dass die Wasserkraft weiter ausgebaut wird, dass Windkraft- und Sonnenenergie-Anlagen einen Schub erhalten, dass das Leitungsnetz ausgebaut und sicher gemacht wird und dass das Erdgas nicht total verdammt wird.“ Dieses werde noch geraume Zeit als Überbrückung benötigt werden. Scharfe Kritik kommt von Androsch bei einem anderen Thema: „Man kann nicht den Hunger in der Welt beklagen und gleichzeitig Getreide zu Treibstoff machen “

„Im Herbst ist es dafür zu spät“
Und trotz seiner 84 Jahre empfiehlt Androsch den Politikern, „aufs Tempo zu drücken“: „Jetzt noch vor dem Sommer muss ein Programm für die Wirtschaft erstellt werden, im Herbst ist es dafür zu spät!“ Bruno Kreisky etwa hätte seine erfolgreiche politische Positionierung mit einem umfassenden Wirtschaftsplan gestartet, an dem Tausende Experten mitgewirkt hätten. Androsch: „Genau so etwas brauchen wir jetzt. Tun statt reden muss die Devise lauten!“