Guten Morgen

Saubere Hände | Wackelnder Obmann

Saubere Hände. Missverständnisse über Missverständnisse. Auslöser ist der Bundeskanzler: Da sorgt sein einziger flapsiger Spruch für viele heftige Reaktionen in den sozialen Netzen. „So viele in einem kleinen Raum heißt auch, so viele Viren - aber jetzt kümmert es uns nicht mehr“, hatte er die Delegierten beim Bundesparteitag am Samstag in Graz begrüßt.  Mehr als 1000 ÖVP-Anhänger saßen im stickigen Saal - kaum mehr als eine Handvoll von ihnen mit Maske. Haupttenor in den kritischen Reaktionen auf die Nehammer-Ansage: Im Supermarkt oder der Straßenbahn müssen wir Maske tragen, aber wenn sich 1000 ÖVP-ler stundenlang zusammenpferchen, ist alles erlaubt. Und so wollen viele schlussfolgern: Pandemie samt Maskenpflicht also durch den Kanzler beendet . . . Freilich ein Wunsch-Missverständnis. Als Missverständnis sieht der Kanzler auch eine andere Erwähnung in der Sonntags-„Krone“, die seinen Umgang mit Corona unterstreicht. Wir hatten vermerkt, dass er sich, nachdem er vor Beginn des offiziellen Teils Hunderte Hände geschüttelt hatte, während seiner Rede gefühlt mindestens einmal pro Minute an Nase, Wange oder den Mund griff. Doch da wäscht Mister 100 Prozent seine Hände in Unschuld - im wahrsten Sinne des Wortes! Er reagierte auf die Anmerkung umgehend. „Die Hände waren desinfiziert“, versicherte er, denn das sei für ihn schon vor Corona ein Standard gewesen. Er habe ein Desinfekt immer dabei. Auch für die Griffe ins Gesicht folgt eine Erklärung: „Es war brutal heiß auf der Bühne“. 

Wackelnder Obmann. „Werdet ihr ihm eine Chance geben?“ fragt uns Journalisten am Parteitag einer aus der VP-Führungsriege. Dabei ist die Frage ja viel weniger, ob ihm die Medien eine Chance geben. Vielmehr, ob es die Wähler und letztlich vor allem seine Parteifreunde tun, die für Volkspartei-Obleute stets die größte Gefahr darstellen. Werden sie Nehammer länger als die seit Jahrzehnten durchschnittlichen 3,3 Jahre an der Parteispitze belassen? Sogar die viel gescholtene, höchst umstrittene Pamela Rendi-Wagner hält sich schon länger als SPÖ-Parteichefin als der durchschnittliche ÖVP-Obmann in seiner Partei. Wobei Rendi-Wagner auch am ÖVP-Parteitag ein Thema war. Klubobmann August „Gust“ Wöginger, der in seiner Rede zu ganz großer Form auflief und die heiße Parteitagshalle zum Kochen brachte, schrie in die Delegierten-Menge: „Mach ma's net wie die Roten: Standing Ovations für die Pam beim Parteitag, und dann wählt sie ein Viertel nicht. So sind wir nicht!“ Hat am Samstag funktioniert. Standing Ovations für Karl Nehammer - und alle, alle wählten ihn auch. Soweit, so gut. Was aber Wöginger auch noch hinzufügte: „Wir sind Kanzler und bleiben es auch.“ Aber wenn da die Wähler nicht mitspielen? Dann wackelt der nächste Obmann der Volkspartei garantiert! Einen schönen Montag!

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