Lebte in Österreich

Tschernobyl-„Chef-Liquidator“ in Wien gestorben

Österreich
06.04.2022 15:44

Der Leiter der Aufräumungsarbeiten im AKW Tschernobyl, Juri Andrejew (auch: Iouli Andreev), ist - wie erste jetzt bekannt wurde - am 23. März im 85. Lebensjahr in Wien gestorben. Das teilte die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur (Boku) am Mittwoch mit. Er lebte seit 1992 in der Bundeshauptstadt und war seit 1999 österreichischer Staatsbürger.

Andrejew galt als „Chef-Liquidator“ des Reaktorunfalls, der wenige Wochen nach der Katastrophe am 26. April 1986 nach Tschernobyl geschickt wurde und fünf Jahre lang maßgebend an den Dekontaminationsarbeiten im und um das Atomkraftwerk beteiligt war.

Der 1938 in Wladiwostok geborene Nuklearexperte kam 1992 auf Einladung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften nach Österreich und lebte seither mit seiner Frau in Wien. 1999 wurde er österreichischer Staatsbürger. In Wien arbeitete er als Ingenieurkonsulent und Universitätslektor an der Universität Wien und der Boku.

War in zahlreichen leitenden Positionen
Nach seinem Studium arbeitete Andrejew zunächst am Institut für zivile Technologie für Wasser- und Lufthygiene in St. Petersburg als Entwicklungsingenieur und Projektmanager im ABC-Abwehrlabor in Moskau und wurde im Mai 1986 von der Armee zum Ministerium für Nuklearindustrie als Berater für Notfallmaßnahmen in Tschernobyl abgestellt. Er war als Spezialist für Katastrophenmaßnahmen bis 1991 in verschiedenen Funktionen für die Dekontamination im Umkreis um den Unglücksreaktor verantwortlich.

Unter anderem war er Generaldirektor für Forschung und Entwicklung des Industriekomplexes für Dekontaminationsmaßnahmen „Spetsatom“, Chefingenieur für Notfallplanung bei der sowjetischen Organisation für Service und Reparatur im Bereich Kernenergie „Atomenergoremont“, Forschungschef im „Spetsatom-Emergency Center“ in Tschernobyl und Mitglied der Russischen Nationalen Kommission für Nuklearunfälle.

Setzte sich für verstrahlte Arbeiter ein
Der Techniker hat sich zudem über viele Jahre für die Tausenden Arbeiter eingesetzt, die als „Liquidatoren“ während und nach der Katastrophe direkt am Atomkraftwerk in Tschernobyl zum Einsatz kamen, und beklagt, dass deren Schicksal niemanden interessiere.

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