„Besonders gefährlich“

Zehn Jahre Haft für Neonazi-Rapper „Mr. Bond“

Der Neonazi-Rapper „Mr. Bond“ ist am späten Donnerstagnachmittag am Wiener Landesgericht beinahe im vollen Umfang der Anklage schuldig erkannt und wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht ging davon aus, dass bei dem 37-Jährigen eine „besondere Gefährlichkeit“ vorliegt. 

Sein mitangeklagter jüngerer Bruder fasste vier Jahre unbedingt aus. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Das Brüderpaar erbat Bedenkzeit, die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab.

Wie der Richter in der Urteilsbegründung darlegte, sei die von der Staatsanwaltschaft angenommene „besondere Gefährlichkeit“ des in rechtsextremen Kreisen populären „Mr. Bond“ nicht von der Hand zu weisen. Dessen Songs seien „ein paar Hunderttausendmal“ im Internet heruntergeladen worden. Diese Nachfrage sei „gerade für junge Zuhörer“ attraktiv und lade „zur Nachahmung ein“, meinte der Richter. Bei einer Strafdrohung von bis zu 20 Jahren erscheine die verhängte Strafe schuld- und tatangemessen.

Tribut für Attentäter von Christchurch
Der gebürtige Lienzer hatte auch ein Video verbreitet, mit dem er dem Attentäter von Christchurch in Neuseeland Tribut zollte, der im März 2019 in zwei Moscheen 51 Menschen umbrachte. Er übersetzte auch dessen „Manifest“ ins Deutsche. In seinen Rap-Songs behauptete der Mann die angebliche Vorherrschaft der weißen Rasse. Eine seiner Nummern verwendete laut Anklage der rechtsextreme Gewalttäter, der am 9. Oktober 2019 im deutschen Halle an der Saale in eine Synagoge eindringen wollte und in der Nähe zwei Menschen tötete, als ihm dies nicht gelang. Den geplanten Live-Stream vom gescheiterten Attentat auf die jüdische Gemeinde hatte der Mann mit einem Stück von „Mr. Bond“ musikalisch unterlegt.

Keinerlei Unmutsäußerungen
Sowohl „Mr. Bond“ als auch sein ebenfalls zu mehrjähriger Haft verurteilter jüngerer Bruder blieben nach der Urteilsverkündung ruhig. Auch im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal kam es zu keinerlei Unmutsäußerungen. Unter den großteils jungen Zuhörern dürften sich kaum Fans des rechten Rappers befunden haben.

Rapper bekannte sich „vollinhaltlich schuldig“
„Sämtliche Vorwürfe sind richtig“, hatte „Mr. Bond“ am vergangenen Dienstag beim Verhandlungsauftakt erklärt. Er bekannte sich „vollinhaltlich schuldig“ und erklärte: „Ich habe in der U-Haft erkannt, dass das falsch war. Ich war verblendet und erkenne erst jetzt die Tragweite meines Handelns.“

Keine Störversuche während Hauptverhandlung
Vor der Verhandlung hatten Gleichgesinnte auf Telegram zu Solidaritätsbekundungen für ihr angeklagtes Idol aufgerufen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Prozess daher vom Staatsschutz und schwerbewaffneten Wega-Beamten überwacht. Während der zweitägigen Hauptverhandlung kam es dann aber zu keinen Störversuchen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele