EHEC-Epidemie

Spanische Firma: Salatgurken beim Transport verseucht

Ausland
27.05.2011 10:35
Die mit dem EHEC-Erreger verseuchten Bio-Gurken aus Spanien sind nach Angaben des Herstellers "Pepino Bio Frunet" auf dem Weg nach Deutschland verunreinigt worden. Wie ein Manager des Unternehmens, Javier Lopez, der "Bild"-Zeitung sagte, wären die Gurken beim Transport runtergefallen. Trotzdem wird nach wie vor auch nach anderen Infektionsquellen gefahndet.

"Die Gurken wurden mit einem Lkw abgeholt und kamen am 15. Mai in Hamburg an. Am 16. bekamen wir eine E-Mail unseres Kunden, der uns mitteilte, dass die Gurken während des Transports heruntergefallen wären. Er teilte uns mit, dass er sie trotzdem auf dem Hamburger Großmarkt verkaufen wolle", so der Manager in Malaga, dem Sitz des Unternehmens. Die Lieferung habe insgesamt aus 180 Boxen mit Gurken bestanden.

Lopez sagte laut der Zeitung außerdem, dass er bereits am Mittwochabend ein Fax der Hamburger Behörden bekommen habe, mit dem Hinweis, dass an seinen Gurken der Erreger festgestellt wurde.

Auch andere Lebensmittel betroffen?
Das Hamburger Hygiene-Institut hatte am Donnerstag spanische Salatgurken als Träger der gefährlichen EHEC-Erreger identifiziert. Bei drei Gurken aus dem Land sei der Keim eindeutig festgestellt worden, eine weitere Salatgurke mit EHEC-Keimen könne noch nicht sicher zugeordnet werden.

Die deutsche Studie sei bisher nur in Hamburg erfolgt und habe deshalb auch nur bedingten Aussagewert für andere betroffene Orte, teilte das Institut mit. "Es ist nicht auszuschließen, dass auch andere Lebensmittel als Infektionsquelle infrage kommen", so Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks bei einer Pressekonferenz.

In Deutschland werde die betroffene Ware sofort vom Markt genommen, sagte Prüfer-Storcks. "Wir ziehen alles aus dem Verkehr, was wir diesen Quellen zuordnen können." Die Hamburger Gesundheitsbehörde gehe zudem allen denkbaren Vertriebswegen nach. Die Proben stammten vom Hamburger Großmarkt.

RKI warnt vor Salat, Gurken und Tomaten
Bereits am Mittwochabend hatte das Robert-Koch-Institut in Berlin angesichts des sich immer schneller ausbreitenden Keims mit mittlerweile über 700 Fällen vor dem Verzehr von Blattsalaten sowie rohen Tomaten und Gurken gewarnt. Eine RKI-Studie habe gezeigt, dass EHEC-Erkrankte die erwähnten Gemüsesorten deutlich häufiger gegessen hätten als gesunde Vergleichspersonen. Deshalb solle man auf diese Lebensmittel ganz verzichten. Aber auch andere Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Käse kämen nach wie vor als Infektionsquelle infrage - auch wenn dort noch keine EHEC-Keime nachgewiesen wurden.

EHEC-Bakterien sind eine gefährliche Variante des harmlosen Darmbewohners Escherichia coli. Natürliches Reservoir der Bakterien ist der Darm von Wiederkäuern, speziell von Rindern. Eine EHEC-Infektion führt zu Durchfällen, die auch blutig sein können. Weitere Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen, zudem können Nierenschäden bis zum Versagen der Organe auftreten.

Bereits spezieller Erregertyp identifiziert
Experten der Universität Münster haben den EHEC-Typ identifiziert, der für die Epidemie verantwortlich ist. Es handle sich um einen von 42 bekannten EHEC-Typen, der bisher aber nicht auffällig in Erscheinung getreten sei, sagte der Direktor des vom RKI beauftragten Labors, Helge Karch, am Donnerstag. Bisher sei es mit diesem Keim weder in Deutschland noch weltweit zu dokumentierten Ausbrüchen gekommen.

Dem Ausbruchsstamm fehle ein bestimmtes Gen, das in etwa 95 Prozent der EHEC-Keime vorkomme, die das Hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) auslösen, erklärte der Forscher. Daher seien Penizilline oder bestimmte Breitband-Antibiotika nicht wirksam, sondern nur sogenannte Carbapeneme, die zu den Beta-Lactam-Antibiotika gehören. Bei der Untersuchung habe sich schnell herausgestellt, dass es sich bei den Patientenproben aus vier Städten um denselben Stamm handelte. Karch und sein Team haben nach eigenen Angaben mit der Entwicklung eines Schnelltests begonnen, der in wenigen Tagen zur Verfügung stehen soll.

Meldungen über bestätigte Infektionen oder Verdachtsfälle kommen mittlerweile aus allen deutschen Bundesländer. Der Schwerpunkt der Infektionen liegt in Norddeutschland. Am stärksten betroffen ist derzeit Hamburg. Für den Stadtstaat und Schleswig-Holstein meldeten die Behörden zusammen mehr als 400 Erkrankungen und Verdachtsfälle.

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